Oberflächenstrukturen und Effekte
Das für die Schalhaut gewählte Material, die Anzahl der Einsätze und das Saugverhalten sind die wichtigsten Kriterien für die Struktur der Sichtbetonoberfläche. Durch spezielle Einlagen wie Matrizen oder Folien lässt sich das Spektrum der Gestaltungsmöglichkeiten erweitern.
Gallerie
Materialstrukturen
Der Klassiker des strukturierten Sichtbetons zeigt sich an Flächen
mit dem Abdruck rauer, gehobelter gebürsteter oder geflammter
Bretter. Je nach Saugverhalten des Holzes können unterschiedliche
Färbungen des Betons entstehen. Auch die Dimensionierung und
Ausrichtung der Bretter bestimmt den gestalterischen Ausdruck. Eine
abwechslungsreiche Struktur, die durch eine Schalhaut aus
gebrauchten, unterschiedlich breiten Holzelementen erreicht wurde,
zeigt etwa das
UCCA Dune Art Museum bei Qinhuangdao. Weitere Materialien, mit
denen sich die Oberfläche des Betons texturieren lassen, sind zum
Beispiel OSB-Platten oder textile Einlagen.
Natürliche Materialien, mit denen sich reliefartige Strukturen erreichen lassen, sind unter anderem Sand, Bambus und Schilfrohrmatten (siehe Bauwerke zum Thema). Ganze Fichtenstämme hingegen nutzte man bei der Schalung der Innenwände von Peter Zumthors Bruder-Klaus-Feldkapelle bei Wachendorf in der Eifel. Beim Refugi Lieptgas in Flims von Nickisch Walder kamen die Rundhölzer des ruinösen Vorgängerbaus als Schalung zum Einsatz.
Als Schalhaut zweckentfremden lassen sich zahlreiche industriell hergestellte Produkte, wie etwa Wellblech oder Luftpolsterfolie. Wenn Schalungselemente im 3D-Druckverfahren, etwa in künstlichem Sandstein, hergestellt werden, kann die gewünschte Oberflächenstruktur im Produktionsprozess der Sonderschalung berücksichtigt werden (siehe etwa Decke des DFAB House in Dübendorf).
Strukturmatrizen
Die elastischen Schalungseinlagen bestehen in der Regel aus
Polyurethan-Elastomeren und werden mithilfe eines Positivmodells
(modelliert oder vorhandene Struktur) gegossen. Sie lassen sich je
nach Beschaffenheit bis zu hundertmal wiederverwenden.
Strukturmatrizen werden entweder auf die Schalelemente geklebt
beziehungsweise genagelt (Ortbeton) oder während der Herstellung
eingelegt (Fertigteile). Wichtig ist die Wahl eines geeigneten
Trennmittels, das die Oberfläche der Matrize nicht angreift. Da
meist ein konsistentes Erscheinungsbild mit durchlaufenden Linien
und Formen gewünscht ist, muss die Anordnung und Verwendung der mit
Matrizen bestückten Schaltafeln im Vorfeld präzise geplant werden.
Auch fotografisch anmutende Abbildungen lassen sich durch den Einsatz von Strukturmatrizen erreichen („Fotogravur“). Die reliefartige Struktur sorgt dabei für ein Erscheinungsbild, das sich je nach Blickwinkel und Lichteinfall ändert.
Fotobeton
Ein schwarzweiß gerastertes Bildmotiv wird mithilfe eines
speziellen Druckverfahrens auf eine Folie aufgebracht – statt Farbe
wird dabei Abbindeverzögerer verwendet, der in unterschiedlich
dicken Schichten aufgetragen wird. Anschließend wird die Folie im
Fertigteilwerk in die Schalung eingelegt, mit der dann das Bauteil
hergestellt wird. Die Betonoberfläche bindet unterschiedlich
schnell ab; durch das anschließende Auswaschen entstehen hellere
und dunklere Bereiche mit verschiedenen Rauigkeiten.