Akershus Universitätskrankenhaus in Oslo
Holzlamellen, Putz, Aluminium und vulkangraue Keramikplatten
Nach einem Bericht der UNO zur menschlichen Entwicklung ist Norwegen das Land mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Seit Jahren fallen hier Wohlstand, Bildung und Lebenserwartung am besten aus. Für Letztere ist sicherlich auch das gut ausgebaute Gesundheitssystem verantwortlich. Ein schönes Beispiel dafür ist das neue Universitätskrankenhaus in Akershus, einer Provinz östlich der Hauptstadt Oslo. Der nach Plänen des dänischen Architekturbüros C.F. Møller errichtete Krankenhausbau zählt zu den modernsten in Europa. Daneben bietet er den Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen und vermittelt Patienten und Angehörigen trotz seiner Größe und der Vielzahl an Funktionen ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.
Gallerie
Auf einer Bruttogeschossfläche von rund 137.000 m² umfasst der überwiegend fünfgeschossig ausgebildete Gebäudekomplex in erster Linie Behandlungsräume, vier Bettentrakte und eine Kinderklinik. Die jeweiligen Funktionen spiegeln sich in unterschiedlichen Formen, Dimensionen und Materialien wieder, fügen sich aber dennoch zu einem Ganzen zusammen. Alle Baukörper sind um eine zentrale Mittelachse angeordnet. Auf ihrer Westseite liegen die Behandlungszimmer, östlich die Bettenhäuser, den südlichen Abschluss der Anlage bildet das Kinderzentrum, ihm gegenüber liegt das niedrigere Eingangsgebäude im Norden der Klinik. Während die Gebäuderiegel mit den Krankenzimmern zur Landschaft hin ausgerichtet sind, orientieren sich die Behandlungsräume nach Westen sowie nach innen um drei Höfe herum. Diese sind jeweils unterschiedlich gestaltet und mit Kunstwerken bestückt. Ein weiterer Innenhof mit Spielplatz befindet sich im Bereich der Kinderklinik. Sämtliche Räume sind so ausgerichtet, dass sie viel Tageslicht erhalten und Ausblicke in die Landschaft gewähren.
Das Herz des Krankenhauses ist die viergeschossige, glasüberdachte Erschließungsstraße, die alle Abteilungen miteinander verbindet. Im Eingangsgebäude beginnend, zieht sie sich durch den gesamten Komplex bis zur Kinderklinik im Süden, wo sich ein separater Zugang befindet. Die Glasstraße dient aber nicht nur als Hauptverkehrsader, sondern ist gleichzeitig sozialer Treffpunkt mit Friseur, Bankfiliale, Andachtsraum, Café und Kiosk.
Durch die Verwendung unterschiedlicher Fassadenmaterialien sind die einzelnen Abteilungen auch von außen ablesbar. Dies erleichtert die Orientierung und nimmt dem großen Bauvolumen die Schwere. Das große Behandlungsgebäude auf der Westseite ist in kleinere Felder eingeteilt: Weiß verputzte Flächen (mit WDVS) wechseln sich mit Aluminiumlamellen ab, die vor Faserzementplatten montiert sind. Holzlamellen in warmen Brauntönen umhüllen das Kinderkrankenhaus und bilden einen farblichen Kontrast zu der dunkelgrauen Keramikfassade der Bettenflügel. Ein rundum zusammenhängendes Glasband im Erdgeschoss verbindet alle Gebäudeteile zu einer Einheit.
Im Mittelpunkt der Planung stand von Anfang an der Mensch. Mittels einer guten Organisation mit kurzen Wegen, moderner Technologie und einer freundlichen Atmosphäre ist es den Architekten gelungen, eine Klinik ohne typischen Krankenhauscharakter zu schaffen – davon profitieren Patienten, Angehörige und Mitarbeiter gleichermaßen.
Fliesen und Platten
Die vier Bettentrakte und die sechs Techniktürme, die zugleich der
inneren, vertikalen Erschließung dienen, sind mit einer
vorgehängten Fassade aus Keramikplatten in Vulkangrau verkleidet.
Zur Anwendung kommen stranggepresste, vollständig durchgefärbte
Ziegelplatten. Bedingt durch die sehr hohen Brenntemperaturen und
die lange Brenndauer, weisen sie hohe Festigkeitswerte auf.
Die Ziegelplatten sind zweischalig und 30 mm stark. Damit sind die Bruchlasten um ein Vielfaches höher als bei einschaligen Platten. Die Befestigung erfolgt verdeckt mit Plattenhaltern aus Aluminium. Sie umgreifen den Kopf- und Fußfalz und wurden mittels eines Schraubendrehers einfach an den Tragprofilen eingeklickt. Die Form der Plattenhalter trägt außerdem zur Stabilität der gesamten Fassadenkonstruktion bei. Diese sind so ausgeprägt, dass frontal wirkende Kräfte auf die gesamte Plattenstärke übertragen und in die Unterkonstruktion abgeleitet werden.
Neben den beschriebenen großflächigen Platten kommen an den
Fassaden der Techniktürme sogenannte Baguettes im gleichen Farbton
zum Einsatz. Hinter diesen schmalen Keramikelementen verbergen sich
Zu- bzw. Abluftöffnungen, Klimageräte und andere
Installationen.
Bautafel
Architekten: Arkitektfirmaet C. F. Møller, Århus
Projektbeteiligte: Multiconsult, Oslo und Sweco Norge, Lysaker (Tragwerksplanung); Hjellnes Cowi, Oslo und Interconsult, Oslo (technische Gebäudeausrüstung); Ingemannson Technology, Stockholm (Akustikplanung); Nosyko, Oslo; Erstad & Lekven, Oslo (Baufirmen); Bjørbekk & Lindheim, Oslo und Schønherr Landskab, Kopenhagen (Landschaftsplanung); Moeding Keramikfassaden, Marklkofen (Fassadenkonstruktion)
Bauherr: Helse Øst, Akershus
Fertigstellung: 2011
Standort: Sykehusveien 25, 1478 Lørenskog, Norwegen
Bildnachweis: Torben Eskerod, Kopenhagen für Arkitektfirmaet C. F. Møller