Henninger-Turm in Frankfurt
Pixelfassade mit 90 Fenstertypen und aufgesetztem Glaszylinder
Es ist noch gar nicht so lange her, da wollte kaum jemand in einem Hochhaus wohnen. Vor allem nicht in den Plattenbauten, die ab den 1960er-Jahren in städtischen Randlagen errichtet worden waren und als irgendwie hässlich, gefährlich und asozial galten. Mit ihnen haben die neuen Wohntürme allerdings wenig gemein: Sie befinden sich in der Innenstadt, sind hochwertig ausgestattet und richten sich an eine zahlungskräftige Klientel. Sie ist auch die Zielgruppe für die Luxuswohnungen im neuen Henninger-Turm in Frankfurt am Main. Er ersetzt ein 119 Meter hohes Getreidesilo gleichen Namens, das der Architekt Emil Lieser 1961 für die Henninger-Brauerei entwarf. Obenauf saß ein zylindrischer Baukörper, der an ein Bierfass erinnerte und eine Aussichtsplattform und ein Restaurant enthielt. Die öffentlich zugänglichen Bereiche wurden 2002 wegen des mangelhaften Brandschutzes geschlossen, elf Jahre später erfolgte der Abriss des gesamten Gebäudes.
Gallerie
Den Neubau planten Meixner Schlüter Wendt Architekten. Er liegt im Zentrum des neun Hektar großen, ehemaligen Brauereiareals in Frankfurt-Sachsenhausen, auf dem derzeit ein neuer Stadtteil entsteht. Zwischen Hainer Weg und Wendelsweg sind insgesamt rund 800 Wohnungen geplant. Über 200 davon befinden sich im Hochhaus, das als solitärer Wolkenkratzer 140 Meter in den Himmel ragt. Seine Form entspricht weitestgehend der Silhouette seines Vorgängers, nur der Turmaufsatz ist mit sechs statt zuvor drei Geschossen deutlich höher ausgefallen. In der neuen Turmspitze gibt es wieder ein Restaurant und eine Aussichtsplattform sowie zusätzlich vier Wohnungen mit Größen von jeweils über 350 Quadratmetern. Am Fuß des Wohnturms legt sich ein fünfgeschossiges Gebäudevolumen mit Einzelhandel und Fitnesseinrichtungen U-förmig um die Sockelzone.
Die Vielfalt der Wohnungstypen im Turmbau lässt sich an seiner
Fassade ablesen: Auf drei Seiten großflächig verglast, wurden mehr
als 90 verschiedene Fenstertypen verbaut. In der Horizontalen
werden sie von hellen Geschossdecken unterbrochen, die an einigen
Stellen eingeschnitten sind. Zusammen mit den unregelmäßig versetzt
zueinander angeordneten Balkonen, Loggien und Erkern sorgen sie für
ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Die dem Stadtzentrum
zugewandte Nordseite des Turms ist als helle Lochfassade mit
rechteckigen Fensteröffnungen ausgebildet.
Glas
Insgesamt 5.130 Glaselemente wurden für den Henninger-Turm gefertigt. Neben den vielen verschiedenen Abmessungen, mussten sie je nach Lage im Gebäude auch unterschiedlichste Anforderungen bezüglich Absturzsicherung, Sonnen-, Wärme- und Schallschutz erfüllen. Entsprechend herausfordernd war die termingerechte Produktion und Montage.
Die gebogenen Fenster des zylindrischen Aufbaus wurden zur
Überprüfung der optischen Eigenschaften vor Produktionsbeginn in
Originalgröße bemustert. Eine verzerrungsfreie Durchsicht war dabei
Zielvorgabe und konnte am Ende mit einer Dreifach-Isolierverglasung
umgesetzt werden, für die Verbundsicherheitsglas (VSG) und Floatglas
kombiniert wurden. Die gebogenen Scheiben wurden beim
Fassadenkonstrukteur vormontiert, teilweise im Structural-Glazing-Verfahren
verklebt und dann als Fertigelemente auf der Baustelle mithilfe
eines Krans eingehängt, von Hand ausgerichtet und montiert.
Bautafel
Architekten: Meixner Schlüter Wendt Architekten, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Rupert App, Leutkirch (Ausführung Fassade); Saint-Gobain Glassolutions, Standorte: Berlin, Radeburg und Bamberg (Glasverarbeitung); Saint-Gobain Glass, Stolberg (Hersteller Glas: Climatop Contour Solar und SGG Contour Stapid Securit in verschiedenen Ausführungen, Schallschutzverglasung Climatop XN WS 44/47)
Bauherr: Actris Henninger Turm, Mannheim
Standort: Hainer Weg 56-80, 60599 Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Olaf Rohl für Saint-Gobain Glassolutions
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