Museum der Kulturen in Basel
Gefaltete Dachlandschaft aus schwarzgrün schimmernden Keramikelementen
Vor etwas mehr als 150 Jahren öffnete das Museum der Kulturen im schweizerischen Basel. Als Universalmuseum von Melchior Berri konzipiert, entstand es 1849 inmitten der mittelalterlichen Stadtstruktur auf dem Münsterhügel. Nachdem der Sammlungsbestand im Laufe der Zeit stark angewachsen war, erhielt das Museum zwischen 1915 und 1917 einen hofseitigen Anbau nach Plänen von Vischer und Söhne. Nun hat es eine erneute Erweiterung durch Herzog & de Meuron erfahren. Die Architekten haben den Vischer-Bau um einen Ausstellungssaal im neuen Dachgeschoss erweitert und den Eingangsbereich umgestaltet. Krönender Abschluss der Baumaßnahmen ist die gebirgsartig gefaltete und mit Keramikfliesen bedeckte Dachlandschaft, die weit über die Fassade auskragt.
Gallerie
Der neue Zugang ins Museum erfolgt vom Münsterplatz aus durch ein Tor. Über Treppen und Rampen gelangen die Besucher in den jetzt abgesenkten Hinterhof, der früher als Parkplatz diente. Der Eingang befindet sich heute im eigentlichen Untergeschoss. Eine neue Aufteilung im Inneren des Gebäudes hat zwei mehrere Geschosse übergreifende Räume entstehen lassen, die Platz für Großexponate bieten. Die bestehende Haupttreppe wurde verlängert und führt nun sowohl ins ehemalige Kellergeschoss als auch ins neue Dachgeschoss. In den oberen Etagen wurden sämtliche Fenster vermauert – neue, rhythmisierend in die Fassade eingefügte Lichtschlitze sorgen nun für ausreichend Licht in den Räumen.
Das Dach ist in Leichtbauweise als stützenfreie Fachwerk-Stahlkonstruktion ausgeführt und überspannt den rund 600 m² großen neuen Saal, in dem Wechselausstellungen gezeigt werden. Ein neuer Dachboden in Verbundbauweise liegt selbsttragend über dem bestehenden Boden. Er ist auf den Außenwänden gelagert und dient als Auflagefläche für das neue Dach, welches rund ein Drittel der vorhandenen Gebäudehöhe einnimmt. Ursprünglich war ein noch höheres Dach geplant. Verhindert wurde dies durch Heimatschützer, die die Wirkung der denkmalgeschützten Nachbargebäude beeinträchtigt sahen. Neben der Größe und Faltung fällt das Dach vor allem durch seine ungewöhnliche Materialität und Farbigkeit auf.
Fliesen und Platten
Die 1.700 m² große Dachfläche ist mit eigens für das Museum
entwickelten dreidimensionalen Keramikelementen bedeckt, die in
einem grünschwarz changierenden Ton glasiert sind. Als abstrahierte
zeitgenössische Interpretation sind sie den Biberschwanzziegeln der
historischen Dachlandschaft von Basel nachempfunden. Rund 10.000
dieser Elemente kamen in drei unterschiedlichen Ausführungen zum
Einsatz: es gibt sie in Form von sechseckigen Pyramiden mit
entweder nach außen oder nach innen geneigten Seitenflächen sowie
mit planer Oberfläche. Durch die spezielle Formgebung erzeugen sie
je nach Lichteinfall, Tageszeit und Blickwinkel ein sich ständig
änderndes, aber immer unverwechselbares Erscheinungsbild.
Jedes der Keramikelemente ist auf einer aufgeständerten
Metallunterkonstruktion fixiert und kann bei Bedarf auch einzeln
abgenommen werden, falls z.B. der Zugang zur darunter liegenden
Schicht erforderlich sein sollte. Synchron zur äußeren Dachform
wurde die Untersicht des Daches aus sechseckigen Metallelementen
gefertigt.
Bautafel
Architekten: Herzog & de Meuron, Basel
Projektbeteiligte: ZPF Ingenieure, Basel (Tragwerksplanung); Preiswerk und Esser Basel, Pratteln (Stahlbau); Agrob Buchtal, Schwarzenfeld (keramische Fliesen); Wittenauer, Sasbach (Ausführung und Montage Keramikelemente)
Bauherr: Stiftung zur Förderung des Museums der Kulturen, Basel
Standort: Münsterplatz 20, 4001 Basel
Fertigstellung: 2011
Bildnachweis: Agrob Buchtal, Schwarzenfeld