Casa Ladrillo in Rosario
Perforierte Außenwände aus einschaligem Backsteinmauerwerk
Ladrillo bezeichnet im Spanischen den Ziegelstein – die Casa Ladrillo ist also ein Haus aus Ziegel oder Backstein. In der drittgrößten Stadt Argentiniens Rosario ist dieses Material für die Außenwände jedes Neubaus obligatorisch und die örtliche Bauvorschrift legt sogar ihre Stärke von mindestens 30 Zentimetern fest. Der ortsansässige Architekt Diego Arraigada ist also versiert im Umgang mit Mauerwerk und hat für eine vierköpfige Familie ein würfelförmiges Wohnhaus entworfen, bei dem neben den tragenden Außen- und Innenwänden auch die Hülle in einem perforierten Verband als Filter und Sonnenschutz aus Backstein gemauert ist.
Gallerie
Auf dem 310 Quadratmeter großen Grundstück realisierte er ein dreigeschossiges Einfamilienhaus mit rund 240 Quadratmetern Nutzfläche. Die Tragstruktur bilden drei senkrecht zur Straße verlaufende Mauerwerkswände und die Straßenfassade selbst. Große Öffnungen mit raumhohen Glas-Schiebetüren und vorgelagerten Loggien liegen in Richtung Garten im Norden. Die feinsinnig gemauerten Außenwände mit Perforationen und rautenförmigen Öffnungen schützen einerseits vor Einblicken und Sonneneinstrahlung, lassen aber andererseits Ausblicke zu und ausreichend Tageslicht ins Innere.
Betreten wird das Haus an der Südostseite durch eine dreiecksförmige Öffnung im Mauerwerk. Das Erdgeschoss beherbergt die Küche und den Wohn-Ess-Bereich mit Terrasse zum Garten sowie ein Gäste-WC. Eine Treppe entlang der geschlossenen Straßenfassade führt ins erste Obergeschoss, indem es drei gleich große Schlafzimmer und zwei Bäder gibt. Im zweiten Obergeschoss sind ein großes Studio und die Waschküche untergebracht sowie eine Dachterrasse. Sämtliche Mauerwerkswände sind unverputzt und auch die Betondecken, Böden und Treppenläufe blieben unbehandelt.
Mauerwerk
Das milde Klima in Rosario macht es möglich, eine einschalige
Außenwand aus Backsteinmauerwerk ohne Wärmedämmschicht auszuführen.
Untersuchungen im Vorfeld ergaben, dass bei den Außenwänden durch
den Kreuzverband das beste Verhältnis von
Tragfähigkeit zu Öffnungsanteil und Transparenz entsteht. Mithilfe
eines digitalen Tragwerksmodells und eines Algorithmus legten die
Architekten die Perforationsmuster auf dem Baukörper an und
platzierten die Öffnungen.
Die Außenwände sind aus lokal produzierten Backsteinen gemauert
und bestehen aus drei Schichten. Die äußeren zwei Schichten sind
nach den Regeln des Mauerwerksbaus im Kreuzverband gemauert, die
innere Schicht ist wie sonst bei einem Sichtmauerwerk als
Vormauerwerk ausgeführt. Die halb offene Nordfassade vor den
Loggien ist nur zwei Steinschichten tief, hier entfiel die innere
Schale. An den größeren rautenförmigen Öffnungen erfolgt die
Lastabtragung diagonal; hier wurde das Mauerwerk zusätzlich
bewehrt. Durch gleichmäßige kreuzförmige Perforationen erreicht die
Nordfassade den maximal erlaubten Öffnungsanteil von rund 35
Prozent, während in den anderen Fassaden die Öffnungen teilweise
als reines Relief in der äußersten Mauerwerksschicht fortgeführt
sind. In die großen rautenförmigen Fensteröffnungen in der
Südfassade zur Straße wurde gehärtetes Glas ohne Rahmen in das
Mauerwerk eingelassen.
Bautafel
Architekten: Diego Arraigada Arquitectos, Rosario
Projektbeteiligte: Diego Arraigada, Pablo Gamba, Lucia Landucci, María José Tasada, Delfina Castagnino, Agustina Méndez, María Emilia Bertero, Agustín Negri, Rosario (Projektteam); Santiago Landucci, Francisco Landucci, Rosario (Tragwerksplanung); MECSA Constructora, Rosario (Bauunternehmen)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2014
Standort: San Luis 3454, S2002OSF Rosario, Argentinien
Bildnachweis: Gustavo Frittegotto, Rosario
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