Wohngebäude 251 First Street in New York
Zerklüftete Kubatur: Dachterrassen mit Aussicht zur Skyline
Unterschiedliche Gruppen von Einwanderern verschafften Brooklyn als dem bevölkerungsreichsten Stadtteil New Yorks mit ca. 2,7 Millionen Einwohnern eine enorme kulturelle Vielfalt. War der Bezirk noch im 20. Jahrhundert als Problemviertel berüchtigt, unterlag er seit den Neunziger Jahren einem rasanten Wandel. Zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und eine breite kulturelle Infrastruktur machen Brooklyn heute zur begehrten Wohnlage – viele Facetten des New Yorker Lebens treffen hier zusammen. Auf einem Eckgrundstück zwischen der belebten 4th Avenue und der schmaleren 1st Street schufen die New Yorker Architekten vom Büro ODA mit First Street 251 ein herausragendes Wohngebäude.
Gallerie
Der im Grundriss kompakt winkelförmige Bau weist mit der Spitze gen Westen und ist um bis zu elf Geschosse aufgetürmt. Während die Fassade mit geschosshohen Verglasungen zur 4th Avenue horizontal gegliedert ist, sind die Südwest- und Nordostseite quadratisch gerastert und in den oberen Etagen gestaffelt. Auf diese Weise entstehen zahlreiche, zueinander versetzte Dachterrassen. Durch den Rücksprung ab der sechsten Etage, ausgehend von der zur Kreuzung gerichteten Gebäudeecke, der sich gleichsam als Domino-Effekt in der Höhe ausbreitet, wird die strenge Ordnung durchbrochen und der Baukörper aufgelockert. Die Terrassierung führt Licht und Luft in die oberen Apartments. Deren Freibereiche ermöglichen Rückzug und Begrünung, sorgen aber auch für Sichtbezüge und begünstigen nachbarschaftliche Kommunikation.
Von der Haupterschließung im rückwärtigen Innenwinkel führen Stichflure zu den Apartments. Küchen und Sanitärräume sind in einer Mittelzone entlang der Flure angeordnet, die Wohnräume weisen mit raumhohen Verglasungen in jeweils eine Himmelsrichtung. Die Wohnungen an den Kopfseiten und in der Spitze erhalten Tageslicht von mindestens zwei Seiten. Aus den Penthousewohnungen ist die Skyline Manhattans erlebbar. Eine gemeinsame Lobby im Erdgeschoss ist rund um die Uhr durch einen Portier und eine virtuelle Concierge besetzt. Sie soll als Gegenpol zum hektischen städtischen Treiben wirken und ist geprägt von Beton, Metall und viel Holz, die Wände sind begrünt.
Flachdach
Eine großzügige Dachterrasse bildet den obersten Gebäudeabschluss. Sie wird an fünf Punkten innenliegend entwässert (Abb. 13). Dank der gläsernen Brüstungen tritt die zerklüftete Kubatur des Wohngebäudes mit nach oben abnehmenden Grundflächen markant in Erscheinung. Das Dach ist ein Umkehrdach mit folgenden Aufbau: Die tragende Stahlbetondecke ist auf der Innenseite mit Gipskarton bekleidet. Eine ausgleichende Ortbetonschicht erzeugt oberseitig das notwendige Gefälle zu den Entwässerungsrohren. Es folgen eine wasserdichte Membran, Dränagematte und EPS-Dämmung. Über dieser ist ein Filtergewebe angeordnet, bedeckt von einer Kiesschicht als Ballast und Schutz vor äußeren Einflüssen.
Die Wärmedämmung ist nicht nur wichtig für ein behagliches Raumklima. Sie sorgt auch dafür, dass die Decke zur Terrasse des darüberliegenden Apartments nicht auskühlt und temperaturbedingte Spannungen in der Tragschicht vermieden werden. Die den Wohnungen zugeordneten Freibereiche kommen ohne Kiesschicht aus (Abb. 15). Die Brüstungselemente aus Sicherheitsglas sind mit Stahlwinkeln direkt in der Stahlbetonkonstruktion verankert. Der Übergang zwischen Wohnungen und Terrassen ist barrierefrei und wird nur durch das bodentiefe Fensterelement getrennt.
Bautafel
Architekten: ODA New York
Projektbeteiligte: TAKTL, Turtle Creek und Akzo Nobel, Chicago (Tragwerksplanung)
Bauherr: Adam America Real Estate, New York
Fertigstellung: 2017
Standort: 251 First Street, Brooklyn, NY, USA
Bildnachweis: Miguel de Guzman, Madrid/New York (Außenaufnahmen) und Frank Oudeman, New York (Innenaufnahmen)
Fachwissen zum Thema
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