Wohnung im Barrio Gotico in Barcelona/E
Industrieparkett neben Epoxidharz
Das gotische Viertel in Barcelona ist ein bauliches Zeugnis des Reichtums und der Bedeutung der Stadt im 14. und 15. Jahrhundert. Hier hat der Schweizer Architekt Gus Wüstemann eine 190 m² große Altbauwohnung für sich und seine Familie umgestaltet. Sein Konzept: die Überlagerung von Ebenen, die Verknüpfung von Historischem und Modernem und von natürlicher und künstlicher Belichtung.
Gallerie
Wie in südlichen Altstädten oft der Fall, ist auch das gotische Viertel von einer hohen, dichten Bebauung und schmalen Gassen geprägt, die nur wenig Sonne und Hitze in die Wohnungen gelangen lässt. Bei der renovierten Wohnung ist das nicht anders. Ihr Grundriss ist lang gestreckt und verwinkelt (siehe Bild 15). Rohe oder verputzte Steinmauern, hölzerne Decken und mittelalterliche Wandmalereien prägten die vorgefundenen Räume. Sie wurden in ihrem Originalzustand belassen, lediglich die Oberflächen wurden mit einem transparenten Lack überzogen und auf diese Weise konserviert.
Im Grundriss (auf Bild 16) ist zu erkennen, dass die Wohnung in zwei stark unterschiedlich gestaltete Bereiche aufgeteilt ist: auf der einen Seite der Wohnraum – auf der anderen das Badezimmer mit der Küchenzone, die zusammen eine Kreuzform bilden. Der Architekt bezeichnet diesen Bereich als Crusch Alba (weißes Kreuz).
Boden
Eines der wesentlichen Merkmale, die beide Bereiche voneinander
unterscheidet, ist der Boden. Der ursprüngliche Fliesenboden wurde
nicht in das Renovierungskonzept eingebunden. Stattdessen wurden
die vorhandenen Fliesen geschliffen, eine Trittschalldämmung
verlegt und darauf ein Estrich gegossen. Im Wohnbereich
wurde Eichenholzparkett mit einer Höhe von 22 mm verlegt. Dabei
handle es sich jedoch nicht um eine reine Bodenfläche, so der
Planer, sondern um ein „hölzernes Volumen“, das im Wohnraum vom
Boden über die Wände und teilweise bis zur Decke fortgeführt wird.
Trotz der starken Oberflächenstruktur harmoniert das Holz mit den
ebenfalls stark strukturierten steinernen Wänden – wohl auch,
weil die weiß verputzten Flächen und die sparsame Möblierung
optische Ruhezonen bilden. Der Übergang zwischen ursprünglicher
Wand und neuem Boden wird mit einem schmalen Lichtstreifen
hinterleuchtet und bildet so eine Art „Horizont“ zwischen Alt und
Neu.
Im Bereich des Crusch Alba wählte Wüstemann eine 3 mm dicke
Beschichtung aus Epoxidharz in
strahlendem Weiß, das die ehemals dunklen Rückräume erhellt. Hier,
im Bereich Küche und Bad, gibt es auch eine Bodenheizung. Glatt und
matt wie der Bodenbelag sind auch die Wände gestaltet. Hinter den
Wandflächen verbergen sich die Küchengeräte (Bild 11) in einem von
Gus Wüstemann als Teil seiner program free architecture
bezeichneten Schrankelement. Erhellt wird die Zone durch indirektes
Kunstlicht, das im Gegensatz zum natürlich belichteten Wohnraum
sehr kalt wirkt. Auf Sockelbereiche oder andere Übergänge wurde
gänzlich verzichtet. Im Kontrast zum Wohnraum mit seinen stark
strukturierten Oberflächen und der wohnlichen Atmosphäre, steht im
Küchen- und Badbereich die reine Fläche im Vordergrund. Der
Übergang zwischen Epoxidharzboden und Industrieparkett verläuft
zwar auf einem Niveau, erscheint aber trotzdem wie eine Grenze.
-ap
Bautafel
Architekten: Gus Wüstemann, Zürich/CH und Barcelona/E
Projektbeteiligte: Gurdó, Sant Feliu de Buixalleu/E (Schreinerarbeiten, Bodenbelag Eiche Industrieparkett); Lotum, Barcelona/E (Bodenbelag Epoxidharz); Scobalit, Winterthur/CH (Lichtelemente); Grohe, Porta Westfalica (Armaturen)
Bauherr: Gus Wüstemann, Zürich/CH und Barcelona/E
Fertigstellung: Mai 2009
Standort: Calle Banys Nous 15, Barcelona/E
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Boden sponsored by:
Object Carpet GmbH
Marie-Curie-Straße 3
73770 Denkendorf
Telefon: +49 711 3402-0
www.object-carpet.com