Tafelbau/Rahmenbau

Effiziente Konstruktionen hinsichtlich Lastabtragung und Dämmwirkung

Tafelbauwände (= Rahmenbauwände) sind in Mitteleuropa die am häufigsten verwendete Wandkonstruktion im Holzbau. Tafelbauwände sind nicht nur sehr materialeffizent in der Lastabtragung, sie können auch sehr kostengünstig hochwärmedämmend ausgeführt werden. Ein Ständerwerk aus Ständern, Rähm und Schwelle wird über eine ein- oder beidseitige Beplankung zu einer steifen Tafel verbunden.

Gallerie

Die Stäbe des Ständerwerks bestehen meist aus KVH und haben einen rechteckigen Querschnitt, der gegen die Wandebene ausgerichtet ist. Die aussteifende, meist innere Beplankung besteht aus Holzwerkstoffplatten (Dreischichtplatten, OSB-Platten o.ä.). Vertikale Lasten werden über den Rähm in die Ständer verteilt und von dort in die Schwelle weitergeleitet. Die Beplankung verhindert das Ausknicken der Ständer in Richtung ihrer schwachen Achse. Meist beträgt der Achsabstand der Ständer 62,5 cm (selten 83,3 cm oder andere Maße), sodass die Beplankung mit möglichst wenig Verschnitt ausgeführt werden kann.

Dimensionierung und Aufbau einer Außenwand

Da ein Ausgleich über kleinere Randfelder und Auswechslungen für Öffnungen keinen großen Aufwand darstellen, bleibt das Rastermaß der Ständer für die architektonische Planung ohne Bedeutung. Werden Tafelbauwände als Außenwand eingesetzt, erfolgt die Dimensionierung des Ständerwerks oft mehr nach der notwendigen Dämmstärke als nach statischen Notwendigkeiten (beispielsweise 60/200 bzw. 60/240 mm für tragende Außenwände und 60/120 mm für tragende Innenwände).

Ein typischer Außenwandaufbau ist:

  • 10-20 mm Innenbekleidung (GK-Platte/Holzwerkstoffplatte/Holzschalung)
  • 60 mm Installationsschicht zwischen UK Innenbekleidung
  • 20 mm Beplankung OSB-Platte mit abgeklebten Stößen als Aussteifung und luftdichte/dampfdichte Schicht
  • 200 mm Ständerwerk 60/200 mm, dazwischen Zellulose-Einblasdämmung
  • 20-60 mm Holzweichfaserplatte als zusätzliche wärmebrückenreduzierende Dämmschicht
  • diffusionsoffene Fassadenbahn
  • hinterlüfteter Fassadenaufbau (Holzschalung, Plattenfassade, Blechbekleidung etc. mit UK und Hinterlüftung)
Tafelbauwände können weitgehend im Werk vorgefertigt werden, einschließlich Fenstern und Fassadenbekleidung, sodass das hochkomplexe Bauteil Außenwand mit seinen vielen Anschlüssen unter optimalen Bedingungen hergestellt werden kann.
Autor: Stefan Krötsch

Fachwissen zum Thema

In der Praxis sind Holzkonstruktionen heute meist Mischkonstruktionen verschiedener Bauweisen oder Hybride mit anderen Materialien wie Stahl oder Beton (im Bild: Geschosswohnungsbau in Wien, geplant von querkraft architekten und Berger + Parkkinen Architekten, Wien).

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Die Präzision des Bauens nimmt mit der Vorfertigung erheblich zu (Abb.: Firmensitz Flexim in Berlin-Marzahn, geplant von ZRS Architekten Ingenieure).

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Holzkonstruktionen erlauben eine weitgehende Vorfertigung großer Bauteile, die dann auf der Baustelle in kürzester Zeit montiert werden können (im Bild: Holzhaus Lynarstr., geplant von Schäferwenningerprojekt, Berlin).

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Einführung

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Die Grundrissstruktur ist im Holzbau stark geprägt durch die Deckenkonstruktion (im Bild: Wohnblock Wylerpark in Bern; Architekt: Rolf Mühlethaler)

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Beim Waldorf-Campus in Berlin-Schöneberg (Kersten Kopp Architekten, 2018/2021), einem weitgehend aus vorgefertigten Bauteilen errichteten Holzbau, bestehen die Innenwände und Decken aus Massivholz.

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Beispiel Skelettbauweise: House of Natural Resources auf dem Campus Hönggerberg der ETH in Zürich (2015)

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Die Blockbauweise gibt es seit tausenden von Jahren. In bewaldeten, alpinen Regionen sind Blockhäuser recht häufig (hier ein Naturstammhaus).

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Holz-Beton-Verbund-System bei einem Dachgeschossausbau in Singen: Die vorhandenen Nadelholzbalken mit Spannweiten bis zu fünf Metern boten keine ausreichende Tragreserve, und die hohe Eigenschwingung der Decke musste beruhigt werden. Der Architekt löste die Probleme mithilfe des pumpfähigen Betons von Cemex Deutschland und dem Holz-Beton-Verbundsystem Elascon V-HB-S.

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Beim Impulszentrum Reininghausgründe in Graz von 2004 (Architekt Hubert Rieß) wurden die Großraumbüros eines Gründerzentrums jeweils aus zwei Raumzellen zusammengesetzt, deren Decken einseitig auf Trägern und Stützen aufliegen.

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Neue Broschüre

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