Ehemaliges Amtsgericht Bad Arolsen

Ein Dachgeschoss wird zur geräumigen Bürowelt

Wie in vielen Kleinstädten in Deutschland befindet sich auch im hessischen Bad Arolsen ein ehemaliges Amtsgericht. In dem Ort, der rund 250 Jahre lang Residenzstadt der Grafen und Fürsten von Waldeck-Pyrmont war, wurde das spätklassizistische Gebäude Mitte des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Baurats Wilhelm Braß erbaut. Bereits seit einigen Jahren wird es als Bürogebäude genutzt. Im Zuge eines Dachgeschossumbaus schuf das ortsansässige Architekturbüro Müntinga und Puy zuletzt einen neuen großzügigen Bürobereich mit insgesamt bis zu zehn Arbeitsplätzen.

Mit einem Dachgeschossumbau erweiterte das ortsansässige Architekturbüro Müntinga und Puy 2019 die vorhandenen Büroflächen.
Die offenliegende alte Balkenkonstruktion strukturiert den Raum.
Für gute Lichtbedingungen sorgen vor allem zwei großzügig dimensionierte Oberlichter am Dachfirst.

Unweit des Residenzschlosses liegt das ehemalige Amtsgericht an einer Art Ringstraße, die den Ortskern von Bad Arolsen einfasst. Hier begrüßt ein gebäudehohes, aus dem kompakten Gebäude hervortretendes Mittelrisalit die Gäste, dessen Giebel als Gaube an ein flach geneigtes von vorne kaum zu erahnendes Satteldach anschließt. Heute ist die Fassade cremeweiß verputzt, die Fenster sind braun umrahmt und hellgrau sind die Pilaster und das verkröpftes Gesims akzentuiert. Dass hier einmal Rechtsfälle verhandelt wurden, daran erinnert noch der Schriftzug über der Eingangstür. Ende des Jahres 2011 wurde das Amtsgericht auf Beschluss des hessischen Landtages aufgelöst, die Zuständigkeit ging an das Amtsgericht Korbach. Seither wurde der repräsentative Bau als Bürogebäude genutzt. 

Kleine, flexible Bürowelt
Erhöhter Platzbedarf bot Anlass, das bis dahin nur teilweise genutzte Dachgeschoss um- und auszubauen. Bei der gründlichen Sanierung blieb die offenliegende rustikale Balkenkonstruktion unter dem Satteldach erhalten und strukturiert nun eine großen offenen Raum. Ihn erreicht man über eine L-förmige Treppe, die in etwa in Raummitte ankommt. Hier fällt der Blick auf zwei raumgreifende Tische mit Sitz- und Steharbeitsplätzen sowie acht kleinere Schreibtische für Einzelarbeitsplätze. Da sich darüber hinaus nur wenige weitere Elemente finden, bleibt die kleine Bürowelt wandelbar. Zwischen Treppe und Hauptfassade ermöglicht ein separater Büroraum ein zurückgezogenes, ungestörtes Arbeiten. Ein eingestellter schwarzer Kubus nimmt die Räume für Haustechnik und Putzutensilien auf. In einer der Außenwände befindet sich eine Pantryküche. Angrenzend liegt der Besprechungsbereich des Büros.

Satteldach mit Oberlichtern

Für gute Lichtbedingungen sorgen neben den Fenstern an der Fassade und mehreren Dachflächenfenstern vor allem zwei großflächige, weiß gerahmte Oberlichter am Dachfirst. Verkleidet ist der Innenraum mit weiß verputzten Furnierschichtholzplatten. Durch die Anordnung der Oberlichter und der Dachflächenfenster fällt viel Sonnenlicht ein, sodass der Tagesverlauf  im Innern des Dachgeschosses erlebbar ist. Als Fußboden wurde ein schwarzer Gussasphalt gewählt, der mit den in weiß gehaltenen Wänden und Holz-Balken kontrastiert. Tische und Bänke sowie die Pantryküche sind in hellem Holz ausgeführt. Sie runden die zurückhaltende Farbpalette ab, die für ein angenehmes Raumgefühl sorgt.

Dachaufbau (von außen nach innen):

  • Biberschwanz-Dacheindeckung
  • Unterspannbahn
  • Weichfaserdämmplatte, 20 mm
  • Zwischensparrendämmung aus Zellulosefasern (Einblasdämmung), 160 mm
  • Dampfbremse
  • Lattung, 40 mm
  • Gipskarton-Beplankung, 12,5 mm

Bautafel

Architektur: Architekturbüro Müntinga und Puy, Bad Arolsen
Projektbeteiligte: Dirk Marx Zimmermeister und Restaurator, Beverungen (Zimmerei, Ingenieurholzbau); Göbel, Twistetal-Elleringhausen (Trockenbau)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Rauchstraße 7, 34454 Bad Arolsen
Bildnachweis: Constantin Meyer Fotografie, Köln

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