Bankgebäude in Gifhorn
Fassade und Dach als Pfosten-Riegel-Konstruktion
Die südlich von Braunschweig gelegene Stadt Gifhorn entwickelte
sich ursprünglich aus einem Straßendorf, deshalb ist ihre Altstadt
auch heute noch durch sogenannte Ackerbürgerhäuser geprägt. Dabei
handelt es sich um schmale, tiefe und giebelständige Fachwerkhäuser
mit Satteldach, zwischen denen kleine Gassen
ursprünglich den öffentlichen Raum mit dem privat genutzten
Landschaftsraum verbanden. Beim Neubau einer Bank orientierte sich
das Team von Stephan Braunfels Architekten an dieser Bauform,
reduzierte sie jedoch auf ihre wesentlichen Elemente – Giebel,
Dachhaut und Gasse.
An der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden zentralen Fußgängerzone
ersetzt der Neubau zwei Gebäude aus den 1970er Jahren. Gegliedert
ist er in zwei eigenständige, zwei- bzw. dreigeschossige Baukörper
mit Satteldach, die im spitzen Winkel aufeinander zulaufen.
Dazwischen öffnet sich eine Gasse, in deren Zentrum eine gläserne
Rotunde angeordnet ist. Sie dient als „Marktplatz“ mit
Servicecenter für die Bankkunden, schafft eine Verbindung zwischen
den Geschäftsräumen und Büros der beiden Gebäuderiegel und bildet
den Übergang zwischen dem Gebäudeinnern und dem dahinter
befindlichen Grünraum.
Dach und Außenwand sind als durchgängige Gebäudehülle ausgeführt,
gehen also fließend ineinander über. Die zur Straße gewandten und
die rückwärtigen Giebel sind in großflächige Sichtbetonflächen (für
die der Beton eingehaust und temperiert gegossen werden musste) und
ein seitliches, parallel zu Dach und Wand verlaufendes Fensterband
gegliedert. Im Gegensatz zu den geschlossenen Giebelseiten öffnen
sich die Längsfassaden und Dachflächen mit raumhohen Verglasungen.
Durch den Wechsel zwischen transparenten Flächen und geschlossenen
Elementen aus Faserzement ergeben sich spannungsreiche Ein- und
Ausblicke.
Gallerie
Die Grundlage des Entwurfs bildeten unter anderem energetische und ökologische Gesichtspunkte. Alle Büroräume erhalten natürliches, blendfreies Tageslicht von Norden. Auf der Südseite sind die Nebenräume als „Klimapuffer“ angeordnet. Der sommerliche Energieeintrag und die Kosten für die Klimatisierung werden so erheblich reduziert. Die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss werden über eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung temperiert, um bei verringertem Heizenergiebedarf gleichzeitig für trockene Böden zu sorgen. In Zusammenspiel mit der Kühlung und Beheizung des Gebäudes mittels Luft-Wärme-Pumpen wurden die Energie- und Betriebskosten um mehr als 25% gesenkt.
Dach
Dach und Längsfassaden sind als einheitliche tonfarbene
Gebäudehülle mit vorgeblendeten glasfaserverstärkten Zementtafeln
gestaltet, die u.a. auch den Sonnenschutz aufnehmen. Dabei basiert
die Fassadenkonstruktion im Bereich von genutzten Räumen auch in
den Dachschrägen auf einer klassischen
Pfosten-Riegel-Konstruktion.
Die Dichtungsebene der Dachschrägen übernehmen gedämmte Alutrapezpaneele. Sie sind zwischen der Pfosten-Riegel Konstruktion und den Faserzementtafeln angeordnet. Die Tafeln wurden mit Hilfe von Klippverbindern auf die Trapezpaneele aufgesetzt (Detailzeichnungen: siehe Downloads).
Bautafel
Architekten: Stephan Braunfels Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: GMS Architekten und Beratende Ingenieure, Berlin (Zusammenarbeit bei der Bauleitung mit den Architekten); Dr. Martens + Puller Ingenieurgesellschaft, Braunschweig (Tragwerksplanung); ARUP, Berlin (Haustechnik); Frank Kiessling Landschaftsarchitekten, Berlin (Freianlagen); Müller BBM, Berlin (Bauphysik, Bauakustik, Brandschutz)
Bauherr: Volksbank Braunschweig Wolfsburg, Braunschweig
Fertigstellung: 2011
Standort: Steinweg 49-51, 38518 Gifhorn
Bildnachweis: Olaf Mahlstedt, Hannover; Stephan Braunfels Architekten, Berlin