Einfamilienhaus Casa 0006 in Vilafranca del Penedès
Clever geteilt
Durch Einschränkungen entstehen in der Regel die kreativsten Lösungen – das zeigt sich beim Einrichten kleiner, verwinkelter Wohnungen ebenso wie beim Bebauen stadträumlicher Lücken. Ein Beispiel dafür ist das Einfamilienhaus Casa 0006, das nach Plänen des Büros Taller11 in Vilafranca del Penedès in der Provinz Barcelona auf einem begrenzten Grundstück entstand.
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Ein Haus, zwei Hälften
Der Entwurf sah einen rückwärtigen Hof mit geschützten Garten vor. Im vorderen Teil des Grundstücks entstand ein zweigeteiltes Haus, aus einer massiven Hälfte mit guter hygrothermischer Leistung und einer Hälfte in Leichtbauweise, die als klimatischer Puffer fungiert. Der Holzständerbau mit Polycarbonatverkleidung ist von der vierköpfigen Familie flexibel bespielbar; das Hauptwohnprogramm ist in der anderen Gebäudehälfte aus Mauerwerk untergebracht.
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Kompakte Raumorganisation auf drei Ebenen
Im Erdgeschoss befinden sich eine offene Küche mit Essbereich sowie ein kleiner Frühstücksplatz in der Pufferzone. Hier liegt auch der Zugang zu Hof und Garten. Im ersten Obergeschoss sind das Elternschlafzimmer, zwei Kinderzimmer und zwei Bäder untergebracht, ergänzt um Spiel- und Lesezonen. Im zweiten Obergeschoss dient ein großzügiger Raum als Familienzimmer zum Spielen, Arbeiten und Beisammensein.
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Wand als Wärmetauscher
Die Außenwände des massiven Volumens und das Dach sind mit Holzfaserplatten gedämmt. Die einzige ungedämmte Wand ist die Zwischenwand, die beide Gebäudeteile trennt – sie dient als Wärmetauscher. Im Winter speichert sie tagsüber Sonnenwärme und gibt diese nachts an den Wohnbereich ab. Im Sommer hingegen entzieht der Luftraum über den Kamineffekt den Wohnräumen Wärme. Dies verbessert den thermischen Komfort für die Bewohner*innen und spart zugleich Energie. Lediglich die 20 cm dicke Bodenplatte des Erdgeschosses wird über eine Betonkernaktivierung beheizt. Die Zwischendecken bestehen aus Betonträgern und Hohlziegeln.
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Geteilte Hülle
Die Zweiteilung des Hauses spiegelt sich auch in der straßenseitigen Fassade wider: Während man durch die transparente Polycarbonathülle durch das Haus hindurch bis in den Hof blicken kann, ist der Ziegelbau mit silbrig schimmerndem Wellblech aus verzinktem Stahl verhüllt und öffnet sich lediglich über drei unterschiedlich große Fenster zur Straße.
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Rauer Charakter
Das einschalige Mauerwerk des massiven Volumens besteht aus grauen Betonsteinen, die mit beim Aushub gewonnenem Erdmaterial verfüllt wurden. Dieses erhöht ihre Wärmedämmleistung und reduzierte zugleich den Bauabfall und die Kosten für die Entsorgung. Das graue Mauerwerk ist unverputzt und prägt den Charakter der Innenräume maßgeblich. Auch die angrenzende Brandwand des Nachbarhauses aus roten Ziegeln mit Zwischendecken aus Beton liegt frei und ergänzt das rohe, unfertig anmutende Haus.
Bautafel
Architektur: taller11 (Roger Maranges Bayó, Ignasi Casas Claramunt, Meri Mensa Biosca, Sandra Prat Trallero, Sara Ferran Ballús, Víctor Nadales Morales, Anna Burgaya Verdaguer), Barcelona
Projektbeteiligte: Ivan Roguera, Barcelona (Tragwerksplanung); Henrique Muniz, Barcelona (Architekt)
Bauherr*in: privat
Fertigstellung: 2022
Standort: Vilafranca del Penedès, Barcelona, Spanien
Bildnachweis: Atzar López Vilanova
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