Studentenwohnanlage in Luzern
Modulbauweise mit extensiver Dachbegrünung
Preisgünstiger, zweckmäßiger Wohnraum für Studenten ist knapp – auch im schweizerischen Luzern. Mit dem Ziel, die Wohnbedingungen der dort lebenden Studenten zu verbessern, lobte die Student Mentor Foundation Lucerne 2007 einen Architektenwettbewerb aus: Rücksichtsvoll ins bestehende Umfeld eingefügt, sollte zeitgemäßes studentisches Wohnen für 280 Bewohner geschaffen werden.
Gallerie
Den Wettbewerb konnten Durisch & Nolli Architekten aus Lausanne für sich entscheiden. Auf einem Grundstück zwischen Wohnquartier und Gewerbebauten fügten sie einen modularen Gebäudekomplex ein, dessen Höhe sich dem Geländeverlauf anpasst. Die vertikalen und horizontalen Staffelungen der Baukörper erlauben eine Integration in die bestehende Wohnbebauung des Quartiers, so dass sich das Studentenwohnheim differenziert und präzise in die Topografie einfügt. Mit einer Grundfläche von knapp 12 mal 12 Metern übernehmen die einzelnen Baukörper die Proportionen benachbarter Wohnhäuser und fügen sich aneinandergereiht zu einem vielschichtigen Gebäudekomplex.
Erschlossen wird die Anlage über einen nördlichen Kopfbau mit Foyer, Büro der Verwaltung sowie einem Gemeinschaftsraum für studentische Aktivitäten. Ein mäanderformiger Weg führt zu den acht Hauseingängen und einem Innenhof, der als sozialer Treffpunkt fungiert. Insgesamt 86 Wohnungen unterschiedlicher Größe und Typologie – von Ein-Zimmer-Studios bis hin zu Fünfer-Wohngemeinschaften – setzen das modulare Prinzip im Inneren fort und bieten Wohnraum für 280 Studenten. So wirkt das Ensemble einheitlich und bietet doch eine erstaunliche Diversität der Wohneinheiten.
Sein modularer Aufbau bestimmt auch das äußere Erscheinungsbild: Die Fassaden vor den Studentenzimmern, vor gemeinsamen Wohnräumen und gänzlich geschlossene Elemente bilden drei Hauptmodule, die das gesamte Gebäudevolumen innerhalb eines Rasters von Beton-Fertigteil-Elementen gliedern. Die Wohnraum-Module sind vollständig verglast, die Individualräume in Brüstungshöhe geschlossen. Diese Gliederung thematisiert den Maßstabswechsel vom Einzelmodul hin zur Gesamtanlage.
Flachdach
Die Stadt Luzern schreibt die Begrünung
von Flachdächern vor, um neben der ökologischen Ausgleichsfläche
eine ausreichende Wasserrückhaltekapazität zur Entlastung der
Kanalisation zu erreichen. Das Raster der vorgelagerten
Beton-Fertigteilkonstruktion zieht sich bis über den Dachrand und
bildet – ohne Blechabdeckung – auch die Attika. Die Fugen
der Elemente sind mit einer Kunststoff-Flüssigabdichtung
versiegelt.
Als erste Lage auf der 28 cm dicken Stahlbetondecke ist eine Dampfsperre aufgebracht, und über dieser eine 20 cm starke Wärmedämmschicht aus gefällelosen, druckfesten PUR/PIR-Platten. Es folgt eine zweilagige Bitumenabdichtung mit Wurzelschutzbahn. Der Gründachaufbau besteht aus einer 40 mm starken Dränageschicht und einer 100 mm starken Substratschicht. Diese ist auf etwa 20% der Dachfläche erhöht auf 200 mm, um die Artenvielfalt der extensiven Begrünung zu erhöhen.
Im Randbereich der Dächer sind umlaufend Betonplatten im Kiesbett verlegt. Als Absturzsicherung dient ein System aus Kunststoff-Rasterelementen mit einzelnen, durchdringungsfreien Anschlagpunkten aus Metall.
Bautafel
Architekten: Durisch + Nolli Architetti, Massagno
Projektbeteiligte: Brun Projekt, Emmenbrücke (Generalunternehmer), Tecton-Atisol, Emmenbrücke (Flachdach)
Bauherr: Student Mentor Foundation Lucerne
Fertigstellung: 2013
Standort: Steinhofweg 15, 6005 Luzern, Schweiz
Bildnachweis: Tonatiuh Ambrosetti, Lausanne; Walter Mair, Basel; Durisch + Nolli Architetti, Massagno
Fachwissen zum Thema
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