Einkaufs- und Freizeitzentrum Westside in Bern
Vernetzte Gebäudeautomation für den energieeffizienten Betrieb
Das Einkaufs- und Freizeitzentrum Westside in Bern-Brünen erstreckt sich direkt an und über der schweizerischen Autobahn A1, durch deren Überbauung ein Tunnel entstand. Für den Entwurf des Zentrums zeichnet der Architekt Daniel Libeskind verantwortlich. Sowohl architektonisch als auch im Hinblick auf die integrierte Gebäudeautomationstechnik und auf die Energieeffizienz ist das Gebäude interessant. Es besteht aus mehreren Baukörpern, die durch unterschiedliche Winkel und sich überschneidenden Linien geprägt sind.
Gallerie
Die Planung beruht auf einem rechtwinkligen Grundraster, das
durch geneigte Wandflächen und vertikale Erschließungsräume
gebrochen wird. In dem insgesamt ca. 45.000 m² großen
Gebäudekomplex befinden sich neben Shoppingflächen ein
Gastronomie-, Wellness- und Fitnessbereich. Auch mehrere Kinosäle,
ein Hotel und eine Seniorenresidenz mit 95 Wohnungen wurden in den
Komplex integriert. Die Fassade besteht hauptsächlich aus
Robinienholzpaneelen; Hotel und Seniorenresidenz unterscheiden sich
in der Gestaltung von den anderen Baukörpern: diesere höheren
Volumen sind verputzt. Sämtliche Fassaden werden durch schräg
geschnittene Fensteröffnungen und diagonal verlaufende Linien
gegliedert,bzw. mit schrägen metallverkleideten Volumen
durchschnitten.
Möglichst geringe Energiekosten und damit einhergehend eine
minimale Umweltbelastung bilden die Grundpfeiler des
Energiekonzeptes. Zudem werden der Hauptteil des Energiebedarfs
durch erneuerbare Energien abgedeckt und so die Bedingungen des
schweizerischen Minergie-Standards erfüllt. Die Hälfte der jährlich
benötigten Wärmeenergie erzeugt eine voll automatisierten
Holzschnitzelheizung. Weitere 35% stammen aus der
Wärmerückgewinnung, sodass nur 15% der Wärme mit der Verbrennung
von Heizöl bereit gestellt werden. Diese Werte sind nur im
Zusammenwirken mit einer maximalen Dämmung der Außenhaut und vor
allem durch eine ausgeklügelte effiziente Steuerung aller Prozesse
im Heizungs- und Belüftungssystem erreichbar.
Elektro/Gebäudetechnik
Das Gebäude wird zum einen bedarfsabhängig geheizt oder gekühlt,
z.B. in den Zimmern des Hotels, in denen Fensterkontakte und
Raumbedieneinheiten dafür sorgen, dass das Raumklima je nach
Anwesenheit des Gastes geregelt ist. Zum anderen wird die
überschüssiger Wärme- oder Kühlenergie umverteilt: Während im
Verkaufsbereich und im Bereich der Kinos oft ein Wärmüberschuss
entsteht, gibt es in den Hotelzimmern und im Schwimmbad meist einen
hohen Wärmebedarf. So leitet das System die Abwärme der
Kälteerzeugung zu der Heizwärme und über die Heizung und
Lüftungsanlagen in anderen Bereiche um. Ein Energiemesskonzept
bildet die Basis für die Erfassung von Wärme, Kälte, Wasser und
Strom. Die ermittelten Daten werden für die Weiterverrechnung an
die Nutzer bereitgestellt und dienen gleichzeitig der optimale
Steuerung und Regelung aller Prozesse.
Um die Energiesysteme der einzelnen Bereiche miteinander zu
vernetzen und so die Energieflüsse zu optimieren sowie kurze
Bauzeiten – trotz der Größe – zu realisieren, installierten die
Planer eine Gebäudeautomation, die über ein in allen
Bereichen installiertes Ethernet-Netzwerk kommuniziert. Ein
neuartiges, internetfähiges Steuer- und Regelgerät in SPS-Qualität
(speicherprogrammierbare Steuerung; vgl. DDC) übernimmt die
Aufgabe des Systemintegrators.
Die eingesetzten Regel-, Anzeige- und Visualisierungskomponenten decken das gesamte benötigte Spektrum für den Gebäudekomplex ab. Über 70 Automatisierungsstationen mit Controller übernehmen sämtliche Steuerungs- und Regelungsaufgaben und stellen die Kommunikation untereinander und mit den Servern sicher. In jedem Teilprojekt wurde ein KNX-Controller installiert, der über Ethernet die Daten mit dem KNX-Bus austauscht. Weitere Schnittstellen gibt es für die Kommunikation über KNX-DALI mit den Ölkesseln sowie mit der Holzschnitzelheizung.
Für die lokale Bedienung innerhalb der HLK-Unterstationen
(Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik) wurden über 70 Web-Panels
(10") installiert. Mit insgesamt 225 Einzelraumreglern wird die
bedarfsgerechte Klimatisierung in den Seminarräumen und
Hotelzimmern geregelt.
Bautafel
Architekt: Studio Daniel Libeskind, New York
Projektbeteiligte: Burckhardt, Basel (Architektonische Gesamtleitung); Burkhalter Technics, Zürich (Elektrotechnik); Müller Systemtechnik, München (Systemtechnik); Renergy, Oberkirch (Gebäudeautomation); Saia-Burgess Controls, Murten (Steuer- und Regelgerät)
Bauherr: Neue Brünnen Gesellschaft, Bern
Fertigstellung: 2008
Standort: Riedbachstraße 100, 3027 Bern
Bildnachweis: Wolfgang Rönspieß, Berlin; Saia-Burgess Controls, Murten; Wikipedia
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