Unilever-Zentrale in Hamburg
Doppelfassade aus Sonnenschutzglas und einlagiger ETFE-Folie
Am Strandkai in Hamburg steht das neue Unilever-Haus als Solitär in der Umgebung. Durch seine räumliche Organisation stellt es eine dynamische Verbindung zwischen innen und außen her. Beim Betreten des Gebäudes gleitet der Blick des Betrachters über sechs Ebenen nach oben durch das große Glasdach in den Himmel. Neben Büroflächen, Spa und Supermarkt bietet der Neubau Flächen, die sich als öffentlicher Treffpunkt nutzen lassen. Die Unilever-Zentrale ist als Netzwerk und kommunikativer Raum zu verstehen, wobei der Netzwerkgedanke baulich ausgeführt wurde: An unterschiedlichen Stellen im Gebäude vernetzen sich die Ebenen durch Brücken, Stege, Treppen und ziehen sich als Weggeflecht durch den Raum.
Gallerie
Die transparente und aufgelöste Gestaltung des Atriums bestimmt das Erscheinungsbild des Baukörpers. So findet die bewegte Struktur der äußeren Fassade im gläsernen Innenraum ihre Entsprechung. Die Membran, die das Gebäude wie eine zweite Haut umgibt, wirkt luftig und transparent. Ganz gleich auf welcher Ebene man sich befindet, der Blick wird stets nach draußen gezogen.
Fassade
Die vorgesetzte Fassade besteht aus einzelnen Rahmen, die mit einer
ETFE-Folienkonstruktion (Ethylen-Tetrafluorethylen) bespannt sind.
Das Material ist nahezu transparent und wirkt im Gegensatz zu
Gebäuden mit dunkler Sonnenschutzverglasung von außen hell und
leicht. Die Folienkonstruktion ist gegenüber einer herkömmlichen
Lösung mit Glasscheiben deutlich leichter, das Tragwerk des Hauses
wird dadurch weniger belastet. Um die Durchsicht nach außen nicht
zu stark zu beeinträchtigen, wurde statt den eher gebräuchlichen
ETFE-Luftkissen eine einlagige ETFE-Folienkonstruktion gewählt.
Bei einlagigen Konstruktionen sind die effektivsten Formen Sattelformen, bei denen die eine Lastrichtung in Folienlängsrichtung und die andere in Folienquerrichtung abgetragen wird. Um die Transparenz der Folienfassade zu erhalten, wurde als Grundgerippe für die Sattelkonstruktion ein Seilnetz ausgesucht, das an den Hochpunkten mit dünnen Druckstempeln und Unterspannseilen nach außen gedrückt wird. An den Tiefpunkten wird die Last mit einem Windsogseil aus der Folie gefasst. Hierdurch entsteht eine leicht kantige Sattelform. Im Gegensatz zu einer Doppelfassade aus Glas muss die Konstruktion nicht aus Brandschutzgründen horizontal geschottet werden. Der Luft durchspülte Fassadenzwischenraum kann so zur Fensterlüftung des Gebäudes genutzt werden.
Alle Arbeitsplätze sind mit öffenbaren Fenstern und einem außen
liegenden, individuell steuerbaren Sonnenschutz ausgestattet. Als zweite Hülle
schützt die Fassade aus ETFE-Folie, die vor die Isolierverglasung gesetzt ist, die Innenbereiche
vor Zugerscheinungen und den Sonnenschutz vor den an diesem
Bauplatz erheblichen Windlasten. Auf Grund seiner Lage am
Kreuzfahrtterminal ist das Gebäude außerdem den Emissionen der
Dieselgeneratoren, der dort vor Anker liegenden Schiffe ausgesetzt.
Die Lüftung erfolgt daher über ein Hybridsystem. Die
Grundbelüftung geschieht mechanisch über einen Druckluftboden,
wobei die Zugluft über ein Filtersystem in die Bürobereiche und von
dort in das Atrium geleitet wird. Das Atrium ist im Dachbereich mit
zur Wärmerückgewinnung mit Wärmetauschern ausgestattet.
Bautafel
Architekten: Behnisch Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: 360grad+, Hamburg (Objektüberwachung); Weber Poll, Hamburg (Tragwerksplanung); Vector Foiltec, Bremen (Entwicklung, Konfektion, Montage der ETFE-Fassade, inkl. Seiltragwerk); HKP Ingenieure, Hamburg (Haustechnik); Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Energiekonzept Wettbewerbsphase); Horstmann + Berger, Altensteig (Bauphysikalische Beratung); ITA Weimar, Weimar - Legefeld (Baulicher Wärmeschutz, Raum- und Bauakustik); Licht 01 Lighting Design, Hamburg (Lichttechnik); Lindner Group, Arnstorf (Innenausbau)
Bauherr: Strandkai 1 Projekt Gesellschaft c/o Hochtief Projektentwicklung, Hamburg
Fertigstellung: 2010
Standort: Strandkai 1, 20457 Hamburg
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen/DK
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