Zierverbände
Neben den gebräuchlichen Läufer-, Binder- und Blockverbänden gibt es eine ganze Reihe von Zierverbänden, die bei Sichtmauerwerk zum Einsatz kommen. Auch bei diesen folgen Läufer und Binder einem bestimmten Ordnungsschema, wobei jedes entstehende Muster ein ganz besonderes Mauerbild ergibt. Die Zierverbände eignen sich hervorragend dazu, große Fassadenflächen interessant zu gestalten, oder Türen und Fenster zu rahmen.
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Auch bei Zierverbänden muss das Überbindemaß der Steine beachtet werden. Zu den
bekanntesten Zierverbänden zählen der Märkische, Schlesische,
Holländische, Gotische und der Wilde Verband.
- Beim Märkischen Verband, auch bekannt als Kirchen oder Wendischer Verband, wechseln sich jeweils zwei Läufer und ein Binder Schicht für Schicht regelmäßig ab. Die Stoßfugen jeder zweiten Schicht liegen übereinander (Abb. 1).
- Der Schlesische Verband zeichnet sich dadurch aus, dass sich in jeder Schicht gleich bleibend drei Läufer und ein Binder abwechseln (Abb. 2).
- Beim Holländischen Verband folgt jeweils auf eine Binderschicht eine Läufer-Binderschicht (Läufer-Binder-Läufer-Binder-etc). Die Binder der Läufer-Binderschichten liegen jeweils übereinander (Abb. 3).
- Beim Gotischen Verband wechseln jeweils ein Läufer und ein Binder innerhalb einer Schicht regelmäßig ab. Die Stoßfugen jeder zweiten Schicht liegen übereinander; dazwischen sind sie jeweils um eine halbe Binderbreite versetzt (Abb. 4). Auch wenn dies der Name andeutet, entspricht der gotische Verband keineswegs den gerade durch ihre Unregelmäßigkeit besonders schönen Mauerwerksverbänden aus der Zeit der Backsteingotik. Diese finden ihre Entsprechung weit eher in dem so genannten Wilden Verband.
- Wie der Name schon andeutet, folgt der Wilde Verband keinem starren Muster. Die Schönheit des Verbands liegt vielmehr gerade im unregelmäßigen Wechsel von Läufern und Bindern. Um auffällige, wiederkehrende Strukturen in der Wandfläche zu vermeiden, werden einzelne Binder unregelmäßig in die Mauerfläche eingestreut (Abb. 5). Die Anzahl der Binder pro Quadratmeter Fläche kann variieren, sollte aber vorher einheitlich festgelegt werden. Bei historischem Mauerwerk findet man mit vier bis 16 Bindern pro Quadratmeter die ganze Bandbreite der Möglichkeiten. Dass der Wilde Verband ebenfalls gewissen Regeln folgt, zeigt sich darin, dass auch hier eine Überbindung von mindestens einem 1⁄4 Stein eingehalten werden muss. Dabei gilt es, eine Treppenbildung unbedingt zu vermeiden, maximal drei bis vier Stufen dürfen aufeinander folgen und höchstens in jeder sechsten Schicht dürfen die Binder übereinander liegen.
- Eine Sonderrolle unter den Zierverbänden nimmt der Stapelverband ein, da er die Überbinderegel missachtet. Durch das „Übereinanderstapeln“ der Steine liegen die Stoßfugen bei dieser Verblendtechnik unmittelbar übereinander. Da diese Mauerwerkstechnik ohne stabilisierende Überbindung nicht DIN-gerecht ist, muss für Bauten, bei denen diese Technik Anwendung findet, ein Einzelnachweis erbracht werden. Generell gilt, dass der Stapelverband nur mit einer zusätzlichen Fugenbewehrung ausgeführt werden darf.
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