Laborgebäude Biomedicum bei Stockholm
Doppelfassade mit maximaler Transparenz
Das Karolinska Institut in Stockholm ist nicht nur für die
Verleihung des Nobelpreises für Medizin und Physiologie bekannt,
sondern auch eine weltweit renommierte medizinische Universität.
Mit der Zielsetzung, ein Gebäude für die intensive Zusammenarbeit
zwischen den verschiedenen Forschungs- und Lehreinrichtungen des
Instituts zu schaffen, ist auf dem Campus in Solna nördlich von
Stockholm ein beachtenswerter Neubau entstanden. Der Laborbau
Biomedicum bietet nun viel Platz und flexibel ausgestatteten
Labor- und Büroflächen für die gemeinsame Forschung. Entworfen
wurde das gläserne Gebäude vom dänischen Architekturbüro C.F.
Møller, das als Gewinner aus einem 2010 ausgelobten Wettbewerb
hervorging.
Gallerie
Vier Gebäudetrakte, eine Fassade
Das Biomedicum besteht aus vier Gebäudetrakten mit eigenen Erschließungskernen an den Ecken, wobei die Labore um ein achtgeschossiges Atrium herum angeordnet sind. Jeweils ein Treppenhaus ist als Blickfang zum Atrium hin platziert – geschossübergreifende Wände aus mundgeblasenen, marmorierten Glasplatten sorgen für eine künstlerische Abwechslung. Der Komplex ist von einer doppelschaligen Fassadenkonstruktion aus Glas umhüllt – das Atrium im Zentrum des Gebäudes ist mit einem Glasdach ausgebildet. Idee hinter dem Atrium und der Transparenz der Gebäudehülle ist es, dass die Grünflächen des Campus im Inneren fortgesetzt werden und das Gebäude so als städtebauliches Bindeglied zwischen der Stadt und dem Universitätsklinikum Nya Karolinska Solna (NKS) verstanden wird. Der Haupteingang des Atriums ist als eine offene Umgebung mit einer Vielzahl öffentlicher Funktionen ausgebildet, darunter ein Café, ein Ausstellungsbereich, ein Auditorium sowie mehrere Konferenzräume.
Das Gebäude verfügt über elf Geschosse (davon sind drei unterirdisch) und insgesamt über 65.000 Quadratmeter Fläche, womit ausreichend Platz für 1.600 Forschende und Angestellte geschaffen wurde. Jeder Gebäudetrakt ist nach außen abgewinkelt, um die langen Glasfassaden aufzubrechen und Schatteneffekte zu erzeugen. Die Fassade ist als raumhohe, vollverglaste Doppelfassade ausgebildet, wobei jedes Element der äußeren Gebäudehülle einseitig nach außen ausgestellt ist; durch diese schuppenartige Gestaltung wird die Fassade in der Tiefe changierend belebt. Während die Konstruktion in der Ansicht nahezu vollständig transparent wahrgenommen wird, ist diese entlang der ausgestellten Kanten durch ein opakes, grünes Blech geprägt. Zwischen den Gebäudetrakten ist die Ansicht der Fassade durch Wechsel auf ein einschaliges System unterbrochen – dies wird als Lücke wahrgenommen und weist Mitarbeitern und Besuchern den Weg zu den internen Treffpunkten.
Festverglaste Elementfassade
Die Fassadenkonstruktion
wurde als Elementfassade ausgeführt und besteht aus rund 1.500
Elementen mit einer Höhe von jeweils 3 Metern. Alle Elemente sind
mit einer Festverglasung (allseitig linienförmig gelagerte
Vertikalverglasung) versehen – je Gebäudetrakt und Etage existieren
lediglich zwei Ausstiegspunkte auf den Wartungssteg der
Fassadenkonstruktion. Der Sonnenschutz wird über innenliegende
Sonnenschutzelemente gewährleistet, die bedarfsgerecht durch die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesteuert werden können. Die
Verglasung der inneren Gebäudehülle erfolgte mit
Isolierverglasungen. Durch das gewöhnliche Reflexionsverhalten und
die Schrägstellung der Flachgläser verhält sich die Fassade je nach
Wetter und Himmelsrichtung unterschiedlich, manchmal als Spiegel,
manchmal völlig transparent.
Kunstverglasung
Die Wandverkleidungen der insgesamt vier Treppenhäuser sind mit
einer Höhe von acht bis neun Etagen ein Blickfang für jeden
Betrachter. Realisiert wurden die Kunstglasanwendungen mit
hochwertigen mundgeblasenen und marmorierten Glasplatten, die
jeweils auf Glasscheiben aus ESG auflaminiert wurden. Ziel war es, die
insgesamt etwa 1.000 Quadratmeter große Fläche mit 2.000 einzelnen
Glaselementen zu bestücken, welche anschließend jeweils mit
speziell angefertigten Doppelleuchten hintergrundbeleuchtet werden.
Dafür musste neben dem Zuschnitt und der Laminierung der Gläser
eine entsprechende Grundkonstruktion mit Halterung und Licht
geplant, konstruiert und hergestellt werden. Die Kunstgläser aus
Verbundglas werden an der Unterkonstruktion durch
jeweils vier Punkthalter gehalten.
Bautafel
Architekten: C.F. Møller Architects, Aarhus/Stockholm u.w.
Projektbeteiligte: Glashütte Lamberts, Waldsassen (Kunstglas); Derix Glasstudios, Taunusstein (Kunstglasinstallation und Hintergrundbeleuchtung); Landskapslaget, Stockholm (Landschaftsplanung); Nyréns Arkitektkontor, Stockholm (Innenarchitekt); Skanska, Beräkningskonsulterna, Stockholm (Generalunternehmer)
Bauherr: Akademiska Hus, Stockholm
Fertigstellung: 2018
Standort: Solnavägen 9, 17165 Solna, Schweden
Bildnachweis: Mark Hadden, Amsterdam; Nikolaj Jakobsen; C.F. Møller, Aarhus
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