Erweiterung eines Berghotels in Mouttas Muragl
Umbau zum Plusenergiehaus
Die Aussicht auf die Oberengadiner Seenlandschaft ist spektakulär und die Sonne scheint so viel, wie an wenigen anderen Orten in der Schweiz. Deshalb hatte der Churer Ingenieur Wildberger bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Idee eine Bergbahn nach Muottas Muragl oberhalb von Samedan zu errichten. 1907 fand die Jungfernfahrt der Standseilbahn und die Eröffnung der Bergstation mit Restaurant und Gästezimmern statt. Der Ort, fast zweieinhalbtausend Meter über dem Meeresspiegel, erfreut sich bis heute ungebrochener Beliebtheit als Ausflugsziel und Ausgangspunkt für Bergtouren.
Gallerie
2010 wurde das Berghotel (inzwischen heißt es Romantik Hotel Muottas Muragl) von Fanzun Architekten aus Chur komplett renoviert, umgebaut und erweitert. Auch um die unbefriedigenden betrieblichen Abläufe zu optimieren, die im Laufe der Jahre durch verschachtelte Anbauten entstanden waren. Von ursprünglich 1.700 m² wurden die Fläche dabei auf 2.700 m² erweitert.
Ein neu gestalteter Natursteinsockel als Gebäudebasis gibt dem historischen Gebäude zusammen mit einem neuen Längsanbau im Erdgeschoss eine klare Fassung. Der Sockelbereich nimmt zusätzlich zur Funktion des Technikgeschosses die Personal- und Technikräume, Toiletten und Lager, aber auch den neuen Ankunfts- und Abfahrtsbereich der Bergbahn auf. Ankommende Gäste werden von hier aus entweder zur Rezeption von Hotel und Restaurant oder über eine Außentreppe direkt auf die Sonnenterrasse geleitet. Im Erdgeschoss ist, neben dem Panorama-Restaurant und einem Selbstbedienungsbereich, eine neue und deutlich größere Küche installiert. Die beiden Obergeschosse bieten jetzt 16 Doppel- und Familienzimmer mit eigenen Bädern sowie einige Sitzungsräume.
Nachhaltig Bauen
Der außergewöhnlich sonnenreiche Standort, eine sehr gute
Wärmedämmung und eine geschickte Kombination aus Solar- und
Erdwärme ermöglichen es, den Wärmebedarf des Hotels, trotz einer
Jahresmitteltemperatur von -1°C, komplett über erneuerbare Energien
zu decken.
Die Baumaßnahme hat den Wärmebedarf pro Quadratmeter beheizter Nutzfläche halbiert, deshalb benötigt das Haus trotz der Erweiterung weniger Energie als zuvor. Die passiven Solargewinne durch die nach Süden orientierten Fenster machen 41 Prozent der gesamten Transmissionsverluste durch die Gebäudehülle wieder wett. Um diese solaren Gewinne optimal zu nutzen, wurden im Innenausbau speicherfähige Bodenbeläge, Decken- und Wandaufbauten eingesetzt, die diese Wärme bei sinkenden Temperaturen wieder an den Raum abgeben. Heizregister unmittelbar unter der Bodenoberfläche können mit der Wärmeabgabe schnell auf steigende Raumtemperaturen aufgrund von Solarstrahlung reagieren.
Der verbleibende Energiebedarf ist durch die Erträge aus
verschiedenen Systemen gedeckt. So wird zum einen die ohnehin
vorhandene Abwärme aus den Kühlaggregaten, der Küche und dem
Bahnbetrieb genutzt. Zum anderen liefern thermische
Solarkollektoren Energie für die Wassererwärmung und die Heizung.
Sofern dies nicht ausreicht, schaltet sich eine Wärmepumpe
zu, gespeist aus 16 Erdsonden mit einer mittleren Länge von 200
Meter. Überschüssige Sonnenenergie aus dem Gebäude kann über die
Sonden im Erdreich gespeichert werden. Dadurch regeneriert sich der
Erdspeicher, was für den Heizbetrieb wiederum einen besseren
Wirkungsgrad der Wärmepumpe ermöglicht.
Unverzichtbares Element des Energiekonzeptes ist die
Wärmespeicherung, hier mit insgesamt vier Speichern von
unterschiedlichen Temperaturen realisiert. Denn die
Energieproduktion und der Bedarf decken sich in ihren zeitlichen
Profilen naturgemäß nicht völlig. Eine Photovoltaik-Anlage entlang
der Bahntrasse, an der ohnehin die Stromversorgung des Hotels
geführt wird, deckt den Strombedarf. Über das Jahr gesehen,
produziert der Betrieb so mehr Energie als er benötigt.
Das Hotel wurde u.a. mit dem Schweizer Solarpreis 2011 und dem
Schweizer Energiepreis Watt d'Or 2012 ausgezeichnet.
Bautafel
Architekten: Fanzun, Architekten + Ingenieure, Chur
Projektbeteiligte: Fanzun, Architekten + Ingenieure, Chur (Generalplanung, Statik, Energiekonzept, Bauleitung)
Bauherr: Bergbahnen Engadin St. Moritz, St. Moritz
Fertigstellung: 2010
Standort: Mouttas Muragl, Samedan
Fachwissen zum Thema
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