Anbau einer Villa am Gardasee
Maximale Offenheit durch versenkbare Verglasungen
In dem kleinen Ort Toscolano Maderno am westlichen Ufer des Gardasees war es die Aufgabe von Bergmeisterwolf Architekten aus Brixen eine historische Villa um einen modernen Anbau zu erweitern. Die Planenden entschieden sich schon früh im Entwurfsprozess für eine kontrastierende Differenzierung der alten und der neuen Bausubstanz. Während der dreigeschossige Altbau mit seinen verputzten Natursteinmauern optisch das wesentliche Element des Ensembles bildet, fungiert der eingeschossige, vollständig verglaste Anbau als eine direkte Verbindung zum Garten. Er schmiegt sich mit einem nahezu L-förmigen Grundriss an Haupthaus und Gartenmauer. Die Außenwände sind jeweils parallel zum einen bzw. anderen ausgerichtet.
Gallerie
Neben der Materialwahl kontrastiert der Neubau auch in seiner Farbigkeit mit dem Bestand. Dessen sandfarbenen Fassaden stehen den dunkel reflektierenden Verglasungen und einem leicht auskragenden, flachen Dach aus dunkel gefärbtem Beton gegenüber, auf dem sich eine Dachterrasse befindet. Diese ist über eine Außentreppe – ebenfalls aus Beton – mit dem Garten verbunden. Die dunklen, breiten Fensterrahmen des Anbaus bilden wiederum eine gewisse Kontinuität zu den dunklen Rahmen des Altbaus. Auch die hellgrauen Natursteinfliesen im Neubau stellen einen Bezug zur Materialität des Bestands her. Die Innenwände sind weiß verputzt und kontrastieren mit den dunklen Kücheneinbauten.
Eine neue, gegenläufige Treppe in der Villa verbindet alle Ebenen miteinander. Im Erdgeschoss ist der erste Teil aus dem dunkel gefärbten Beton, der sich auch im Anbau findet, ausgeführt. Ab dem ersten Podest bestehen die geschlossenen Treppenwangen und -stufen aus Holz.
Versenkbare, raumhohe Fenster
Ein elementarer Bestandteil der Gestaltung des Anbaus ist die Aufhebung der Trennung von außen und innen. Um einen fließenden Übergang zwischen beidem zu ermöglichen, wurden raumhohe, im Boden versenkbare Fenster realisiert, über die der Neubau vollständig und bodengleich zu dem mit Palmen und Zitronenbäumen bepflanzten Garten geöffnet werden kann.
Die größten Fensterelemente sind 2,7 m x 5,3 m groß und wiegen 3.200 kg. Mittels 1,1 kW starker Elektromotoren im Untergeschoss und mechanischer Kettenübersetzung können sie in Bodenschlitze versenkt werden. Die Festverglasungen wurden als zweifach Mehrscheibenisolierverglasungen mit Sonnenschutzbeschichtung und Verbundsicherheitsglaspaketen ausgebildet. Der tragende Rahmen der Versenkelemente ist aus feuerverzinktem Stahl und mit Bronzeblech verkleidet. In den oberen und den seitlichen Anschlüssen befinden sich flächenbündige Anschlussprofile zur Führung und Aufnahme der versenkbaren Elemente.
Bautafel
Architektur: bergmeisterwolf architekten, Brixen
Projektbeteiligte: Holzner & Bertagnolli Engineering, Lana (Tragwerksplanung); Guenther Del Tedesco E Figli, Zona Artigianale Raut BZ (Bauleitung); Tischlerei Amort, Rodeneck (Fenster und Türen im Bestand);
Fischnaller Stahl & Glas, Villnöß/Teis (Rahmen und Verglasungen); Barth Innenausbau, Brixen (Innenausbau); Lichtfabrik Halotech, Innsbruck (Lichttechnik)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2017
Standort: Toscolano Maderno, Italien
Bildnachweis: Gustav Willeit; bergmeisterwolf architekten, Brixen
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