Rhein Main Congress Center in Wiesbaden
Kolonnaden vor Travertinfassade
Eigentlich hatten Ferdinand Heide Architekten ja nur den vierten Platz des 2012 ausgeschriebenen, nicht offenen Wettbewerbs für den Neubau der zu klein gewordenen Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden belegt. Da der Drittplatzierte jedoch am weiteren Verfahren nicht teilnahm, trat das Frankfurter Büro in die Vergabeverhandlungen ein und konnte sich in deren Verlauf schließlich durchsetzen. Im April dieses Jahres wurde das Rhein Main Congress Center (RMCC) termin- und budgetgerecht übergeben.
Gallerie
Das neue Kongresszentrum liegt an der Friedrich-Ebert-Allee gegenüber des Wiesbadener Museums. Durch eine großzügige Freitreppe in einen nördlichen und einen südlichen Baukörper aufgeteilt, beträgt seine Länge insgesamt 148 Meter, seine Höhe variiert zwischen zwei und drei Geschossen. Die Außentreppe erschließt eine öffentlich zugängliche Plattform, darüber stellt eine verglaste Brücke die Verbindung zwischen den beiden Bauvolumen her. Vorgesetzte Kolonnaden an der Nord- und Ostseite verzahnen das Gebäude mit dem Stadtraum. Gleichzeitig zitiert das Kolonnadenmotiv die historischen Repräsentationsbauten am Kurhausplatz nördlich des Neubaus, ebenso die warmen Sandtöne der Sichtbeton- und Natursteinfassade.
Neben zwei riesigen und bis zu 15 Meter hohen Hallen mit 4.000 bzw. 5.000 Quadratmetern Fläche, beherbergt das Kongresszentrum über fünfundvierzig weitere Veranstaltungssäle mit Größen zwischen 60 und 500 Quadratmetern. Halle Nord wird über Oberlichthauben im Dachtragwerk natürlich belichtet und ist mit einer mobilen Tribüne für 3.000 Personen ausgestattet, die in eine kompakte Parkgarage im Saalrücken geschoben werden kann. Insgesamt finden 12.500 Personen im RMCC Platz, eine Tiefgarage bietet 800 Stellplätze.
Ein hoher Tageslichteintrag in allen Räumen war eine der Planungsprämissen. Das Foyer wird über mehrere Dachfensterbänder sowie großflächige Fassadenverglasungen mit Licht durchflutet. Zwei Galerieebenen – auf Höhe der Treppenplattform und der Brücke – ermöglichen es den Besuchern, den Bau aus unterschiedlichen Perspektiven zu erleben. Weiß verputzte Decken und Wände, ein heller Natursteinboden sowie Wandverkleidungen und Treppengeländer aus Eichenholz sorgen für eine freundlich harmonische Atmosphäre. Darüber hinaus legten Planer und Bauherren großen Wert auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, was mit einer Vorzertifizierung in Platin des DGNB honoriert wurde.
Fliesen und Platten
Das Erscheinungsbild des Kongresszentrums prägen die
Sichtbetonpfeiler der Kolonnaden und die Travertinbekleidung der
Fassaden. Die unterschiedlich großen, 30 bis 40 mm starken Natursteinplatten aus einem Steinbruch in der
Türkei variieren farblich zwischen Hellgrau, Beige und Rotbraun. Um
den Sichtbeton daran anzupassen, wurde ihm braun-beigefarbener
Flusskies als Gesteinskörnung beigemischt. Zudem sind die
Oberflächen ähnlich gestaltet; der Sichtbeton wurde mit Korund
gestrahlt, der Naturstein gestockt und gebürstet. Bei diesem
Verfahren wird die Oberfläche mit einem Meißel oder Stockhammer
aufgeraut. Durch die anschließende Bearbeitung mit Diamantbürsten
bleiben die Unebenheiten erhalten, scharfe Kanten werden jedoch
abgeschliffen.
Für ein hochwertig stimmiges Gesamtbild wurden an den Außenecken immer zwei Schenkel derselben Travertinmutterplatte über Eck montiert. Weil Farbe und Textur der zwei Steinplatten zueinander passen, entsteht der Eindruck, die Wände und Pfeiler bestünden aus massiven Blöcken. Die Fassadenbekleidung setzt sich teilweise in den Foyers fort und wird dort um Juraplatten als Bodenbelag ergänzt; die Freitreppe und die Böden im Außenraum bedeckt ein hellgrauer Granit.
Bautafel
Architekten: Ferdinand Heide Architekt, Frankfurt
Projektbeteiligte: Grebner Ingenieure, Mainz (Tragwerksplanung); Dornhöfer, Mainz-Kostheim (Gebäudetechnik); GFR - Gesellschaft für Regelungstechnik und Energieeinsparung, Verl (Gebäudeautomation); Hofmann Naturstein, Werbach (Travertinbekleidung)
Bauherr: TriWiCon, Wiesbaden
Standort: Friedrich-Ebert-Allee 1, 65185 Wiesbaden
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Thomas Ott; Ferdinand Heide Architekt, Frankfurt