Natur- und Erlebnisweiher in Reinach
Stetige Sukzession
Auf den ersten Blick würde man hier kein Naturschutzgebiet erwarten: eingebettet zwischen der Autobahn, dem Fluss Birs, einer Kläranlage und einem Hundetrainingsplatz. Das Grundstück an der Birs ist nach einem Teilrückbau der Kläranlage frei geworden und bietet nun Raum für Pflanzen, Tiere und Erholungssuchende. Der Natur- und Erlebnisweiher von Berchtold Lenzin Landschaftsarchitekten gehört zum Aktionsplan Birspark Landschaft, der von sechs Gemeinden entlang des Flusses unterstützt wird. Die Initiative möchte Natur- und Erholungsräume an der Birs erhalten und fördern.
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Verlängerte Uferzone
Im Grundriss sticht sie sofort ins Auge – die spezielle Form des Weihers. Er besteht aus einem Raster von rechtwinkligen Becken und zeigt damit klar, dass er von Menschenhand geschaffen wurde. Neben gestalterischen Überlegungen ging es den Landschaftsarchitekten darum, mit den ausragenden rechteckigen Armen die Länge der ökologisch wertvollen Uferzone zu verdoppeln. Die unterschiedlich großen Becken weisen alle verschiedene Wassertiefen auf, einige sind wechselfeucht. Damit schaffen die Landschaftsarchitekten eine noch größere Vielfalt an Lebensräumen.
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Für Mensch und Natur
Ein Zaun aus geflochtenen Ästen teilt das Feuchtbiotop in zwei Zonen: Den hinteren Bereich in Richtung Autobahn übergeben die Landschaftsarchitekten der Natur. Er darf nicht betreten werden, damit Frösche, Kröten oder auch Ringelnattern ungestört bleiben. Im vorderen Teil, in der Nähe des Spazierwegs an der Birs, sind Besuchende ausdrücklich eingeladen, sich zum Verweilen in den Schatten zu setzen und die Natur zu beobachten: Ein Holzpodest ermöglicht Einblicke in das hinter den Zäunen liegende Naturschutzgebiet.
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Pflegezyklus zur stetigen Sukzession
Da sich der Weiher auf einem Kiesplateau befindet, mussten die Becken mit einer Kunststofffolie abgedichtet werden. Nun füllt sich das Biotop jedoch selbstständig mit Regenwasser. Teil des Entwurfs von Berchtold Lenzin ist auch ein Pflegeplan: Dabei sollen die einzelnen Becken in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Die Vegetation wird dabei nicht nachgepflanzt, sondern soll sich aus den benachbarten Bereichen natürlich wiederansiedeln.
So befinden sich die Abschnitte immer in unterschiedlichen Stadien der Sukzession, wovon seltene Tier- und Pflanzenarten profitieren. Die Sukzessionsstadien werden am Weiher in Reinach selbst für den Laien erlebbar. Diese Herangehensweise führt zu einer hohen Biodiversität auf der 6600 Quadratmeter großen Fläche und ein funktionierendes Nebeneinander von Pflanzen, Tieren und Menschen. -sh
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Bautafel
Landschaftsarchitektur: Berchtold Lenzin, Basel
Projektbeteiligte: Holinger, Liestal (Wasserbau); Susanne Kaufmann, Liestal (Beratung Vegetation)
Bauherrschaft: Gemeinde Reinach
Fertigstellung: 2020
Standort: Kanalstrasse, Reinach BL, Schweiz
Bildnachweis: Noah Ulrich, Liestal / Mathias Berchtold, Basel
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