_Mauerwerk
Wohnhaus in Warendorf
Verschachtelte Prismen aus Kalksandstein
Mehr als 600 denkmalgeschützte Bauten zählt die Stadt Warendorf im Münstertal. Das Besondere der alten Häuser sind die „Drachenköppe“ der Giebel, die allerorts auf die Stadtbewohner niederblicken. Diese hölzernen, oft bunt bemalten Köpfe der Fabelwesen dienten traditionell als Lastenaufzug und sollten böse Geister vertreiben. Einer von ihnen schmückt auch das neue, für einen privaten Bauherrn vom Büro Architekten Spiekermann geplante Wohnaus. Die Verantwortlichen übernahmen dieses ortstypische Element aus dem Rückbau des vorherigen Bestandsgebäudes. Doch auch die Kubatur des Neubaus nimmt Bezug auf die Architektur der Altstadt – auch wenn sie auf den ersten Blick einen deutlichen, formalen Kontrast zur ihr darzustellen scheint.
Gallerie
Verschachtelte Prismen
Der direkt am Fluss Ems gelegene Neubau reagiert auf die Raumkanten
der Altstadthäuser und wurde spezifisch für diesen Standort
entworfen. Das Haus zeigt sich als eine Ansammlung von ineinander
verschachtelten viereckigen, unregelmäßigen Prismen. Dabei haben
die Architekturschaffenden ortstypische Dachformen aufgegriffen und
mehrere kleine, asymmetrische Satteldächer in das Entwurfskonzept
integriert. Die Vor- und Rücksprünge im Volumen, den
Altstadthäusern ähnlich, verleihen dem Bau eine besondere
Plastizität. Auch die Fenster sind derart ausgerichtet, dass der
Blick auf ausgesuchte historische Gebäude wie die Kirche fällt. Die
Verschachtelung wird durch die drei unterschiedlich gedeckten
Dachflächen aus schieferschwarzen Pultziegeln und Pfannen mit
Geradschnitt betont, die teilweise auch die traufseitigen Fassaden
bekleiden.
Reduziert und futuristisch
Das Einfamilienhaus gliedert sich in ein stehendes und ein
liegendes Volumen. Im vertikalen Gebäudeteil sind im Parterre ein
Gästezimmer sowie der Hauswirtschaftsraum untergebracht, im ersten
Obergeschoss zwei Kinderzimmer und im zweiten Stockwerk das
Hauptschlafzimmer mit offenem En-Suite-Bad. Das liegende Volumen
beherbergt den offenen Küchen, Wohn- und Essbereich, den man direkt
durch die Eingangstür betritt. Dieser öffnet sich über eine
bodentiefe Panoramaverglasung zum Fluss in Richtung Norden. Die
Farbe Weiß und das Material Glas dominieren das Innenleben, was
elegant und zugleich leicht futuristisch wirkt. So sind Böden,
Decken, Wände und die meisten Einbauten schneeweiß – durchbrochen
nur von wenigen schwarzen Akzenten wie den Fensterrahmen. Die
speziell für dieses Haus designten, amorphen Möbel sind in ihren
Details reduziert und wirken wie ein Teil der Architektur. Eine
Stahl-Glas-Treppe mit freischwebendem Antrittspodest trennt optisch
den Wohn- vom Koch-Essbereich
Expressive Gestaltung mit Kalksandstein
Errichtet wurde der ausgefallene Bau aus Kalksandstein, der für
Außen- und Innenwände verwendet wurde. Die Außenwände bestehen aus
17,5 Zentimeter starken, tragenden Plansteinen im Format 6DF, die
fassadenseitig mit Wärmedämmplatten, Modellierputz und einem
Außenanstrich versehen wurde. Im Innenraum wurde Gipsputz
aufgetragen. Für die Zwischenwände wurden Kalksandsteine mit einer
Dicke von 11,5 Zentimetern eingesetzt. Kalksandstein weist eine
sehr hohe Rohdichte
auf, was ihm sehr gute Eigenschaften im Hinblick auf den
Schallschutz und die Wärmespeicherfähigkeit verleiht.
-sh
Bautafel
Architektur: Architekten Spiekermann, Beelen
Projektbeteiligte: KS-Original, Hannover (Produkt: KS-Ratio Planstein)
Bauherr/in: Privat
Fertigstellung: 2015
Standort: Quabbe 1, 48231 Warendorf
Bildnachweis: Architekten Spiekermann, Beelen; Frank Vinken, Düsseldorf
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Entenfangweg 15
30419 Hannover
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