Einfamilienhaus in Claygate
Monolithisches, kalkweißes Mauerwerk im Flämischen Verband
Bereits der Name verrät es: Das wohlhabende Dorf Claygate, ein
Vorort von Surrey, liegt auf einer bis zu 15 Meter dicken
Tonformation, die sich weit über das Dorf hinaus erstreckt. Die
ortsansässigen Tongruben liefern den Rohstoff für die Ziegel, die in
den Bauten der Umgebung Verwendung finden. So wurden beispielsweise
die Mauersteine des Hampton Court Palace aus Claygater Ton
gefertigt. Das Londoner Büro Alexander Martin Architects entwarf
für ein Grundstück in der Foley Road ein Einfamilienhaus, das mit
seinem monolithischen, kalkweißen Mauerwerk eine Neuinterpretation
des traditionellen Baustoffs inmitten der historischen
Nachbarbauten wagt.
Gallerie
Der Neubau ersetzt ein Bestandsgebäude aus den 1920er-Jahren. Er setzt sich aus zwei getrennten Volumina über rechteckigem Grundriss zusammen, die leicht versetzt und im Winkel zueinander angeordnet sind. Ein keilförmiger, verglaster Treppenkern verbindet die beiden Haushälften. An das westliche Volumen schließt zudem ein kleiner, ebenfalls trapezförmiger Annex an, der sich Richtung Garten öffnet.
Die Satteldächer der beiden zweigeschossigen Hauptbaukörper
nehmen die Dachformen der umliegenden Gebäude auf. Das helle
Verblendmauerwerk hingegen sticht aus der
Nachbarschaft hervor, deren Fassaden größtenteils durch
Mischkonstruktionen aus Fachwerk und rotem beziehungsweise
verputztem Mauerwerk geprägt sind. Die Konstruktion des Wohnhauses
besteht aus gedämmten Sandwich Holzelementen (SIP = structural
insulated panels). Auch die Decken sind in Holz ausgeführt.
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Schwarz und Weiß im Innen- und Außenraum
Die Fassaden öffnen sich im Erdgeschoss über raumhohe Glasschiebetüren zum Garten. Straßenseitig sind die Gebäudeöffnungen deutlich weniger großzügig gehalten. Das metallische Schwarz der Fensterrahmen und Dacheindeckung bildet einen Kontrast zum kalkigen Cremeweiß des Verblendmauerwerks.
Im Erdgeschoss befindet sich in der östlichen Haushälfte eine
großzügige Küche mit Esszimmer, das Richtung Garten ausgerichtet
ist sowie straßenseitig ein Hauswirtschaftsraum. Die westliche
Hälfte beherbergt das Wohnzimmer mit Kamin, das sich ebenfalls zum
Garten hin öffnet, sowie ein Spielzimmer und ein Bad. Im Annex
ist ein Arbeitszimmer untergebracht. Eine Treppe mit rohen
Stahlwangen führt ins Obergeschoss. Dort finden sich drei
weitere Bäder und fünf Schlafzimmer inklusive Hauptschlafzimmer mit
Ankleide.
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Auch im Innenraum setzt sich die Reduktion auf Weiß- und
Schwarztöne fort. Die Böden sind in Sichtestrich ausgeführt. Das
Elternbad ist mit weißem Marmor ausgekleidet. Weiße und schwarze
Einbauschränke aus Holz bieten der Familie Stauraum.
Flämischer Verband mit plastischen Elementen
Das Verblendmauerwerk wurde im Flämischen Verband mit Ziegeln im
Format 210 x 100 x 50 mm ausgeführt, die Gesamtwandstärke beträgt
34 cm. Farblich abgestimmter Kalkmörtel sorgt für eine monochrome
Wirkung der Gebäudehülle. Giebelseitig kragen an den Dach- und
Gebäudekanten jeweils ein Läufer beziehungsweise zwei Binder um
eine Steintiefe aus der Fassade aus, wodurch die Kontur des Hauses
wie nachgezeichnet wirkt. Zudem tritt jeweils jeder fünfte Binder
vom Giebel bis zur Geschossplatte als vertikales Band aus der
Fassade hervor. Diese lisenenartigen Zierstreifen erinnern an die
Fachwerkbalken der Nachbargebäude. Alle Stürze der
Fensteröffnungen, die durch die vertikalen Bänder stoßen, sind als
Binderreihen ausgeführt. Im Parterre und an den Traufseiten ist der
Flämische Verband ohne plastische Elemente ausgeführt.
Bautafel
Architektur: Alexander Martin Architects, London
Projektbeteiligte: Alexander Martin Architects, London (Architektur, Landschaft); Lee Marley, Woodley (Mauerwerk); Point 1 Building Systems, Shrewsbury (Ingenieure)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2020
Standort: Foley Rd, Claygate, Surrey, England
Bildnachweis: Simone Bossi, Varese, Italien
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