_Holz
Hospizhaus Tirol in Hall
Begrünte Lichthöfe und Fassade aus Fichtenholz
Rund zehn Kilometer östlich von Innsbruck, der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Tirol, liegt die kleine Gemeinde Hall. Eingebettet in das Inntal und mit Blick auf die Alpen befindet sich dort das Hospizhaus Tirol. Die Hospiz- und Palliativstation bietet schwer kranken, sterbenden Menschen und ihren Angehörigen intensive palliativmedizinische Versorgung und Pflege. Für ein solches Gebäude das passende Entwurfskonzept zu finden, war keine leichte Aufgabe für das Planungsbüro Casper Wichert Architektur. Entstanden ist ein schlichter, ruhiger Baukörper inmitten von Bäumen, der rundum mit Holz bekleidet ist und mit der Natur zu verschmelzen scheint.
Gallerie
Auf dem weiten Dach des zweigeschossigen Flachbaus mit rechteckigem Grundriss thront ein stark verkürztes Staffelgeschoss. Umlaufende, tiefe Balkone prägen das Obergeschoss; sie können mit den Krankenbetten direkt befahren werden. Verschieden große, quadratische Lichthöfe sorgen für viel Tageslicht im Haus und abwechslungsreiche Sichtbezüge. Die Bauzeit für den Hybrid aus Holz, Stahl und Stahlbeton betrug 19 Monate.
Kleine und große begrünte Lichthöfe
Der Baukörper liegt im Süden des Grundstücks mit Abstand zu den
Bäumen im Norden. Die Zufahrt erfolgt von Osten, an dieser Seite
befindet sich auch der Parkplatz. Ein Fußweg führt südlich zum
Haupteingang. Die Besucherinnen und Besucher betreten das Hospiz
über einen Vorplatz, der in das Gebäude hineinreicht. Ein Lichthof
im Eingangsbereich erzeugt eine helle, freundliche Atmosphäre.
Im Erdgeschoss an der Westseite befindet sich das Tageshospiz sowie ein kleines Café neben dem Eingang. Im Osten liegen die Räume der Verwaltung. Eine dreiläufige Treppe führt hinauf ins Obergeschoss, wo sich die Zimmer der Hospiz- und Palliativstation an drei Seiten nach außen orientieren, während Nebenräume an der Nordseite angeordnet sind. Im Dachgeschoss sind Schulungs- und Tagungsräume sowie eine Bibliothek untergebracht. Im Untergeschoss befinden sich Technik-, Lager- und Personalräume.
Zimmer mit Aussicht nach innen und außen
Auf den beiden Hauptebenen sind die Räume um ein frei bleibendes
Zentrum angeordnet, das zoniert ist durch Lichthöfe, die mit Bäumen
bepflanzt sind. Diese Plätze haben vielfältige
Aufenthaltsqualitäten, sie dienen der Erschließung und
Kommunikation – in der Mitte des Gebäudes ist man zugleich in der
Natur.
Die Zimmer der Palliativstation haben Fenster an der Innen- und Außenseite; jedem Zimmer ist ein Balkon mit schönem Ausblick vorgelagert. Die aus der Fassade ein Stück weit hervortretenden Badezimmer zonieren die Balkone. Jedes Bad erhält durch ein Fenster Licht und Luft.
Stahlstützen, Stahlbetondecken und viel Holz
Das Hospizhaus ist in Mischbauweise (Hybridbauweise) errichtet. 367
schlanke, weiß lackierte Stahlstützen tragen die Decken aus
Stahlbeton über den Hauptebenen sowie die Massivholzdecke über dem
Dachgeschoss. Die Außenwände sind eine Holzständerkonstruktion mit
hinterlüfteter Fichtenschalung (Nut- und Feder-Verbindung). Das
Flachdach über dem Dachgeschoss ist als massive Holzdecke (200 mm)
in Brettstapelbauweise ausgeführt und anschließend mit einer
Dampfsperre sowie einer Dachabdichtung
ausgestattet.
Trotz strenger hygienischer Vorgaben konnte auch innen viel Holz eingesetzt werden: Wandverkleidungen, Türen und Möbel in matt lackierter Esche, Akustikdecken aus unbehandelten Fichtenlatten schaffen eine wohnliche, warme Atmosphäre. So entsteht auch durch die Materialien eine Verbindung zur umgebenden Natur.
Natur im Gebäude
Durch sechs Innenhöfe gelangt reichlich Tageslicht tief ins
Gebäude, und sie ermöglichen schöne Ausblicke. Es gibt drei große
und drei kleinere Höfe: Die größeren sind jeweils mit einer Robinie
bepflanzt, der Boden ist teils immergrün, mit Farnen, Efeu und
Frühjahrsblühern bedeckt. Der Baumstamm ist von einer Holzbank
eingefasst, die im Sommer einen angenehmen Aufenthalt bietet. In
den kleinen Höfen wachsen Blumen und Büsche – in erster Linie zur
Betrachtung.
Bautafel
Architektur: Casper Wichert Architektur, Linz
Projektbeteiligte: Barbara Bacher, Linz (Freiraumplanung); FS1 Fiedler Stöffler, Innsbruck (Tragwerksplanung)
Bauherr: Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, Hall in Tirol
Fertigstellung: 2018
Standort: Milser Str. 23, 6060 Hall in Tirol, Österreich
Bildnachweis: David Schreyer
Fachwissen zum Thema
Objekte zum Thema
Baunetz Wissen Holz sponsored by:
Informationsdienst Holz | getragen durch den Informationsverein Holz, Düsseldorf
Kontakt: +49 (0) 211 9665580 | info@informationsvereinholz.de
und Holzbau Deutschland Institut e.V., Berlin
Kontakt: +49 (30) 20314533 | kontakt@institut-holzbau.de
und Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., Wuppertal
Kontakt: +49 (0) 20276972732 | info@studiengemeinschaft-holzleimbau.de