Kultur- und Kreativzentrum in Genk
Schachbrettmuster aus rot-weißen Fliesen-Verbundplatten
In Winterslag, einem Stadtteil der belgischen Stadt Genk, wurde bis in die 1980er-Jahre noch Steinkohle gefördert. Mehrere Maschinenhallen und zwei Fördertürme erinnern an die industrielle Vergangenheit des Ortes, wurden aber nicht mehr benutzt, bis die Stadt das Brüsseler Architekturbüro 51N4E damit beauftragte, das ehemalige Bergwerksgelände zu einem Kultur- und Kreativzentrum umzubauen. Unter dem Namen C-Mine beherbergt der Komplex heute kulturelle Einrichtungen auf etwa 5.000m² Fläche.
Gallerie
Bei der Restaurierung der denkmalgeschützten Gebäude war es den Architekten wichtig, den Charakter der Industriearchitektur nicht zu verlieren. Deshalb sorgten sie dafür, dass Maschinen, Rohre und sonstige Werkausstattung soweit wie möglich erhalten blieben. Eine besondere räumliche Qualität sahen sie im Wechsel zwischen hell und dunkel, hoch und niedrig, großzügig und beengt. Diese Abfolge verschiedener Raumeindrücke versuchten sie mit den Neubauten fortzusetzen und besonders zu betonen. Während im T-förmigen Bestandsgebäude u.a. das Designzentrum, ein Restaurant, eine Festhalle, ein kleinerer Musiksaal und mehrere Ausstellungsräume untergebracht sind, bieten die neuen Baukörper Raum für zwei Theatersäle. Sie sind so positioniert, dass sie das „T“ zu einem Quadrat komplettieren. Allerdings entsteht dabei kein geschlossener Block, sondern ein Gebäudekomplex, in dem alte und neue Baukörper klar ablesbar und nur über eine große Dachterrasse miteinander verbunden sind.
Wie die Bestandsgebäude sind die Neubauten mit einem etwa 5 m hohen Sockel vom Boden abgesetzt. Dieser besteht aus weißem Beton und hebt sich ebenso wie die glänzende Aluminiumfassade eindeutig von den monolithischen Backsteinbaukörpern des Bestands ab. Die Ergänzung der alten Industriearchitektur durch zeitgenössische Bauten und die damit verbundene Umnutzung der Gebäude verhalf dem ehemaligen Steinkohlebergwerk zu einem neuen Stellenwert in der Stadt.
Fliesen und Platten
Die zwischen den neuen Kulturbauten und dem alten Backsteingebäude
liegende Dachterrasse ist mit einem Bodenbelag
aus rot-weißen Fliesen belegt, der sich im Innenraum der
Industriehallen fortsetzt. Für die Dachterrasse wurden die Fliesen
als 60 x 60 cm große Verbundplatten angeliefert. Jede Platte
besteht aus einer Unterkonstruktion aus 2 cm dickem, grauen
Kalkstein (Chinese Bluestone) und acht roten und weißen
unglasierten Feinsteinzeugfliesen (15 x 15 cm), die im Schachbrettmuster auf dem Kalkstein verklebt
sind.
Zur Installation der Fliesen-Verbundplatten wurden auf der
Dachdichtungsbahn zunächst einzelne Streifen PVC-Folie (0,2 mm)
verlegt, die den Terrassenaufbau von der darunter liegenden
Flachdachkonstruktion trennen. Auf den Folienstreifen sind
Betonblöcke (L 29 x B 14 x H 14 cm) mit Mörtel fixiert – sie dienen
dazu, den relativ großen Abstand zwischen der Dachdichtung und
Bodenhöhe im Innenraum zu überbrücken. Die Verbundplatten liegen –
nivelliert durch eine weitere Mörtelschicht – auf den Betonblöcken
auf. Damit sie sich bei Inspektionen oder Reparaturarbeiten leicht
entfernt lassen, wurde zwischen der obersten Mörtelschicht und den
Fliesen-Verbundplatten eine dünne PVC-Folie als Trennschicht
verlegt. Das Schachbrettmuster aus roten und weißen Fliesen ist
prägend für das Gebäude - es verbindet innen und außen, fasst alt
und neu zusammen. -cr
Bautafel
Architekten: 51N4E, Brüssel
Projektbeteiligte: BAS/Dirk Jaspaert, Kessel-Lo (Tragwerksplanung); TTAS, Gent (Theatertechnologie); Studiebureau Monumentenzorg, Tessenderlo (Denkmalschutz); Daidalos-Peutz, Leuven (Bauphysik und Akustik), ARAT/Philip Baelus, Herentals (Restauration); IRS, Kortenberg (Technische Ingenieure); Houben, Paal-Beringen (Bauausführung)
Bauherr: Stadt Genk, Genk
Fertigstellung: 2010
Standort: C-Mine 10, 3600 Genk, Belgien
Bildnachweis: Stijn Bollaert/51N4E, Brüssel