Canal House in Humbeek
Mini Parzelle mit maximalem Wasserblick
Wohnen am Wasser übt auf die meisten Menschen einen ganz
besonderen Reiz aus. Die belgische Kleinstadt Humbeek zählt gerade
einmal knapp 4.000 Einwohner und ist durch den Seekanal
Brüssel-Schelde in zwei Teile geteilt. Die östliche Kanalseite ist
recht kleinteilig mit zwei- bis dreigeschossigen traufständigen
Wohnhäusern bebaut, die dem Wasser ihr schmales Antlitz zuwenden.
Auf einer ebensolchen kleinen Parzelle am Ostufer entstand auch das
Canal House nach Plänen des Architekturbüros Studio Farris.
Die Beziehung zwischen Innen- und Außenraum des Reihenhauses war
das zentrale Thema des Entwurfs.
Gallerie
Neuinterpretation der Hauptfassade
Die Kubatur des in Mauerwerksbauweise umgesetzten Wohnhauses ist
an die angrenzenden traufständigen Satteldachhäuser angelehnt.
Durch eine Subtraktion im Obergeschoss, die anmutet als habe man
das Dach zur Hälfte geöffnet, wird die Kubatur allerdings
verfremdet. Durch den Einschnitt entsteht einerseits eine
Dachterrasse mit Südwest-Ausrichtung und Wasserblick sowie ein
kleiner Hof im Parterre.
Richtung Wasserfront legt sich ein hellgraues Verblendmauerwerk wie ein Mantel um das Gebäude,
der dort, wo er weicht, eine mit schwarzem Aluminium gerahmte
Glasfassade offenbart. Der kleine Hof wird durch einen
geschosshohen Sichtschutz aus schwarzen Aluminiumblechen vor
Blicken von Passanten geschützt. Die andere Fassadenhälfte aus
Verblendmauerwerk ist fensterlos. Dadurch wirkt das Wohnhaus im
Erdgeschoss recht verschlossen und wehrhaft. Im Obergeschoss
hingegen ist die Fassade Richtung Wasser mit vier vertikalen großen
Fenstern komplett verglast.
Gallerie
Reorganisation der Innenräume
Während sich die Wohnräume der Nachbargebäude größtenteils im
Erdgeschoss und die Schlafräume in den privateren Obergeschossen
befinden, haben sich die Architekt*innen des Canal House für eine
Neuorganisation der Innenräume entschieden. So sind die Schlafräume
im Erdgeschoss, Wohnzimmer, Küche und Esszimmer hingegen im
Obergeschoss untergebracht. Der Innenhof dient dabei der
Vermittlung zwischen öffentlichen und privaten Räumen und zugleich
der Belichtung des vorderen Schlafzimmers. Das hintere erhält
Tageslicht durch einen weiteren Einschnitt in die Kubatur, der
zugleich eine kleine rückwärtige Terrasse ausbildet.
Die offene Wohnküche im Obergeschoss erhält durch die raumhohe
Verglasung zum Wasser viel Licht und wartet zugleich mit einem
tollen Ausblick auf. Die Architekt*innen unterschieden die beiden
Etagen auch in ihrer Materialwahl: Während für den Boden im
Parterre Keramikfliesen gewählt wurden, erhielten die Räume im
Obergeschoss Parkett.
Gallerie
Zweischaliges Mauerwerk mit Wärmedämmung und Luftschicht
Die Außenwände des Wohnhauses sind als 42 cm starkes, zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung (15 cm) und Luftschicht (1,5 cm) ausgeführt. Das hellgrau/beige changierende Verblendmauerwerk vermittelt zwischen dem weiß verputzten Nachbargebäude zur Linken und dem klassisch roten Backstein des Nachbargebäudes zur Rechten. Für die Vormauerschale kam ein Backstein mit den Maßen 215 x 100 x 65 mm zum Einsatz, der im mittleren Läuferverband vermauert wurde und eine raue Oberfläche aufweist. Das tragende Hintermauerwerk besteht aus Hochlochziegeln im Format 138 x 188 x 288 mm. Innenseitig sind die Wände mit einer 1,5 cm dicken Putzschicht versehen. -lw
Bautafel
Architektur: Studio Farris Architekten, Antwerpen
Projektbeteiligte: Klobo, Mechelen (Bauunternehmer); Studiebureel M Brossen, Brecht (Statik); Wienerberger, Beerse u. a. (Hinter- und Vormauerziegel)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2022
Standort: Oostvaartdijk 383, 1851 Grimbergen, Belgien
Bildnachweis: Koen Van Damme, Gent; Martino Pietropoli, Rovigo; Studio Farris Architekten, Antwerpen
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