Bürogebäude am Karmeliterplatz in Graz
Fassade aus den 1960er Jahren mit raumhohen Kastenfenstern modernisiert
Im Zentrum der Grazer Altstadt befindet sich der nach dem ehemaligen Kloster benannte Karmeliterplatz. An seiner Nordwestseite ist er von einer Blockrandbebauung begrenzt, die bislang aus einem denkmalgeschützten Haus des Frühbarocks (Karmeliterplatz 1), einem Bürogebäude aus den späten 1960er Jahren (Karmeliterplatz 2) und einem langgestreckten Bau des Spätbarocks (Paulustorgasse 4) bestand. Mit dem Ziel, dieses Gebäudeensemble zu einem geschlossenen Bürokomplex zusammenzubinden, beauftragte die Landesimmobiliengesellschaft Steiermark das ortsansässige Büro Love Architecture and Urbanism mit dem Umbau und der Erweiterung der Bestandsgebäude.
Gallerie
Die Architekten setzten daraufhin die Blockrandbebauung mit einem Neubau im Westen fort. Der auf diese Weise entstandene, begrünte Innenhof – eine Fläche, die bisher als Parkplatz genutzt wurde – ist auch der Öffentlichkeit zugänglich. Eine früher bestehende Passage wurde zu diesem Zweck durch den Abbruch eines Gebäudeteils wieder geöffnet. Der Neubau selbst bietet etwa 2400 m² Büroflächen an und beherbergt das „Haus der Generationen“ mit den wichtigsten Institutionen des Landes Steiermark zum Thema Jugend und Familie.
Der eigentliche Schwerpunkt des Projekts lag jedoch darauf, die innenräumliche Qualität des Bestands zu verbessern, die Gebäude barrierefrei auszubilden und bestehende Fassaden thermisch und architektonisch aufzuwerten. Das Ziel der Architekten war dabei, die wertvolle alte Bausubstanz freizulegen und die baulichen Eingriffe der 1950er und 1960er Jahre zu ersetzen bzw. in die neue Gestaltung einzubinden. Vor diesem Hintergrund wurde auch die Fassade des aus den späten 1960er Jahren stammenden Bürogebäudes am Karmeliterplatz 2 modernisiert. Ihre Gestaltung mit raumhohen Kastenfenstern bezieht sich auf das traditionelle Grazer Stock-Fenster, bei dem die starren Rahmen eines Doppelfensters konstruktiv zusammengefasst wurden. Dieser Rahmen und die innere sowie äußere Glasfläche definierten einen Kasten, dessen äußere Flügel sich nach außen und dessen innere Flügel sich nach innen öffneten.
Fassade
Die neuen Kastenfenster orientieren sich zum
Karmeliterplatz und sind leicht gedreht vor die Fassade montiert.
Durch unterschiedliche Ausrichtungen spiegeln sich in der
Verglasung verschiedene Dinge wie beispielsweise die Geschehnisse
auf dem Platz, der Himmel oder die umliegende Bebauung.
Prinzipiell funktioniert die Fassade als Klimafassade, als Kasten-Doppelfassade mit einer festverglasten Front aus Sonnenschutzglas und einem umlaufenden Rahmen, der am Fußpunkt und an den Seiten mit Lüftungsöffnungen versehen ist. Zum Innenraum sind Schiebetüren angebracht, die den eigentlichen Raumabschluss bilden.
Durch die Öffnung der Schiebetüren bei Nacht ergibt sich ein
natürlicher Luftaustausch, der durch eine mechanische
Nacht-Entlüftung der Räume unterstützt wird und zu einer effektiven
Abkühlung der Räume führt. Seit der Umgestaltung der Fassade ist es
im Sommer zu keiner Überhitzung mehr gekommen, und das Arbeitsklima
in den Räumen ist den ganzen Tag über angenehm. Von den Nutzern
wird die Doppelfassade als Wintergarten genutzt und an
vielen Stellen mit mitgebrachten Pflanzen dekoriert. Im Winter
erlaubt die Doppelfassade die Nutzung des Sonnenwärmeeintrags
während des Tages, in der Nacht vermindert sie die Wärmeverluste.
Insgesamt zeigt sich seit der Modernisierung der Fassade eine
deutliche Verbesserung der Energiebilanz.
Bautafel
Architekten: Love Architecture and Urbanism, Graz
Bauherr: Landesimmobiliengesellschaft (LIG) Steiermark, Graz
Tragwerksplanung: Thomas Lorenz,Graz
Fertigstellung: 2011
Standort: Karmeliterplatz 2, Graz
Bildnachweis: Jasmin Schulle/Love Architecture and Urbanism, Graz
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt 0711 / 9751-0 | info@mhz.de