Wohnanlage in München
Holzbauweise
Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne im Norden
Münchens entsteht seit 2017 ein neues Wohnquartier mit insgesamt
1.800 Wohnungen für rund 4.000 Menschen. Um neue Standards für
Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung zu setzen, beschloss
die Stadt München, dass ein Drittel der Wohnhäuser in Holzbauweise
umzusetzen ist. Damit bildet das Projekt die derzeit größte
zusammenhängende Holzbausiedlung Deutschlands.
Gallerie
Ökologische Holzbausiedlung
Passend zur Unternehmensphilosophie entwickelte das ortsansässige Architekturbüro NEST EcoArchitektur eine Wohnanlage mit Passivhausstandard, zu der zwei Stadthäuser in Hybridbauweise und vier Atriumhausriegel in reiner Holzbauweise gehören. Auf die sechs Neubauten verteilen sich dabei insgesamt 55 Mietwohnungen. Der Entwurf ist bestimmt durch die Kriterien des Konzeptionellen Mietwohnungsbaus (KMB). Mit diesem Programm intendiert die Landeshauptstadt, bezahlbaren Wohnraum zu Miete mit einem hohen Qualitätsstandard zu schaffen, bei dem zugleich eine breite Streuung verschiedener Einkommensgruppen im Quartier gefördert wird.
Gemeinschaft fördern
Das Architekturkonzept fokussiert
neben den ökologischen Aspekten zusätzlich die Förderung der
durchmischten Mietergemeinschaft innerhalb der Wohnanlage. Dafür
wurden spezielle Erschließungssysteme entwickelt, die mit
integrierten Terrassen und Kommunikationszonen den Austausch unter
den Mietern begünstigen. Im Erdgeschoss des Punkthauses West steht
außerdem ein Gemeinschaftsraum samt Küche und Duschbad zur
Verfügung, der von den Bewohnerinnen und Bewohnern flexibel genutzt
werden kann. So kann er kostenfrei und je nach Bedarf
beispielsweise als Veranstaltungsraum oder zur Kinderbetreuung
dienen. In der Tiefgarage stehen des Weiteren Lademöglichkeiten für
Elektroautos sowie Fahrradstellplätzze und mietbare Fahrradboxen
zur Verfügung.
Nachhaltige Bauweise
Das Wohnungsangebot umfasst 1- bis 4-Zimmerwohnungen, wobei jede
Wohneinheit über einen kleinen Terrassenhof, einen Balkon oder eine
Dachterrasse verfügt. Während die Atriumhäuser als reine
Holzkonstruktionen entwickelt wurden, sind die beiden Stadthäuser
in Hybridbauweise errichtet: die Tragstruktur ist massiv und die
nichttragenden Außenwände bestehen aus Holz.
Die energetische Effizienz orientiert sich an dem KfW Effizienzhaus 40 Plus sowie dem Passivhaus-Standard. Nicht zuletzt wird dieser erreicht durch wohnungseigene Lüftungsanlagen mit effizienter Wärmerückgewinnung. Um die klimatischen Bedingungen im Innenraum auf nachhaltige Weise zu regulieren, wurde ein außenliegender Sonnenschutz vorgesehen; außerdem ermöglicht eine Zisterne im Erdreich die Nutzung des Regenwassers für die Sanitäranlagen, Waschmaschinen und Gartenwasser in den beiden Punkthäusern.
Der Strom für die 55 Haushalte wird über Photovoltaikpaneele auf
den Dächern erzeugt und bedarfsgerecht an die Mieter verteilt
(Mieterstromkonzept). Überschüssiger Strom wird in einem
Groß-Batteriespeicher für den späteren Verbrauch
zwischengespeichert. Insgesamt kann dadurch rund 40 % des
Gesamtstrombedarfs gedeckt werden; um den restlichen Bedarf zu
decken, entschieden sich die meisten Bewohner für einen
Ökostromanbieter.
Großzügige Tageslichtversorgung und Wärmschutz
Die
Tageslichtversorgung der Wohneinheiten war ein elementarer
Bestandteil der Planung. Das Problem hinter effizienten
Wärmedämmverglasungen aus dreifach Isolierglas
ist, dass die verwendeten Beschichtungen zwar eine sehr gute
Wärmedämmung ermöglichen, aber hierdurch die Lichttransmission
verringert wird. Abhilfe schafft eine energieeffiziente
Dreifachverglasung, die Tageslichttransmissionswerte wie bei einer
Zweifachverglasung aufweist. Im Vergleich zu ähnlichen
Isoliergläsern gelangen so bis zu 11 Prozent mehr Tageslicht in die
Gebäude. Bei einem Isolierglasaufbau von 4, 18, 4, 18, 4 werden
folgende technische Werte erreicht: Lichttransmission TL
= 77 %, Gesamtenergiedurchlassgrad g = 60 %, Wärmedurchgangskoeffizient Ug = 0,5
W/(m²K), Reflexion außen 14 %.
Bautafel
Architektur: NEST EcoArchitektur und NEST Architekten, München
Projektbeteiligte: ENERsign, Wittlich (Fensterbau); Saint-Gobain Glass, Stolberg (Wärmeschutzglas mit hoher Lichttransmission Eclaz)
Bauherrschaft: Privat
Fertigstellung: 2020
Standort: Ruth-Drexel-Straße, 81927 München
Bildnachweis: Thomas Straub, München; NEST, München
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