Star House in Kaohsiung
Terrassengärten hinter Betonfaltwerk
Nicht seiner Form, sondern der Lage an der gleichnamigen Straße verdankt das Star House seinen Namen. Es befindet sich in der Hafenstadt Kaohsiung im Süden Taiwans an der Schnittstelle zwischen zwei Stadtvierteln mit unterschiedlicher Bebauung aus verschiedenen Zeitperioden. Hier kreuzen sich die Viertel und ließen ein sternförmiges Grundstück entstehen, das dem Architektenteam von Atelier Gratia als Basis für den Entwurf des Hauses diente.
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Vom Aufbau ist das Gebäude eine Mischung aus zwei traditionell taiwanesischen Wohntypologien: einem städtischen Reihenhaus und einem Hofhaus als geschütztem Ort für die Bewohner*innen. Charakteristische Elemente des bis zu viergeschossigen Bauwerks sind der zentrale Innenhof und eine Reihe von Außenterrassen als Puffer zwischen öffentlichem und privatem Bereich.
Monolithischer Betonbau mit Öffnung nach innen
Im Erdgeschoss hält ein hoher Zaun die Stadt auf Abstand, dahinter erhebt sich der monolithische Betonbau mit nahezu fensterlosen Außenfassaden. Die mehrfach geknickte Eingangsfassade ist einer Yoshimura-Faltkonstruktion nachempfunden, einer speziellen Falttechnik, die an Origami erinnert. Eine vertikale und eine horizontale Öffnung lassen Licht in das Hauptwohnzimmer. In die Seiten- und Rückfronten sind unregelmäßig angeordnete, winzige quadratische Fenster integriert.
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Im Gegensatz zur hermetischen Außenfassade öffnen sich die Innenwände mit raumhohen Fenstern zum Innenhof mit Fischteich und Zen-Garten. Die Wohnräume sind wie Himmelskörper in einem Sternbild miteinander verbunden; Zwischenzonen schaffen Übergänge von Gemeinschaftsflächen zu den Privaträumen. Für die Einrichtung wurden natürliche Materialien sowie Restteakholz aus einem alten Projekt und Mosaikfliesen aus recyceltem Marmorabfall verwendet.
Gebäudetechnik
Um eine passive Kühlung des Hauses zu erreichen, wurden mehrere Oberlichter so platziert, dass sie einen Kamineffekt erzeugen: Kalte Luft aus dem Teich wird angesaugt und heiße Luft durch Konvektion nach oben ausgestoßen. Solarkollektoren auf dem Dach fangen die Kraft der tropischen Sonne ein und versorgen das Gebäude mit Warmwasser. Regenwasser wird gesammelt, in einem unterirdischen Reservoir aufbereitet und für den Fischteich sowie die Bewässerung der Grünflächen verwendet.
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Flachdachaufbau
Die Dachflächen sind unterschiedlich ausgeführt. Einige Bereiche auf verschiedenen Ebenen und die oberste Geschossdecke, wo sich die Sonnenkollektoren und ein Wassertank befinden, sind sie mit einer faserverstärkten Kunststoffabdichtungsbahn abgedichtet und mit 100 mm Kiesschüttung bedeckt. Kastenartige Oberlichter lassen Licht in die jeweils darunterliegenden Räume.
Der Rest des Daches ist als Dachgarten gestaltet und wie folgt aufgebaut: Auf einer Polyurethan-Abdichtung folgen eine PVC-Wurzelschutzbahn, ein Geotextil, eine Drainageplatte aus Polypropylen (PP), ein Filtervlies sowie eine 450 mm starke Vegetationsschicht für die Intensivbegrünung. Auf dem geneigten Verbindungsstück zwischen drittem und viertem Geschoss verhindern in Abständen angebrachte Stahlplatten das Verrutschen der Dachbegrünung. Das Regenwasser wird vom Dach aufgefangen und über interne Fallrohre in ein Wasserreservoir im Keller geleitet.
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Bautafel
Architektur: Atelier Gratia, Kaohsiung Taiwan
Projektbeteiligte: Jiang Fang-Nan Architecture Office (Architect of Record, Atelier Gratia); Top Technic Engineering Consultant Co.; LTD und A.S Studio (Tragwerksplanung); LHLD Lighting Design (Lichtplanung)
Bauherr*in: Sheng-Lee Chang
Fertigstellung: 2022
Standort: Kaohsiung, Taiwan
Bildnachweis: Yi-Hsien Lee, courtesy of Atelier Gratia
Fachwissen zum Thema
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