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Büro- und Gewerbebau in Freudenstadt
Gebaute Visitenkarte
Mit dem Neubau in Freudenstadt konnte das Architektenduo w : architekten gleich zwei selbst gesetzte Ziele erreichen: Der holzverkleidete Baukörper bietet eine komfortable, moderne Arbeitsstätte für zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und fungiert zugleich als Visitenkarte für die hauseigenen Entwürfe. Mit dem schlichten, schnörkellose Neubau werden die Gegebenheiten seiner exponierten, erhöhten Lage genutzt. Das dreigeschossige Büro- und Gewerbegebäude befindet sich im Bahnhofsviertel zwischen Innenstadt und Wohnsiedlung und bildet einen neuen Übergang zwischen den beiden Nutzungsgebieten. Außer dem Architekturbüro bezogen ein Gesundheitszentrum samt Administration, Gymnastik- und Konferenzräumen sowie eine Zahnarzt- und Physiotherapiepraxis die insgesamt 3.000 m² großen Räumlichkeiten.
Gallerie
Höhenversatz als Entwurfspotenzial
Das Viertel rund um den Stadtbahnhof ist geprägt von Infrastruktur,
großmaßstäblichen Gebäuden der Innenstadt sowie kleineren Parzellen
und Zweifamilienhäusern der angrenzenden Wohnsiedlung. Neben dieser
Mischnutzung zeigt das Grundstück eine weitere Auffälligkeit: Der
gegebene Geländeverlauf bildet hier einen Höhenversatz von mehreren
Metern.
Diesen Höhenunterschied hat sich das Architektenteam für seinen Entwurf zunutze gemacht. So bleibt die Tiefgarage, die auf Augenhöhe des Stadtbahnhofs liegt, den Blicken aus dem Wohngebiet unter der Erde verborgen. Dadurch zeigen sich stadtseitig drei oberirdische Geschosse, während der Bau in Richtung Wohngebiet zweigeschossig wirkt und sich dadurch an die Kleinteiligkeit und geringen Bauhöhen der Wohnhäuser anpasst.
Auch mit dem Dachverlauf wird das Spiel mit den Höhen
aufgegriffen: Das ortstypische Satteldach auf der Westseite des
Baus, dessen Giebelfassade vollflächig verglast ist, entwickelt
sich zu einem Flachdach im Osten, auf dem sich eine begrünte
Dachterrasse befindet. Erschlossen wird die Terrasse über ein
Galeriegeschoss, das über dem Erdgeschoss schwebt und über eine
offene, zentrale Treppe zugänglich ist.
Holzlamellenfassade mit rhythmisierenden Öffnungen
Die strenge Geometrie des Baus wird durch die Gestaltung der
Gebäudehülle geschärft: Die vertikalen Holzlamellen geben der
homogenen Fassade eine plastische Struktur. Während die Fassade
Richtung Wohngebiet neben dem Haupt- und einem Nebeneingang nur
eine kleine Fenstergruppe am Rand des Gebäudes aufweist, verteilen
sich über die Ostseite viele Öffnungen in einem regelmäßigen
Raster. Mittig öffnet sich auf jeder Etage eine große Fensterfront,
über die die Lamellenstruktur hinweg fortgesetzt wurde. Bei
beleuchteten Innenräumen in der Nacht zeichnet sich die Struktur
als Schattenspiel nach außen ab. Dunkle und schmale Fensterrahmen
und -stürze sowie der Attikaabschluss aus schwarzem Metall
kennzeichnen die Hülle und sorgen rahmengleich für klare
Konturen.
Beton, Glas und Licht im Innern
Erschlossen wird der Neubau über ein zweigeschossiges Foyer – Wände
und Decken wurden in rohem Sichtbeton ausgeführt. Ein Luftraum
gewährt dabei Einblicke ins Obergeschoss. Ein entsprechendes
Beleuchtungssystem inszeniert die schlichte architektonische
Gestaltung und sorgt für eine warme Atmosphäre sowie gezielte
Akzente im Innenraum.
Kommunikationsfördernde Raumstrukturen
Bei der Innenraumgestaltung ihrer neuen Arbeitsstätte folgten die
Planenden ihren eigenen Maßgaben an moderne, agile Arbeitsumfelder
und entwickelten „Raumstrukturen, die Kommunikation befördern“. So
wechseln sich offene Arbeitsbereiche mit Rückzugs- und
Erholungsmöglichkeiten sowie informellen Kommunikationszonen ab,
wodurch eine kreative und kommunikative Büroatmosphäre entsteht.
Das Herz des neuen Büros bildet der hohe Galerieraum, dessen
offenes Raumgefühl durch die vollständig verglaste Westfront
verstärkt wird. Die Lamellenverschalung der Außenhülle wurde auch
hier zur Innenverkleidung des Daches und der Wände eingesetzt: Die
Struktur gibt dem Raum mehr Tiefe, absorbiert dank hinterlegter
Mineralwolle und Akustikmatten gleichzeitig den aufkommenden Schall
und sorgt so für eine angenehme Raumakustik.
Auch für die anderen Mieter wurden Raumstrukturen entwickelt, die an die jeweiligen Anforderungen angepasst sind. So entstand ein Mix aus großen, hellen Räumen und Einzelbüros sowie Behandlungszimmern. Insgesamt dominieren nur wenige Materialien den Innenausbau: Beton, Holz und Glas.
Boden
Für eine reduzierte Gestaltung beschränkten sich die Architekten
auch beim Bodenbelag auf die gegebene Materialpalette: Die
Bodenplatten aus Beton wurden mit geglättetem und versiegeltem
Zementestrich
belegt. Der glatte und leicht glänzende Belag bildet einen
strukturellen Kontrast zu den rauen Sichtbetonwänden und der
linearen Lamellenverkleidung der Decke. Durch die verwandte
Farbgebung der Materialien entsteht insgesamt ein ausgeglichenes
und harmonisches Bild. Unterbrochen wird der harte, glatte
Estrichboden an einigen ausgewählten Stellen durch rechteckige,
graumelierte Teppiche. Farblich in die Gesamtgestaltung eingefügt,
aber durch ihre hochlorige Struktur auffallend, verleihen sie dem
Interieur einen Tupfer Behagllichkeit, beispielsweise in den
Besprechungsräumen des Architekturbüros. -si
Bautafel
Architektur: w : architekten, Freudenstadt
Projektbeteiligte: Bugenings & Eisenbeis, Freudenstadt (Statik); Gottfried Braun, Baiersbronn (Klimatechnik); Liepelt, Baiersbronn (HLS); Horstmann & Berger, Altensteig (Bauphysik); Vitra, Birsfelden (Möblierung); Deltalight, Wevelgem (Beleuchtung); Knauf AMF, Grafenau (Wandbeschichtung); Hansgrohe, Schiltach (Armaturen); Duravit, Hornberg (Sanitärkeramik); Saint Gobain Weber, Düsseldorf (Estrichboden); Object Carpet, Denkendorf (Teppiche)
Bauherrschaft: w : immobilien, Freudenstadt
Standort: Hindenburgstraße 2, 72250 Freudenstadt
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Fotografie Frei, Ostfildern / w : architekten, Freudenstadt
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