Umbau: Einkaufszentrum GRiD in Singapur
Fassade mit Neon-Ästhetik
Was eignet sich als passender Hintergrund für das nächste Instagram-Bild oder TikTok-Video? Das Einkaufszentrum GRiD im Herzen von Singapurs Selegie Arts District soll eine Kulisse speziell für Influencerinnen und Influencer, für Content Creation, zum Streamen sein und ein sozialer Treffpunkt für vor allem junge Menschen. Deutlich hebt sich das von dem Architekturbüro Spark umgestaltete Eckhaus von seinen Nachbarn ab – darunter die SOTA School of Arts. Anstelle der gestalterisch und baustatisch in die Jahre gekommenen Glasfassade zieht seit 2021 ein orangefarbenes Gerüst mit roten Akzenten und kontrastierenden blauen Wandflächen die Aufmerksamkeit auf sich.
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Die dreigeschossige, vielschichtige Eckfassade versprüht mit ihren poppigen Neonschriftzügen und bunten Einbauten eine eigenwillige Cyberpunk-Ästhetik und lockt die Zielgruppe ins Gebäude, wo sich eine knallbunte Spielwiese für junge Erwachsene eröffnet. Von der Straße bis zum Untergeschoss, an Rolltreppen und Aufzügen, in den Restaurants, Geschäften und Einrichtungen der privaten Kaplan-University in den oberen Etagen bis hin zu den Toiletten – die Innenräume sind übersäht mit überdimensionalen Straßenmarkierungsgrafiken, Piktogrammen und Neonlogos als Wegeleitsystem. Zusammen mit den farbigen Wandflächen und Böden und der ausgefallenen Beleuchtung mutet der Innenraum wie eine Automaten-Spielhalle an und fordert Besucherinnen und Besucher zu Bewegung und Interaktion auf.
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Besondere soziale Räume
Schlüsselelement der neuen Straßenecke ist eine außenliegende, teils überdachte Treppe mit Sitzstufen, die von der Straße ins Untergeschoss führt. Sie ist zur Aneignung für verschiedene zwanglose Aktivitäten konzipiert worden: als Bühne für Aufführungen, als Skatepark oder für gemeinschaftliche Abende – dank des ausgefallenen Hintergrunds können diese Situationen Social-Media-tauglich in Szene gesetzt werden. Damit Smartphone- und Laptop-Akkus dafür stets geladen sind, finden sich an den Sitzelementen einige Steckdosen. Außergewöhnlich ist auch die Gestaltung der Sanitärräume. Als „soziale Waschräume“ bezeichnet warten sie mit einem zentralen runden Waschbecken auf, das für alle Geschlechter vorgesehen ist. Die Wände der einzelnen Toilettenkabinen sind jeweils mit einem eigenen grafischen Muster versehen. So eignen sie sich außerdem als Fotokabine mit verschiedenen Hintergründen.
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Vorher – Nachher: Revitalisierung ungenutzter Räume
Das achtgeschossige Bestandsgebäude mit gleichförmiger Rasterfassade, durchlaufenden Fensterbändern und abgerundeten Ecken beherbergt den City-Campus der Kaplan Universität. Das Gebäude wurde lediglich vom Untergeschoss bis ins vierte Obergeschoss umgebaut und saniert. Am auffälligsten sind die Veränderungen am Eingangsbereich: Vor dem Umbau befand sich an der Stelle des orangen Gerüsts ein vier Geschosse hohes, leeres Foyer. Ausgerechnet an der repräsentativsten Stelle des Gebäudes blieb somit wertvoller Raum ungenutzt. In der neuen, dreigeschossigen Rasterstruktur wurden attraktive Gastronomieeinheiten untergebracht, die den umgebenden Stadtraum – zusammen mit den neu geschaffenen Eingängen – beleben und die Gebäudestruktur zur Straße hin öffnen.
Insgesamt hat das Planungsteam bei der Grundrissumgestaltung viele Sackgassen eliminiert, um durchgehende Wege und einen ununterbrochenen Bewegungsfluss im Gebäude zu schaffen. Dadurch erhalten auch die Mieteinheiten, die sich in den der Straße abgewandten Bereichen befinden, mehr Aufmerksamkeit durch Laufkundschaft. Ein Deckendurchbruch im Erdgeschoss, um den herum eine informelle Veranstaltungsfläche positioniert wurde, lässt Blicke ins Untergeschoss zu. Bereits durch den Bestand gegeben ist ein sieben Geschosse hohes Atrium, das durch Oberlichter mit reichlich Tageslicht versorgt wird. Hier befinden sich die Rolltreppen, die alle Geschosse miteinander verbinden. Ab dem dritten Obergeschoss bis an die Atriumdecke zieht sich eine geschlossene Wand bis nach oben, die als Leinwand für wechselnde Kunstwerke fungiert.
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Licht, Farben und Formen
Innen wie Außen ist die Neugestaltung geprägt von bunten Farben und auffälligen Lichtern und Leuchtschriftzügen. Dafür wurden verschiedene Leuchtenarten eingesetzt, vornehmlich Kaltkathoden (Neonröhren) sowie LEDs. Zudem sind die elektrischen Anlagen und Leitungen in den vom Umbau betroffenen Bereichen erneuert worden. Dort, wo nicht renoviert wurde, musste die vorhandene Elektrik jedoch weiterhin funktionsfähig bleiben. Die Steuerung der Beleuchtung an der Fassade, der Hauptbeleuchtung im Innenraum sowie der Beschilderung wird zentral geschaltet. Die elektrische Ausstattung der Ladenflächen hingegen wird von den jeweiligen Mietern nach ihren eigenen Bedürfnissen gesteuert. -si
Bautafel
Architektur: SPARK, Singapur/Shanghai/London (Architektur, Innenarchitektur, Grafik, Wegeleitsystem und Markendesign)
Projektbeteiligte: Arcadis, Amsterdam (Projektmanagement); ARUP, London (TGA); Brandston Partnership, New York (Lichtplanung); Arcadis, Singapur (Vermessungstechnik); Gennal Industries, Singapur (Bauunternehmen); TRIPPLE (Branding, Logodesign und Marketingkampagnen)
Bauherr/in: GAW Capital Partners, Manful Wings
Fertigstellung: 2020
Standort: 1 Selegie Rd, Singapur 188306
Bildnachweis: Fabian Ong; Studio Zeros; SPARK
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