Wohnhaus in Friedberg
Ensemble aus drei Baukörpern mit Holzverkleidung
Um unterschiedliche Nutzungen auf einem dreieckigen Grundstück in der bayerischen Kleinstadt Friedberg zu vereinen, entschieden sich Bayr Glatt Guimaraes Architekten aus Augsburg für ein Ensemble aus drei unterschiedlich proportionierten, versetzt angeordneten Baukörpern für das neue Wohnhaus einer Familie. In den beiden großen ist neben Wohnraum für eine vierköpfige Familie eine Praxis und ein flexibel nutzbares Apartment untergebracht. Ein Carport mit Schuppen bildet den dritten, flachen Bauteil.
Gallerie
Flexibel im Wandel der Lebensphasen
Die Familie wohnt im größeren der beiden Haupthäuser, das Apartment liegt im Erdgeschoss des kleineren. Es kann sowohl von der Familie als auch für Gäste genutzt werden. Darüber befinden sich die Räume einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychotherapie. Die beiden Häuser lassen verschiedene Nutzungsvarianten zu, sodass die Familie in ihnen wohnen und arbeiten und sie flexibel an den Wandel der Lebensphasen anpassen kann.
Ensemble aus drei Baukörpern
Die Baukörper sind auf dem Grundstück versetzt angeordnet, das dreigeschossige Wohnhaus springt von der Straßenseite zurück und lässt einen Eingangshof entstehen. Zusammen mit dem kleineren zweigeschossigen Haus bildet es einen geschützten Gartenbereich. Entlang der vielbefahrenen Straße gibt es nur kleine Öffnungen in der Fassade. Dahinter verbergen sich Nebenräume, Bäder und Erschließungsbereiche. Wohnbereiche, Zimmer und Praxis orientieren sich dagegen mit großzügigen Verglasungen zur Gartenseite. Im großen Wohnhaus befindet sich im Erdgeschoss ein offener Wohn- und Essbereich mit Küche. Im Obergeschoss sind die Kinderzimmer angeordnet. Die Raumhöhe im Dachgeschoss fällt durch das Pultdach stark ab. Die Planer ordneten auf der niedrigen Seite das Schlafzimmer an, zur Firstseite einen hohen und hellen Arbeitsbereich mit einem großartigen Blick in Richtung Altstadt. Zahlreiche große und kleine Fensterelemente scheinen geradezu hineingewürfelt in die Vorhangfassaden mit ihren senkrechten, unbehandelten Latten aus heimischem Nadelholz. Es wurde bewusst auf einen Dachüberstand bei den Pultdächer verzichtet. Im Inneren zieht sich Holz als optisch verbindendes Element vom Bodenbelag über die Treppe bis zur Möblierung durch das gesamte Gebäude.
Wärmedämmung mit Holzfaserplatten
Die tragende Schicht des Massivbaus bilden 24 cm dicke Hochlochziegel, vor denen eine 16 cm dicke Holzfaserdämmung sitzt, die zwischen Holzstegträgern eingebaut wurde. Die Dämmung weist eine Wärmeleitfähigkeit von 0,045 W/mK auf. Darauf wurde vollflächig eine 20 mm dicke hydrophobierte Holzweichfaserdämmung und eine hinterlüftete Verkleidung aus Holzlatten angebracht. Die erdberührten Kelleraußenwände erhielten eine 16 cm dicke Perimeterdämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS). Die Stahlbetonkonstruktion der Pultdächer wurde mit 16 cm Polyurethan-Hartschaumplatten (PU) gedämmt. PU-Hartschaum ist ein druckbelastbarer, dauerhaft wasserabweisender Dämmstoff mit sehr guten Wärmedämmeigenschaften und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,023 bis 0,029 W/mK.
Energieeffizienzklasse A+ und B
Die überwiegende Süd-Orientierung der Hauptfensterflächen machen den solaren Wärmeertrag auch im Winter nutzbar. Die Gebäude werden über eine Solarthermie-Heizung erwärmt, ein Spitzenlast-Gaskessel deckt zusätzlichen Heizbedarf. Eine Lüftungsanlage ermöglicht eine Wärmerückgewinnung von über 85 Prozent. Das Hauptgebäude erreicht die KfW-Effizienzhaus-Stufe 55 und die Energieeffizienzklasse A+, das Nebengebäude ebenfalls den KfW 55 Standard und die Energieeffizienzklasse B. -sus
Bautafel
Architektur: Bayr Glatt Guimaraes, Augsburg
Projektbeteiligte: Rainer Göbel, Augsburg (Tragwerksplanung); Müller BBM, Planegg (Bauphysik)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2021
Standort: 86316 Friedberg in Bayern
Bildnachweis: Lukas Glatt, Augsburg
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