Wohnen am Mittleren Ring in München
Gläserne Schallschutzwand
Die Wohnsiedlung einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft in München grenzt direkt an den Innsbrucker Ring, dessen Verkehrslärm bis vor kurzem weit in das Wohngebiet vordringen konnte. Die Außenanlagen der zum Ring offenen Zeilenbebauung aus den 1960er Jahren und die Wohnqualität der Anlage waren dadurch erheblich beeinträchtigt. Der Standort bietet aufgrund seiner U-Bahn-Anbindung und Randlage zur Innenstadt dennoch einige Vorzüge, die durch städtebauliche Maßnahmen verbessert werden sollten. Dafür entwickelten Krieger Architekten aus Samerberg ein Konzept mit zonierter Bebauung. Die Lücken zum Mittleren Ring Münchens schließen jetzt vier einzelne, fünfgeschossige Wohnzeilen, die sich vor die Bestandsbauten reihen. Sie schützen damit nicht nur den Bestand vor Immissionen, sondern bilden im Zusammenspiel von Neu und Alt vom Verkehr abgeschottete und nach Westen orientierte Wohnhöfe.
Gallerie
Die Neubauten sind klar in Erschließungs- und Nutzungszonen getrennt. Alle Wohnungen der Anlage orientieren sich zu den Höfen und sind bis auf wenige Ausnahmen barrierefrei zugänglich; über Loggien entstanden kleine private Freibereiche. Die Hoffassaden kennzeichnen geschosshohe Fensterelemente und bewegliche Klappläden. Verglaste Laubengänge an den Fassaden zum Innsbrucker Ring bilden eine transparente vorgesetzte Schallschutzzone. Das Erdgeschoss der Gebäude ist in Stahlbeton ausgeführt, die Außenwände sind gedämmt, hinterlüftet und mit Faserzementplatten verkleidet. Die oberen Geschosse sind aus Porenbetonmauerwerk und verputzt. Stahlbetondecken spannen über die gesamte Tiefe - acht Meter von Außenwand zu Außenwand. Die Wohnungstrennwände sind ebenfalls aus Stahlbeton, die Innenwände in Trockenbauweise errichtet. Die Laubengänge sind schallentkoppelt und geschossweise rauchdicht getrennt.
Eine neue dreigeschossige Quartiersgarage ersetzt die Stellplätze in den Höfen und schirmt diese zusätzlich vom Straßenlärm des Wohnviertels ab. Hier finden auch ein Mütterzentrum und ein Cafe Platz, gut angebunden durch Rad- und Fußwege sowie die nahe gelegene U-Bahn-Haltestelle Innsbrucker Ring. Die Neugestaltung der Wohnanlage ließ sich auch durch unterstützende öffentliche Fördermittel realisieren.
Glas
Die Fassade zum Innsbrucker Ring ist als Schallschutzzone mit einer
äußeren Verglasung aus rund 2.000 m² Profilbauglas ausgebildet. Diese wurde
geschossweise und einschalig in Systemprofilen verlegt. Integrierte
öffenbare Fensterelemente sind zweigeschossig zusammengefasst und
tauchen versetzt in den Fassadenbändern auf. Sie wurden in ihrer
Breite auf die Profilbaugläser abgestimmt und messen exakt das
Zweifache der Glaselemente.
Die Gestaltung der Fassade mit gezielt positionierten Leuchtstoffröhren in leuchtenden Blau-, Gelb- und Grüntönen tritt erst bei Dunkelheit deutlich hervor, tagsüber ist ihre Wirkung eher zurückhaltend. Lichtbrechung, Reflexionen und die nicht völlige Durchsichtigkeit der Profilglaskonstruktion erzeugen einen diffusen Eindruck des Geschehens hinter der Fassade, die zwar Licht aber keine Blicke durchlässt.
Profilbauglas (auch Profilglas genannt) eignet sich besonders für Bereiche, wo erhöhte Anforderungen an das Bruchverhalten gestellt werden. Mit einer Lichtdurchlässigkeit von maximal 86% und Ug-Werten zwischen 1,8 und 1,1 W/m²K sind Profilgläser eine kostengünstige Fassadenlösung, die bislang bevorzugt im Industriebau Verwendung fand. Das Beispiel der Siedlung am Innsbrucker Ring zeigt, dass es sich auch im Wohnungsbau sinnvoll und gestalterisch gelungen einsetzen lässt.
Bautafel
Architekten: Krieger Architekten, Samerberg
Projektbeteiligte: Glöckle Hoch-u. Tiefbau, Schweinfurt (Bauunternehmer); Josef Janezic, Grünwald (Statik); Day & Light Lichtplanung, München (Fassadenbeleuchtung)
Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsfürsorge, München
Fertigstellung: 2007
Standort: Innsbrucker Ring, München
Bildnachweis: Krieger Architekten, Samerberg (1,3,5,9), Ytong, Duisburg (2), Pilkington, Schmelz (4,7)
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