Konzert- und Kulturzentrum MUCA in Algueña
Schillernde Keramik in erdiger Landschaft
Über das Dorf Algueña in der spanischen Provinz Alicante haben wohl die wenigsten bislang etwas gehört. Doch das könnte sich ändern. Grund dafür ist das Musik-, Kultur- und Kunstzentrum MUCA nach Plänen der Architekten Cor & Asociados aus Alicante. Inmitten der landwirtschaftlich geprägten Region schufen sie ein schillerndes Bauwerk, das als architektonisches Wahrzeichen bald weit über die Grenzen der 1.500 Seelen-Gemeinde bekannt sein dürfte.
Gallerie
Am westlichen Ortsrand gelegen, besteht das Kulturzentrum aus einem U-förmigen Bestandsgebäude aus den 1960er Jahren und einem rechteckigen Neubau, in dem die neue Veranstaltungshalle untergebracht ist. Auf 350 m² bietet sie Platz für 230 Besucher und die unterschiedlichen Aktivitäten des Dorfes: von der Chor- und Bandprobe über die Kurse der Tanzgruppe bis hin zu großen Konzerten. In ihrer Form extrem schlicht, fällt die Halle vor allem durch die Außenhülle ins Auge, denn mit Ausnahme zweier gläserner Portale ist die fensterlose Fassade durchgehend mit perlmuttfarbenen Keramikfliesen bedeckt.
Das Gebäudeinnere wirkt trotzdem überraschend hell. Verantwortlich dafür ist die Kombination aus natürlichem und künstlichem Licht, das sich in durchgängigen schmalen Bändern vom Boden bis zur Decke, hinüber auf die gegenüberliegende Wand und zurück zum Boden zieht. Die wie Rahmen anmutenden Lichtstreifen sind in regelmäßigen Abständen angeordnet und durchziehen das gesamte Gebäude. Zwei gläserne Treppenhäuser verbinden die neue Halle mit dem alten Gebäudetrakt, in dem früher die Guardia Civil ihren Sitz hatte. Um den Ort nicht mit Erinnerungen an die Polizeistation zu belasten, organisierten die Architekten noch während der Bauphase eine Kunstaktion, bei der 60 Künstler alle Fenster- und Türlaibungen des Altbaus mit ihren Werken gestalteten. Beim Blick durch die Fenster sollen die neuen Nutzer in eine farbenfrohe Zukunft schauen können.
Fliesen und Platten
Die Keramikfliesen der
Fassade sind eine Spezialanfertigung nach Angaben und unter
Mitarbeit der Architekten. Diese hatten eine sehr genaue
Vorstellung davon, wie das Licht in all seinen Facetten eingefangen
werden sollte. Bei der Herstellung verwendete man einen Scherben
auf Porzellanbasis, der im Trockenpressverfahren dreimal gebrannt
wurde: zunächst bei 950°C, anschließend bei 1.180 °C zur Erhärtung
des weißen Decklacks und abschließend bei 780 °C, um den
schimmernden Perlmutteffekt zu erzielen. Die Fliesen sind
frostsicher und damit für die Verwendung im Außenbereich
geeignet.
Und sie sind viel mehr als nur eine funktionale Außenhaut; sie
hauchen dem schlichten Baukörper Leben ein. Ihre changierende und
in allen Farbtönen des Regenbogens schillernde Oberfläche sorgt je
nach Tageszeit, Standpunkt des Betrachters und herrschendem Wetter
für ein immer neues Erscheinungsbild, welches das Kulturzentrum
manchmal wie eine Fata Morgana wirken lässt. Kein Trugbild hingegen
ist der erste Preis, mit dem das Projekt beim „Tile of Spain Award
2011“ für seine ausdrucksstarke Gebäudehülle und den gelungenen
Umgang mit dem Bestandsbau ausgezeichnet wurde.
Bautafel
Architekten: COR & Asociados, Miguel Rodenas und Jesús Olivares, Alicante
Projektbeteiligte: Valentin Moreno, Alicante (Tragwerksplanung); UTE Inca Marjal, Alicante (Bauunternehmen); Universität Alicante (Akustikplanung); COR & Asociados, Alicante (Fliesenentwurf und -entwicklung)
Bauherr: Gemeinde Algueña
Fertigstellung: 2011
Standort: Avenida de la Constitución 25, 03668 Algueña, Spanien
Bildnachweis: David Frutos, Murcia