Ausbildungsstätte Combiwerk Delft
Textile Farbinseln aus robusten Teppichfliesen
Üblicherweise verrät ein Gebäude auf den ersten Blick, welcher Nutzung es dient. Doch nichts deutet darauf hin, was sich hinter der grauen Wellblechfassade des neuen Bauwerks am westlichen Rand der niederländischen Stadt Delft verbirgt. Wäre da nicht das weit nach innen geschwungene Dach, sähe es aus wie eine typische Industriehalle. Zwar wird auch hier gearbeitet, doch nicht am Band und auch nicht im Akkord. Die Menschen, die hier tätig sind, haben aufgrund einer physischen, psychologischen oder mentalen Einschränkung keine Aussicht auf einen regulären Arbeitsplatz. Das Combiwerk Delft ist eine soziale Ausbildungsstätte, deren besonderes Angebot die hier Tätigen zur Reintegration in die „normale“ Arbeitswelt befähigen soll. Die Planung des Gebäudes stammt von den Architekten VMX aus Amsterdam, die Innengestaltung übernahm das Büro i29 aus Duivendrecht.
Gallerie
Aus Kostengründen wählten die Architekten eine Industriehallen-Konstruktion mit gewellter Blechfassade. Diese überzieht das gesamte Gebäude einschließlich der Fenster, vor denen die Bleche allerdings perforiert sind. So können die Gebäudenutzer hinausschauen, Einblicke von außen sind jedoch nicht möglich. Auffällig ist vor allem die Form des Daches: An beiden Schmalseiten des rechteckigen Baukörpers drei Geschosse hoch, senkt es sich mit einem großen Schwung in Gebäudemitte bis auf ein Geschoss hinab. Die Gesamtfläche der Halle beträgt 8.500 m².
Im Gebäudeinneren taucht das unscheinbare Grau der Wellblechhülle wieder auf, hier allerdings bildet es nur den Hintergrund für die leuchtend bunten Inseln. In verschiedenen Abtönungen von Rot, Gelb, Blau und Grün zonieren sie die riesige Grundfläche der Halle. Es gibt eine Lobby und ein Firmenrestaurant mit Küche, zahlreiche Büroarbeitsplätze sowie die verschiedenen Arbeitsbereiche, wo sortiert, verpackt oder montiert wird. Möbel und Böden jeder dieser Inseln, von den Innenarchitekten als „Gärten“ bezeichnet, sind farblich perfekt aufeinander abgestimmt. Speziell für dieses Projekt entworfene Regale und Raumtrenner aus gestapelten Boxen bieten Platz für persönliche Gegenstände der Auszubildenden.
Eine weitere Besonderheit des Raum- und Möblierungskonzepts ist die Kombination von Neu und Alt. Um den Nutzern eine Atmosphäre zu schaffen, mit der sie sich leichter identifizieren können, besorgten die Architekten gebrauchte Möbel, die von ihnen vor Ort restauriert wurden. Darunter beispielsweise 250 Secondhand-Stühle, von denen keiner dem anderen gleicht. Nicht nur, dass sich jeder Mitarbeiter seinen Lieblingsstuhl aussuchen kann – die verschiedenen Möbel sind auch ein Sinnbild für ihre Vielfalt und Individualität. Die soziale Ausbildungsstätte ist ein gutes Beispiel dafür, das bei der Entwicklung eines stimmigen architektonischen Konzeptes die Bedürfnisse der späteren Nutzer bis ins Detail maßgebend waren.
Boden
Als Bodenbelag für die Farbinseln entschieden sich die Planer für
robuste Teppichfliesen im Format 50 x 50 cm, die sich
besonders für öffentliche und stark frequentierte Gebäude eignen.
Im Vergleich zu Teppichbahnen bieten sie flexiblere
Verlegemöglichkeiten sowie die Möglichkeit eines leichten
Austausches bei starken Verschmutzungen oder Beschädigungen der
Nutzschicht. Die Fliesen
bestehen zu 15% aus Nylon und zu 85% aus Polypropylen, einer
Chemiefaser, die aus Polymeren auf synthetischer Basis im Schmelzspinnverfahren hergestellt wird. Da die
Farbstoffe schon im Spinnprozess eingebracht werden, bieten sie
etwas weniger Variabilität in der Farbgestaltung als Polyamid oder
Wolle. Dass die farbliche Bandbreite dennoch umfangreich ist und
sich außerdem perfekt auf die Umgebung abstimmen lässt, beweisen
die patchworkartigen Teppiche im Delfter Combiwerk.
Bautafel
Architekten: VMX Architects, Amsterdam
Innenarchitekten: i29 interior Architects, Duivendrecht
Projektbeteiligte: Grontmij, Houten (Tragwerksplaner), Zwartwoud, Groningen (Möbelhersteller), Burmatex carpets, Ossett (Teppichhersteller)
Bauherr: Gemeinde Delft
Fertigstellung: 2011
Standort: Gantel 23, 2635 DP Den Hoorn
Bildnachweis: i29, Duivendrecht; VMX Architects, Amsterdam; Ronald Tilleman, Rotterdam
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Boden sponsored by:
Object Carpet GmbH
Marie-Curie-Straße 3
73770 Denkendorf
Telefon: +49 711 3402-0
www.object-carpet.com