Sportzentrum in Eindhoven
Mauerwerk auf Lücke gesetzt
Hierzulande ist das niederländische Eindhoven vor allem unter
Fußballfans bekannt. Die Stadt ist aber auch Sitz renommierter
Hochschulen und Standort der privaten
Hochschulbetreibergesellschaft Fontys Hogescholen. Gemeinsam
mit der Gemeinde Eindhoven fungierte diese als Bauherr für ein
Sportzentrum für Studierende, das 2012 nach Plänen des Büros
Mecanoo Architecten aus Delft realisiert wurde. Das Fontys
School of Sport Studies am südlichen Rand von Eindhoven
befindet sich in direkter Nachbarschaft des Naherholungsgebiets
Genneperparken. Es ergänzt die dort bereits vorhandenen
Sporteinrichtungen, das nationale Schwimmzentrum
De Tongelreep und das Indoor Sports Centre, als deren
städtebauliche Erweiterung.
Trotz seiner dunklen Mauerwerksfassade erscheint der insgesamt
16.500 große Neubau weder schwer noch massiv. Das liegt zum einen
an überdimensionalen Sportler-Silhouetten, die die Fassade zieren,
zum anderen an den unterschiedlichen Quadern der einzelnen
Gebäudeteile oberhalb des umlaufend verglasten Erdgeschosses. Fünf
Sporthallen unterschiedlicher Größe sind in dem Neubau
untergebracht, die größte besitzt eine Tribüne für 400 Zuschauer.
Mit einer Ausnahme befinden sich alle Sporthallen in den
Obergeschossen. Lediglich eine kleine Sporthalle in der
Gebäudemitte liegt im Erdgeschoss, welches auch die Umkleiden, ein
Restaurant und eine Bibliothek aufnimmt. Über die Geschosse
verteilt stehen den Studierenden weiterhin Seminarräume, ein
Multimediazentrum und ein Labor für sportmedizinische
Untersuchungen zur Verfügung. Die besonders breit angelegten
Erschließungsflure sind mit Nischen, Tischen und Stühlen
ausgestattet und als informelle Treffpunkte konzipiert; über große,
verglaste Öffnungen gewähren sie Einblicke in die Sporthallen. Das
Untergeschoss dient als Tiefgarage für 200 Pkws.
Während sich das Erdgeschoss über eine umlaufende Glasfassade zur
Umgebung hin öffnet, sind die Fassadenflächen in den Obergeschossen
überwiegend geschlossen ausgebildet. Denn die niederländischen
Standardnormen und Regelwerke für Sporteinrichtungen sehen vor,
dass zur Vermeidung von Lichtreflexionen und -irritationen kein
direktes Tageslicht in die Hallen geleitet werden darf. Einzig die
hohe Halle mit der Free-Climbing-Kletterwand erhielt ein großes
Panoramafenster, durch das die Kletterer weithin nach außen
sichtbar sind. Großformatige Verglasungen belichten auch die
Erschließungszonen im ersten Obergeschoss, die Seminarräume dort
besitzen dagegen senkrechte, schlitzartige Fensteröffnungen. Das
unter Aspekten der Nachhaltigkeit entwickelte Energiekonzept sah
eine Orientierung aller Unterrichtsräume nach Norden vor, außerdem
Solarmodule auf dem Dach, die einen Teil der Stromversorgung des
Gebäudes übernehmen.
Gallerie
Mauerwerk
Oberhalb des verglasten Erdgeschosses ist die Fassade in dunklem
Sichtmauerwerk ausgeführt, die Tragkonstruktion wurde in
Stahlbetonbau- bzw. Stahlbauweise erstellt. Die Verbindung zwischen
Mauerwerk und dahinterliegendem Wandaufbau erfolgt über
Mauerwerksanker.
Das charakteristische Sichtmauerwerk der oberen Geschosse wurde als
Vormauerschale aus schwarzen Klinkersteinen mit farblich passendem
Mörtel
im wilden Verband gemauert. Ein kleiner Kniff bricht
die großflächige, homogene dunkle Steinfläche auf: Großmaßstäbliche
Silhouetten von Sportlern scheinen sich über die Fassade zu
bewegen. Die Bilder entstehen durch eine Differenzierung im
Mauerwerksverband. Im Bereich der Motive sind Läufersteine
ausgelassen oder ganze bzw. halbe Kopfsteine um 7 Zentimeter nach
hinten gerückt.
Bautafel
Architekten: Mecanoo Architecten, Delft
Projektbeteiligte: Buro JVZ Advisory Engineers, Deventer (Tragwerksplanung); Technical Consultancy Becks, Vught (Beratende Ingenieure); Steenbakkerij Desta, Hoogstraten (Klinkerhersteller); Peutz, Mook (Bauphysik/Brandschutz/Akustik); Basalt Bouwadvies, Nieuwegein (Kostenkalkulation)
Bauherr: Municipality of Eindhoven, Fontys Hogescholen, Eindhoven
Fertigstellung: 2012
Standort: Theo Koomenlaan 3, 5644 Eindhoven
Bildnachweis: Christian Richters, Berlin; Mecanoo Architecten, Delft
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