Kirche und Pfarrei in Zagreb
Glasierte Spaltriemchen lassen die Fassade glänzen
Bereits Anfang der 1990er Jahre begannen die Planungen für den Neubau der letztendlich 2009 fertig gestellten St. John Evangelist Kirche in Zagreb, der heutigen Hauptstadt Kroatiens. In der dazwischen liegenden Zeit hat in dem Land ein großer Umbruch stattgefunden, das Bauwerk der Architekten Andrej Uchytil und Renata Waldgoni ist sozusagen ein architektonischer Zeitzeuge der neueren Geschichte. Der Wettbewerb für die Kirche war einer der ersten, die für eine Kirche nach dem Fall des sozialistisch geprägten Jugoslawien ausgeschrieben wurden.
Gallerie
Charakteristisch für den Stadtteil Novi-Zagreb (übersetzt: Neu-Zagreb), in dem sich die Kirche befindet, ist das lineare Straßensystem mit ihren Magistralen und untergeordneten kleineren Anwohnerstraßen sowie dem Geschosswohnungsbau aus sozialistischer Zeit. Der Stadtteil ist im Süden gelegen, unterhalb des Flusses Save. Auf dem ca. 3.000 m² großen Grundstück befinden sich neben dem Kirchenbau und der Pfarrei Grünflächen und ein öffentlich begehbarer Platz sowie ein Parkplatz für die Autos der Besucher.
Die Pfarrei wurde in Anlehnung an das orthogonale Straßenbild Novi-Zagrebs gestaltet und fügt sich als rechteckiger Baukörper in seine Umgebung ein. Ganz anders jedoch der Kirchenbau: Mit seiner organischen Form spricht er eine andere Sprache als die ihn umgebende Bebauung und demonstriert somit seine Unabhängigkeit. Der Rhythmus der Gebäudehülle, der sich auch im Inneren widerspiegelt, ist abwechselnd konkav und konvex. Die dadurch entstehenden Nischen im Sakralraum werden unterschiedlich genutzt. Das durch gezielt gesetzte Fensteröffnungen einfallende natürliche Licht und das sorgfältig geplante künstliche Licht sind Hauptgestaltungselemente für den Kirchenraum. Neben der Form des Gebäudes werden auf diese Weise die liturgischen Plätze im Raum unterschieden und akzentuiert.
Fliesen und Platten
Die Fassade der Kirche fällt nicht nur durch ihre geschwungene Form
auf, sondern auch durch die besondere Oberfläche, in der sich das
Licht spiegelt. Die Architekten wählten ganz bewusst eine
keramische Fassade in verschiedenen Blau-Tönen.
Bei den Fliesen handelt es sich um eine projektspezifische
Sonderanfertigung von glasierten Spaltriemchen, das heißt, das
Format der Fliesen entspricht einem Seitenverhältnis von 3:1.
Spaltriemchen kann man als eine Unterart der Spaltplatten bezeichnen. Spaltplatten sind
plastisch geformte Steinzeugfliesen, die als Doppelplatte,
Rückseite an Rückseite gebrannt werden und nach dem Brennen durch
Spalten voneinander getrennt werden. Ihre schwalbenschwanzförmigen
Rillen auf der Rückseite unterscheiden sie von anderen Steinzeug-
und Feinsteinzeugfliesen. Spaltplatten sind auf Grund ihres
Porengefüges besonders frostsicher.
Bautafel
Architekten: Andrej Uchytil & Renata Waldgoni, Zagreb
Planungsbeteiligte: Božidar Šneler, Zagreb (Tragwerksplanung), Mateo Biluš, Zagreb (Gebäudetechnik)
Fertigstellung: 2009
Standort: Hrastin Prilaz 1, 1000, Neu Zagreb, Kroatien
Bildnachweis: Fundació Mies van der Rohe, Barcelona; Agrob Buchtal, Schwarzenfeld