Mobile Bibliothek in Oberösterreich

Fahrgestell mit Holzaufbau aus regionalem Holz

Strukturschwache Orte sind besonders häufig von Einsparungen im Freizeit- und Kulturangebot betroffen. Attraktive öffentliche Treffpunkte gibt es immer weniger, gerade junge Leute ziehen oftmals weg. Gemeinnützige Einrichtungen wie Büchereien sind selten. Im Süden Oberösterreichs an der Grenze zur Steiermark teilen sich die Orte Hinterstoder, Steyrling und Klaus eine Bücherei auf Rädern. Der in Wien und Pettenbach ansässige Architekt Florian Radner entwarf die Mobile Bibliothek im Rahmen seines Studiums; über zwei Jahre konstruierte und realisierte er den Holzbau in Eigenregie am landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern. Das verwendete Holz stammt aus den Wäldern der Region. Das Projekt erhielt den regionalen Nachhaltigkeitspreis vom österreichischen Umweltbundesamt und wurde durch den Verein Leader Region Nationalpark Kalkalpen gefördert.

Gallerie

Beliebter Treffpunkt im Zentrum der Gemeinden

Die mobile Bücherei steht jeweils für eine Woche in einer der drei Gemeinden. Am Ende der Woche bringt ein Traktor sie zum nächsten Ort – so können die Anwohnerinnen und Anwohner alle drei Wochen dort hingehen, Bücher ausleihen und zurückgeben. Ein Team aus Ehrenamtlichen organisiert den laufenden Betrieb. Die Standorte sind Dorfplätze oder Schulhöfe. Die Bücherei ist ein beliebter Treffpunkt, belebt das Ortszentrum und ergänzt das kulturelle Freizeitangebot der Gemeinden. Durch den Standortwechsel und das Teilen lassen sich Ressourcen sparen, der kommunale Austausch wird gefördert. Die Bibliothek kann auch als mobiler Klassenraum oder für Veranstaltungen, zum Beispiel Lesungen, genutzt werden.

Konstruktion

Als Basis der mobilen Bibliothek dient ein in Serie hergestelltes, feuerverzinktes Fahrgestell. Der Raum zum Stöbern und Lesen ist eine gedämmte, hinterlüftete Holzrahmenkonstruktion aus Fichtenholz. Um die hohen dynamischen Lasten beim Bremsvorgang aufnehmen zu können, ist die Holzrahmenkonstruktion mit Stahlstreben in Fahrtrichtung verstärkt. Den äußeren Abschluss bildet eine vertikale Nut- und Federschalung aus Weißtannenholz. Als Schutz vor UV-Strahlung ist die Fassade einmalig mit einer dünnen Holzlasur gestrichen.

Das ebenfalls hinterlüftete Dach wird mit einem leichten Gefälle (ca. 2%) in Richtung der beiden Stirnseiten entwässert. Für die Beplankung im Innenraum kamen Dreischichtplatten aus Fichtenholz zum Einsatz, behandelt mit einem weiß pigmentierten Öl. Um ein hohes Maß an Stabilität zu erreichen, ist die Rahmenkonstruktion mit den Dreischichtplatten wasserfest verleimt und zusätzlich vernagelt. Der Holzaufbau ist mit dem Fahrgestell punktuell verschraubt. Da die Rückseite durch die große Öffnung der Flügeltür nicht ausgesteift ist, wurde eine umlaufende, außerhalb der Dämmebene liegende Stahlrahmenkonstruktion montiert.

Innenraum

Der rund 14 Quadratmeter große Innenraum gliedert sich in drei Bereiche: Vorne befindet sich neben dem Eingang der Arbeitsplatz für die Bibliothekarin sowie ein kleiner Abstellraum für flexibles Mobiliar wie Liegestühle, Klappsessel und ein Eingangspodest. Die Bücherregale für rund 1.000 Medien sind im Mittelteil angebracht, im hinteren Bereich sind zwei lange Sitzbänke angeordnet.

Unterschiedlich große Fenster an den Längsseiten sorgen für Tageslicht und schöne Ausblicke. Sie ermöglichen aber auch die Auslage von Büchern, um Passanten neugierig zu machen. Die Regale heben sich von den hellen Holzwänden ab: Sie bestehen aus schwarzen, mitteldichten Holzfaserplatten, die mit dunklem Leinöl behandelt sind. Bis auf diese Platten stammen sämtliche Holzwerkstoffe aus einem Umkreis von 30 Kilometern. Linoleum dient als Bodenbelag.

Allwettertauglich

Die Bücherei kann unabhängig vom Wetter ganzjährig betrieben werden. Im Winter wird sie während der Öffnungszeiten elektrisch beheizt. Durch die gedämmte Holz-Riegel-Konstruktion und eine relativ dünne Beplankung auf der Innenseite wird einerseits Gewicht eingespart, zum anderen wird ein schnelles Aufheizen des Raums während der relativ kurzen Öffnungszeiten möglich. Bei schönem Wetter bleibt die große Flügeltür an der Rückseite geöffnet; hier können Liegestühle und kleine Tische aufgestellt werden.

Bautafel

Architektur: Florian Radner, Pettenbach/Wien
Projektbeteiligte: Schwarz, Mönchhof (Tischlerei); Fürthbauer, Laakirchen (Dachdeckerei); Söllner, Vorchdorf (Elektrik)
Bauherr: Gemeinde Hinterstoder
Fertigstellung: 2019
Standort: Hinterstoder, Steyrling, Klaus
Bildnachweis: Christoph Weiermair, Oberschlierbach

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