Umnutzung der ehemaligen Schuhfabrik HUG in Dulliken
Dämmputz in Kombination mit Innendämmung
Seit im Jahr 1978 die letzten Arbeiter die ehemalige Schuhfabrik HUG in Dulliken verlassen hatten, verfiel der Industriebau aus den 1930er Jahren zusehends. Die Rettung des 2011 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes nahte mit der Umwandlung in einen Wohnbau. Adrian Streich Architekten aus Zürich wurden dafür direkt beauftragt und schafften es, den Charakter des Industriebaus trotz neuer Nutzung zu erhalten.
Gallerie
Besonders prägend und erhaltenswert des knapp 100 Meter langen, viergeschossigen Fabrikgebäudes waren seine Südfassade mit der gerasterten, horizontalen Fenstereinteilung der klassischen Moderne, seine Ostseite mit einem Kopfbau zur Erschließung, die Tragkonstruktion im Gebäudeinneren und sein grüner Putz. Die sanierte Fassade erstrahlt nun wieder im ursprünglichen Lindgrün, sogar das Eulenlogo der ehemaligen Schuhfabrik HUG am Kopfbau wurde rekonstruiert. Die Holzfenster mit Sprossenunterteilung erhalten den Industriecharakter ebenso wie die im Innenraum sichtbar gebliebene ursprüngliche Tragkonstruktion. Neu hinzugekommen sind Treppenhäuser und eine an der Nordfassade vorgesetzte, fünf Meter tiefe Betonkonstruktion, die als Laubengang der Erschließung dient. Nach der Umnutzung beherbergt die alte Fabrik 45 Mietwohnungen.
Der Zugang zu den Wohnungen erfolgt über ein bestehendes und
zwei neue Treppenhäuser sowie über zwei neue, innenliegende
Aufzüge. Wohnungen im ersten und dritten Geschoss werden über den
vorgelagerten Laubengang erreicht, der auch als privater Außenraum
dient. Zu den Wohnungen des zweiten Geschosses gelangt man über
einen hinter der alten Fassade liegenden Erschließungsgang.
Insgesamt gibt es in dem Riegel- und Kopfbau drei verschiedene
Wohnungstypen zwischen 75 bis 142 Quadratmeter. Sie sind großzügig
geschnitten und erinnern mit hohen, hallenartigen Räumen und einer
Geschosshöhe von bis zu 4,00 Metern an die frühere Nutzung. Die
Raumeinteilungen sind flexibel, durch zusätzlich Leichtbauwände
kann der Wohnungsgrundriss variiert und Zimmer abgetrennt werden.
Jede Wohneinheit ist mit einem sogenannten Wohnmöbel ausgestattet,
das Küchenelemente, Badezimmer, WC und Einbauschränke beinhaltet.
Diese Box wurde mit schwarzen oder braunen Phenolharzplatten
verkleidet und bildet das Kernstück jeder Wohnung. Die Böden sind
aus schwarz gefärbtem und geschliffenem Anhydritestrich, die Wände
weiß gestrichen und die Betronrippendecke (ebenfalls weiß) bleibt
sichtbar.
Wärmedämmung/Konstruktion
Das bestehende denkmalgeschützte Stahlbetonskelett
(Hennebique-System) wurde betonsaniert und teilweise ertüchtigt.
Die monolitische Stahlbetonkonstruktion besteht aus feingliedrigen,
achteckigen Mittelstützen und plastischen Unterzügen, die von
Geschoss zu Geschoss immer schlanker werden.
Glücklicherweise konnten Architekten und Denkmalamt eine
Außendämmung des Gebäudes verhindern und die denkmalgeschützte,
feingliedrige Südfassade mit den ursprünglichen Putzstrukturen
erhalten, bzw. wieder herstellen. Zur Ausführung kam eine
Kombination aus Innendämmung und außenseitigem Dämmputz. Die 17,5
cm starken Fensterbrüstungen aus Stahlbeton erhielten zusätzlich zu
einer bestehenden 35 mm Korkdämmung eine 14 cm dicke Innendämmung
aus Porenbeton. Das diffusionsoffene, kapillaraktive
Innendämmsystem verbessert den Wärmeschutz der Wand und erreicht
eine Wärmeleitfähigkeit (λ) von etwa 0,045 W/mK. Der
Sturzbereich über den Fenstern wurde mit 6 cm extrudiertem Polystyrol
(XPS) gedämmt, das als Flankendämmung 1,20 Meter weit an der Decke
fortgeführt wurde. Außenseitig verbessert ein 6 cm starker Dämmputz
den Wärmeschutz. Der ursprüngliche Putz des östlich gelegenen
Kopfbaus konnte erhalten und saniert werden, dieser Gebäudeteil
wurde nur von innen mit 18 cm Porenbeton gedämmt.
Zusammen mit den neuen, dreifach verglasten Wärmeschutzfenstern,
einer Dämmung auf dem Flachdach sowie der Dämmung der Bodenplatte,
werden die U-Werte für die Primäranforderungen an den Minergie-Standard eingehalten.
Bautafel
Architekten Umnutzung: Adrian Streich Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Schmid Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftsarchitektur); Iplus Bauingenieure, Sursee (Tragwerksplanung); IGD Grüter, Dagmersellen (Bauleitung); Bakus Bauphysik und Akustik, Zürich (Bauphysik); Dr. Eicher + Pauli, Luzern (HLK); Bringolf Irion Vögeli, Zürich (Gebäudebeschriftung)
Bauherr: Markus Ehrat, NCW, Windisch
Fertigstellung: 1933 nach Plänen des Ingenieurs Robert Schild, Sanierung und Umnutzung 2013
Standort: Hugistraße 1, Dulliken
Bildnachweis: Adrian Streich Architekten, Zürich; Roger Frei, Zürich; Susanne Stauss, Zürich
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