Begrünte Skulptur Semiramis in Zug
Robotergefertigte Pflanzschalen aus Brettsperrholz
Im Norden der Schweizer Stadt Zug entsteht im Laufe der nächsten Jahrzehnte ein neuer Stadtteil, der sogenannte Tech Cluster Zug. Dank einer Mischnutzung aus Industrie, Gewerbe, Büros, Wohnungen, öffentlichen Plätzen und Flächen für Gastronomie soll es ein lebendiges Areal werden. In zentraler Lage, an der Ecke zwischen Ahornstrasse und Industriestrasse, befindet sich eine 22,5 Meter hohe Skulptur namens Semiramis. Der Name bezieht sich auf die berühmten hängenden Gärten im alten Babylon. In fünf miteinander verbundenen, unregelmäßig geformten Holzschalen, die von acht dünnen Stahlpfeilern getragen werden, wachsen Gräser, Blumen, Stauden, Sträucher und sogar Bäume. Die Skulptur haben Studierende der ETH Zürich unter Leitung von Matthias Kohler (Professur für Architektur und Digitale Fabrikation) mithilfe von Künstlicher Intelligenz entworfen und mithilfe von vier Robotern gefertigt. Unterstützt wurden die Forschenden von der Landschaftsarchitektin Rita Illien und Holzbauingenieuren der Schweizer Firma Timbatec.
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KI gestützter Entwurfsprozess
Für die Form und Anordnung der Schalen wurde ein Machine-Learning-Algorithmus genutzt, ein Verfahren der Informatik, das es Computern ermöglicht, aus Daten zu lernen, ohne dafür programmiert zu sein. Die Fertigung der Schalen erfolgte im Robotic Fabrication Laboratory der ETH Zürich, wo die millimetergenau zugeschnittenen Brettsperrholzplatten von Industrierobotern zusammengefügt wurden. Das Verfahren wurde in Zusammenarbeit mit dem Swiss Data Science Center entwickelt. Das Team wählte aus den einzelnen Varianten die optimale Form und Anordnung der Schalen aus. Im Immersive Design Lab, einem virtuellen Raum, ließen sich die einzelnen Varianten mit 3D-Brillen betrachten und bewerten. Die Auswahlkriterien basieren auf Parametern wie Sonnenschutz, Regenschutz und bepflanzbarer Fläche.
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Präzise Fertigung durch vier Roboter
Die Brettsperrholzplatten sind mithilfe eines neuartigen Verfahrens robotergesteuert montiert. Vier Roboterarme, welche an einem Portalsystem an der Decke befestigt sind, bringen die Brettsperrholzsegmente an vordefinierte Zielpositionen. Ein Algorithmus berechnet die Bewegungen der Roboter, um Kollisionen zu verhindern. Das Verfahren ermöglicht eine stumpfe Verklebung von Holz mit einem speziell entwickelten Giessharz und somit die Herstellung großflächiger, komplex gefalteter Holzkonstruktionen. Die Pflanzschalen bestehen aus jeweils 14 Segmenten. Für die Verbindung mit den senkrechten Stahlpfeilern und als Verstärkung der Schalenränder kommen Stahlelemente zum Einsatz. Eine wasserdichte Folie in den Pflanzschalen wird über ein System von Sensoren überwacht. Die Versorgung der Pflanzen erfolgt über integrierte Strom- und Wasserinstallationen.
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Vertikales Landschaftskonzept
Die Bepflanzung der Schalen basiert auf einer Biodiversitätsstudie der Schweizer Stiftung Info Flora. Aus über 1.000 Pflanzenarten im Umkreis des Tech Clusters wurden 130 überwiegend einheimische Arten ausgewählt. Die Schalen können verschiedene Pflanzenarten aufnehmen: Bodennahe Gräser und Farne, Stauden und Sträucher, aber auch Bäume wie Birken oder Feldahorn, die bis zu sieben Meter hoch werden. Die bepflanzte Skulptur dient als Rückzugsort und Treffpunkt für die Menschen im Quartier. Die begrünten Holzschalen spenden Schatten, sorgen für ein angenehmes Mikroklima und bieten als vertikaler städtischer Garten verschiedenen Pflanzen und Tieren einen neuen Lebensraum.
Bautafel
Architektur: Gramazio Kohler Research, ITA Institut für Technologie in der Architektur, ETH Zürich
Projektbeteiligte: Prof. Matthias Kohler, Sarah Schneider, Matteo Pacher, Aleksandra Apolinarska, Pascal Bach, Gonzalo Casas, Philippe Fleischmann, Matthias Helmreich, Michael Lyrenmann, Beverly Lytle, Romana Rust (Entwurf und Ausführung); Müller Illien, Zürich (Landschaftsarchitektur), Timbatec Holzbauingenieure Schweiz, Zürich (Holzbau); Erne AG Holzbau, Laufenburg (Generalunternehmer); Timber Structures 3.0, Pratteln (Industriepartner)
Bauherr/in: Urban Assets Zug
Fertigstellung: 2022
Standort: Ahornstrasse / Industriestrasse, 6300 Zug, Schweiz
Bildnachweis: © Gramazio Kohler Research, ETH Zürich
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