Sozialer Wohnungsbau in Sa Pobla auf Mallorca
Flachdächer als Teil eines Netzwerks von Wegen und Freiflächen
Bis ins Zentrum eines heterogen strukturierten Baublocks erstreckt sich am Rande der Kleinstadt Sa Pobla im Norden Mallorcas ein dreigeschossiger, sozialer Wohnungsbau. Er schließt eine breite Baulücke zur Carrer Mercat im Nordwesten und setzt sich tief in den Innenbereich des Gebäudebestands fort. Orthogonale Einschnitte und Durchbrüche lockern die gradlinig-schlichten, weißen Baukörper auf, so dass ein abwechslungsreiches Zusammenspiel aus Treppen und Wegeverbindungen, kleinen Höfen und Dachterrassen entsteht. U-förmig umschließt das Ensemble den gemeinsamen Hof nach Südwesten, der an eine hohe Mauer grenzt. Geschaffen wurde die kleine Siedlung von den spanischen Architekten Ripoll Tizón mit Bürostandort in Palma de Mallorca sowie Castellón.
Gallerie
Die vielfachen Einschnitte verkleinern die Maßstäblichkeit des Bauvolumens und verleihen der landestypischen Bauweise mit hellen, quader- und würfelförmigen Häusern und schmalen Gassen, die sich zu gemeinsamen Höfen weiten, moderne Gestalt. Die differenzierten Baukörper erzeugen ein intensives Spiel von Licht und Schatten, sie spiegeln den Kontext von Land, Klima und regionaler Struktur. Ihre Materialität ist dezent: Weiß verputzte Fassaden, Sichtbeton, hölzerne Fensterläden und Türen erzeugen gestalterische Einheit; bewegliche Elemente wie offene bzw. geschlossene Fensterläden und Türen, erzeugen Lebendigkeit.
Die Gesamtanlage besteht aus mehreren Einheiten, die jeweils um einen Innenhof gruppiert und aus mehreren Wohnungsmodulen zusammengesetzt sind. Verschiedene Wege und Laubengänge dienen der Erschließung. Die modulare Bauweise prägt das Gebäude, als Grundgerüst dienen zwei Basismodule: Das größere beinhaltet Gemeinschaftsbereiche zum Wohnen, Essen und Kochen. Darum gruppieren sich kleinere Module für Schlafzimmer, Bäder und Abstellräume. Die clusterförmige Anordnung der Wohnungen überträgt sich auf die übergeordnete Einheit mehrerer Wohnungen und deren Wege- und Hofsystem weiter bis zum Konzept der Gesamtanlage. Anhand dieses „Baukastensystems” entstand eine hochwertige, lebendige und regional stimmige Gebäudelandschaft, die den Anforderungen und der Standardisierung einer sozialen Wohnsiedlung gerecht wird und dabei ein Maximum an Individualität und architektonischer Qualität leistet.
Flachdach
Integraler Bestandteil der
Wohnanlage ist ein Netzwerk aus Gassen, Wegen, Höfen,
(Dach-)Terrassen und Balkonen. Auf allen drei Geschossen und
zusätzlich den Flachdächern entstanden Freiräume zur Begegnung und
Interaktion. Vielfältig wie die Cluster der Wohneinheiten zeigen
sich die Außenbereiche: als gepflasterte Wege und Betontreppen, als
Laubengänge und Dachterrassen mit keramischen Plattenbelägen neben
Kiesflächen bis hin zu einzelnen begrünten Terrassen und
Dachgärten. Die Dächer dienen hier als wesentliches und zugleich
selbstverständliches (Verknüpfungs-)Element der zusammenhängenden
Wege- und Freiflächen.
Bautafel
Architekt: Ripoll Tizón Estudio de Arquitectura, Palma de Mallorca / Castellón
Projektbeteiligte: Pablo García, Luis Sánchez (Mitarbeiter), Toni Arqué (Baumanagement), Jorge Martín (Tragwerksplanung), TIIS Ingenieria (TGA-Planung), Obras y Construcciones Pedro Siles (Generalunternehmer) – alle Palma de Mallorca
Bauherr: Institut Balear de l'Habitatge - IBAVI (Balearic Public Housing Institute), Palma
Fertigstellung: 2012
Standort: Carrer Mercat 92, Sa Pobla, Mallorca
Bildnachweis: José Hevia, Barcelona
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