House of Communication in München
Kollaboration im Fokus
Wie viele Menschen passen maximal auf ein Sofa? Im Falle des 30 Meter langen, orangeroten Möbels in der Lobby des Münchener House of Communication sind es einhundert. Wo man es findet, verrät der darüber schwebende Lichtteppich aus übergroßen Lettern und Piktogrammen, der entlang des sogenannten Innovation Track, kurz iTrack, durch das Gebäude der Serviceplan Group führt. In dem Bürostandort der Agenturgruppe für PR, Marketing und Kommunikation ist diese Achse elementarer Bestandteil einer New-Work-Arbeitswelt.
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Etwa 1.700 Menschen arbeiten in dem agilen Netzwerk aus rund 40 Agenturen, die im House of Communication gebündelt sind. Die Anlage befindet sich im Werksviertel, im Osten Münchens, und besteht aus drei separaten, linear angeordneten, viergeschossigen Atriumhäusern. Der Gebäudeentwurf stammt aus der Feder des deutschen Büros RKW Architektur+, die Fassade entwarfen Kaan Architecten aus Rotterdam. Auf dieser Grundlage entwickelten die Planenden von Henn das Interior-Konzept mit dem Innovation Track, der die Baukörper mithilfe von Brücken zu einem zusammenhängenden Gebäude verbindet.
Verbindend wirken außerdem die einheitliche Formensprache und Farbgebung: Über alle Bereiche und Agenturen hinweg wurden klare Geometrien und eine monochrome Palette in Schwarz, Weiß und Grau umgesetzt; Verwendet wurden Materialien mit nur wenig behandelten Oberflächen – darunter roher Stahl, Gitterroste und gebeiztes Holz. Statement-Pieces in leuchtenden Farben und mit reflektierenden Oberflächen lockern die Architektur auf und ergänzen als Hingucker das Interior-Konzept.
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Innovation Track als verbindendes Rückgrat
Der Haupteingang befindet sich im nördlichsten der drei Bauten, wo auch der iTrack mit einer sechs Meter breiten Treppe beginnt – begleitet von der Lichtinstallation, die vier Meter über dem ersten Obergeschoss schwebt. Hier befinden sich neben den mit Glastrennwänden abgeschlossenen Büros auch Kaffee-Bars sowie digitale Installationen und Teile der privaten Kunstsammlung der Firmeninhaber – mit Werken unter anderem von Anselm Kiefer, Georg Baselitz und Tony Cragg. Im Rahmen von Kunstführungen und Veranstaltungen will sich die Einrichtung so auch für Kundschaft und Öffentlichkeit öffnen.
Grundsätzlich sind die Grundrisse so organisiert, dass rund um die Atrien offene Bürobereiche für unterschiedliche Arbeitssituationen, großzügige Teeküchen sowie Räume für kollaboratives Arbeiten, informelle Meetings und Präsentationen liegen. An den äußeren Rändern der Baukörper sind hingegen – geschützt durch die Wände der Meetingräume – die ruhigeren Arbeitsbereiche der einzelnen Agenturen sowie abgeschlossene Fokusräume, Telefon- und Videomeetingboxen positioniert. Dieses Nebeneinander von kommunikativen und fokussierten Bereichen ist frei von Trennwänden. Stattdessen wurden schallabsorbierende Wand- und Deckenpaneele sowie akustisch wirksame Filzvorhänge gewählt.
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Sozialer und räumlicher Mittelpunkt: Kantine
Die Kantine im Erdgeschoss des zentralen Atriumbaus ist als sozialer Mittelpunkt des House of Communication gedacht. Sie nimmt die gesamte Fläche ein und wartet mit einem weiteren kommunikativen Element auf: Die lange Holztafel im Atrium fungiert – genau wie das rote Sofa im Eingangsbereich – als Treffpunkt, an dem die Mitarbeitenden der verschiedenen Agenturen zusammenkommen und sich austauschen können. Die Obergeschosse des letzten Gebäudeteils im Süden sind vornehmlich Co-Working-Situationen gewidmet; im Erdgeschoss findet sich ein großer Veranstaltungsraum.
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Informell vernetzen
Neben dem Sofa im Eingangsbereich und der Tafel in der Kantine, entwickelte Henn, zusammen mit kleinen regionalen Unternehmen, eigens für den Kreativcampus weitere Möbel und Textilien. So wurde der Polizeistuhl – mit dem in den 1950er-Jahren die Polizeidienststellen ausgestattet waren – neu aufgelegt und zu einer Möbelserie erweitert. Zudem entwarfen die Beteiligten ein flexibles Regalsystem, das auch als multifunktionaler Raumteiler dient. Zum Teil greifen schwarze, textile Wandbespannungen mit weißem Quadratraster die Formensprache der geometrischen Fassade auf.
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Sonderanfertigung: Signalethik, Typo und Lichttechnik
Buchstaben, Zahlen und Zeichen bilden die Basis für eine
gelungene Kommunikation. Daher hat das Büro Uebele neben der
Lichtinstallation auch die Schriftart und die dazugehörigen
Zeichen, Pfeile und Symbole der Signaletik eigens für den Campus
entworfen. Diese kommen zur Orientierung im gesamten Gebäude an
Stützen und Wänden zum Einsatz. Der Lichtteppich – von klassischer
Neonreklame inspiriert – ist dabei das wichtigste Element der
Besucher*innenführung. 130 Meter lang und 5,80 Meter breit ist das
Werk, das in den hohen, weiten Räumen und in Kombination mit den
rohen Materialien besonders zur Geltung kommt und außerdem weithin
sichtbar ist von den zu den Atrien hin offenen Büros.
Nicht nur das Konzept, auch die Technik ist zeitgemäß: 2.300 laufende Meter LED-Streifen sind auf Schienen montiert, die wiederum an insgesamt 2.891 Abhängepunkten an der Decke fixiert wurde. Elektrische Vorschaltgeräte sorgen für energieeffizienten Betrieb bei gleichzeitig hohem Lichtkomfort. Integriert ist eine intelligente Lichtsteuerung, die selbstständig die Helligkeit der Leuchten an das Tageslicht anpasst – wodurch Buchstaben und Zeichen jederzeit lesbar bleiben. Für besondere Anlässe ist die Installation individuell einstellbar. Für die ausgeklügelte Lichtplanung arbeitete das Büro Uebele mit den Lichtspezialist*innen von Bartenbach zusammen, die Produktion übernahm die Firma Projektleuchten. -si
Bautafel
Architektur: RKW Architektur+, Düsseldorf (Architektur); KAAN Architecten, Rotterdam (Fassade)
Innenarchitektur: HENN, München
Projektbeteiligte: Büro Uebele, Stuttgart (Signaletik, Serviceplan-Font, Entwurf Lichtinstallation); Bartenbach, München (Lichtplanung d. Lichtinstallation in Zusammenarbeit mit Büro Uebele); Projektleuchten, Dortmund (Produktion Lichtinstallation); Lumen³, München (Lichtdesign); SchreinerCoburg, Coburg (Signaletik); OfficeMEDIA visuelle Medientechnik, München (Medientechnik); Elektro Kreutzpointner, München (Elektrotechnik); Drees & Sommer, Stuttgart (TGA, Bauleitung); Designfunktion, München und Marcus Hansen, München (bewegliches Mobiliar); Trend Interior, Greding (Regalsystem); IGW Ingenieurgruppe Walter, Stuttgart (Küchenplanung); BES Brunold Holz und Design Manufaktur, Schwandorf (Schreiner); GKR Hydrokulturen, München (Pflanzen)
Bauherr: Serviceplan Group
Fertigstellung: 2022
Standort: iCampus, Friedenstraße 24, 81671 München,
Bildnachweis: Mark Seelen | Seelen⁺ (Fotos); HENN (Pläne und Diagramme)
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