Doppelfassaden: Kastenfenster-, Schacht-Kasten- und Korridorfassade
Die Mehrgeschoss- oder Zweite-Haut-Fassade (ZHF) wird ohne horizontale und vertikale Abschottungen als äußeres Schild vor der Innenfassade angeordnet. In der Regel ist sie als nicht tragendes Element ausgebildet. Die Be- und Entlüftung des Fassadenzwischenraumes erfolgt über boden- und dachnahe Öffnungen in der Außenfassade. Im Winter können diese geschlossen werden, so dass der Zwischenraum als Pufferzone dient und den Wärmeschutz erhöht. Im Sommer verhindern die geöffneten Fassadenklappen eine thermische Überhitzung.
Gallerie
Die Breite des Fassadenzwischenraumes an Luftein- und auslässen
sollte aufgrund der gewollten Kaminwirkung nicht kleiner als 20 cm
ausgeführt werden. Soll der Raum zu Wartungs- oder Reinigungszwecke
begehbar sein, so muss seine Breite mehr als 50 cm betragen. Ist
die zweite Schale in einem großen Abstand vor der ersten angeordnet
wie z.B. in Atrien, spricht man auch von Klimahüllen; überdecken
sie das gesamte Gebäude, handelt es sich um das
Haus-im-Haus-Prinzip bzw. um integrierte Glashäuser. Ein Beispiel
dafür ist die Fortbildungsakademie Mont Cenis in Herne, geplant von
den französischen Architekten Jourda und Perraudin. Sie stellten
mehrere Bauten in eine große Glashalle, die als Pufferzone dient.
Durch deren großes Volumen soll sich ganzjährig ein angenehmes
Raumklima einstellen.
Vorteile der Zweiten-Haut-Fassade sind der Schutz der
Zusatzelemente für Sonnen- oder Blendschutz
im Zwischenraum und die einfache Steuerbarkeit aufgrund des
thermischen Auftriebs sowie die relativ geringen
Herstellungskosten. Die fehlende Abschottung im
Fassadenzwischenraum birgt jedoch die Gefahr der Schallübertragung
von Raum zu Raum und von Geschoss zu Geschoss. Auch
brandschutztechnisch ist die Mehrgeschossfassade kritisch zu
betrachten, da sich der im Brandfall entstehende Rauch über den
Fassadenzwischenraum schnell verteilt. Ein weiterer Nachteil ist
die nach oben hin stark ansteigende Lufttemperatur, die ein Öffnen
des Fensters in den oberen Geschossen kaum möglich macht. Aus
diesem Grund wird häufig eine mechanische Be- und Entlüftung
eingesetzt.
Um die Nachteile nicht unterteilter Doppelfassaden zu vermeiden ist
es sinnvoll, den Luftzwischenraum zu unterteilen bzw. abzuschotten.
Dies kann sowohl mit horizontaler (Korridor- oder
Kastenfensterfassade) oder mit vertikaler (Schacht-Kasten-Fassade) Segmentierung
erfolgen.
Kastenfenster-Fassade
Die Kastenfenster-Fassade basiert auf dem Prinzip des
Kastenfensters, ist aber als geschosshohe Fassade mit
horizontaler und vertikaler Abschottung ausgebildet. Die
horizontale Abschottung erfolgt üblicherweise geschossweise, die
vertikale achsweise. Zusammen verhindern sie die Luft- und
Schallübertragung sowohl über die Geschosse als auch zu den
angrenzenden Räumen. Die Fenster der Innenräume können zum Lüften
in den Fassadenzwischenraum geöffnet werden. Die Außenfassade
enthält jeweils Öffnungen für Zu- und Abluft ober- und unterhalb
der Abschottung. Durch ihre versetzte Anordnung soll verhindert
werden, dass die Abluft der unteren Elemente in die Zuluftöffnungen
der darüber angeordneten strömt.
Kastenfenster-Fassaden werden dort eingesetzt, wo eine hohe
Separierung der Raumnutzer gefordert ist oder um kleinere
Mieteinheiten in Hochhäusern zu realisieren. Vorteile bieten diese
Fassaden in der Montage, da sie als komplett vorgefertigte Element
sehr schnell und ohne Gerüst montiert werden können.
Schacht-Kasten-Fassade
Die Konstruktion der Schacht-Kasten-Fassade basiert auf einer
Abwandlung der Kastenfenster-Fassade. Bei der
Schacht-Kasten-Fassade ist neben jedem Kastenelement ein
Abluftschacht installiert, der über mehrere Geschosse führt. Die
Zuluft gelangt über Öffnungen im unteren Bereich der Außenfassade
in den Zwischenraum des jeweiligen Kastenelements. Nachdem sie sich
erwärmt hat gelangt sie als Abluft über oben angeordnete Öffnungen
in den jeweils angrenzenden Schacht. Infolge des Auftriebes durch
temperaturbedingte Druckdifferenz (Kamineffekt) wird die warme Luft
aus den Fassadenzwischenräumen über den Schacht nach außen
abgeführt. Aus strömungstechnischen Gründen ist die Kaminhöhe
begrenzt. Reicht die thermische Auftriebswirkung nicht aus, kann
sie durch ein mechanisches Lüftungsaggregat am oberen Schachtende
unterstützt werden. Die dafür notwendige Ventilatorleistung ist
energieintensiv und damit teuer.
Aufgrund der anteilig geringen Öffnungen in der Außenfassade bietet
die Schacht-Kasten-Fassade eine gute Schallschutzfunktion gegen
Außenlärm. Die geringe Durchlüftung im Winter erhöht die
Pufferwirkung der Fassade, führt jedoch dazu, dass bei geöffneter
innerer Fassade die äußere Glasscheibe beschlagen kann.
Korridorfassade
Bei Korridorfassaden ist der
Fassadenzwischenraum jeweils geschossweise voneinander getrennt.
Zusätzlich können aus akustischen und brandschutztechnischen
Gründen vertikale Schotten innerhalb des Geschosszwischenraumes
angeordnet werden. Die Zu- und Abluftöffnungen befinden sich ober-
und unterhalb der Trennungsebenen. Sie sind versetzt zueinander
angeordnet, um eine Reinfiltration der Luft von Geschoss zu
Geschoss zu vermeiden. Der hohe Anteil der Zu- und Abluftöffnungen
begünstigt jedoch die Schallübertragung. Von Vorteil ist die
Vermeidung einer thermischen Überhitzung aufgrund der
geschossweisen Abschottung, die bei einer Luftführung über mehrere
Geschosse bei den oberen Geschossen auftreten kann.
Korridorfassaden kommen meist bei geschossweise gleicher Vermietung
zum Einsatz, weil dann auf teure Trennwandelemente im
Fassadenzwischenraum verzichtet werden kann. Allerdings ist in
diesem Fall die Schallübertragung von Raum zu Raum
ungünstig.
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