Um- und Anbau des Pfarrheims Mauthausen
Hülle aus Zink
Gallerie
Ganz im Sinne von Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung hat
die österreichische Gemeinde Mauthausen mit dem Umbau des
Pfarrheims Maßstäbe in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz
gesetzt. Den Anstoß gab die notwendige Sanierung des 1975 erbauten
Hauses, und so setzte sich nach einem Beschluss des
Pfarrgemeinderates 2003 ein ehrenamtliches Planungsteam zusammen,
um ein Gebäude entstehen zu lassen, das dem in der Pfarrei
verankerten Grundsatz Nachhaltig leben entspricht.
Entworfen und entwickelt wurde der Umbau von X Architekten. Sie
bündelten eine Reihe von Maßnahmen, um aus dem in die Jahre
gekommenen Gebäude einen lebendigen Ort der Begegnung zu machen,
der den Bedürfnissen seiner Nutzer entspricht und gleichzeitig
etwas für den Klimaschutz tut. An der Realisierung waren viele
Gemeindemitglieder ehrenamtlich beteiligt: Rund 6000 unbezahlte
Arbeitsstunden machten das Vorzeigeprojekt und Vorbild für
Gemeinden in ganz Österreich möglich.
Ein geringer Heizbedarf, die effiziente Nutzung vorhandener sowie
der Einsatz erneuerbarer Energien waren wichtige Parameter beim
Bau. Nach Möglichkeit wurden alte Werkstoffe wiederverwendet. Dank
einer Wärmedämmung mit umweltfreundlichen Materialien,
Wärmerückgewinnung sowie einem kontrollierten Be- und
Entlüftungssystem konnte die Energiekennzahl von vorher 195 auf nur
noch 8,3 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr gesenkt werden.
Zur Deckung des geringen restlichen Wärmebedarfs dient eine
Pelletsheizung. Außerdem wurde eine Photovoltaikanlage
errichtet.
Doch nicht nur das Gebäude selbst überzeugt durch die konsequente
Umsetzung im Passivhausstandard, auch die naturnahe Gestaltung der
Außenanlagen spiegelt den Gedanken der Nachhaltigkeit wider.
Insgesamt besteht das Pfarrheim aus drei Geschossen plus Keller.
Die öffentlichen Funktionen (Pfarrkanzlei, Büro) sowie die
Bibliothek sind im Erdgeschoss angeordnet. Im Untergeschoss liegen
nach Westen die Gruppenräume mit Ausgang ins Freie und nach Osten
der Pfarrsaal mit Foyer und allen Nebenräumen. Diese Ebene kann
neben der inneren Treppenerschließung auch über eine Rampe von
außen erreicht werden. Im Kellergeschoss befinden sich die
Lagerräume der Gruppen und die Haustechnikanlage mit dem
Pellets-Lagerraum. Der Dachstuhl blieb in seiner Form bestehen und
beherbergt den Chorprobenraum, die Jungschar und einen
Reserveraum.
Die Topografie der vorhandenen Gesamtanlage aus Kirche, Pfarrhof
und Pfarrheim ist von starken Höhenunterschieden geprägt und
stellte hohe Anforderungen an die Kreativität der Architekten. Sie
setzten dies über einen „Weg“ als Metapher des Verbindens, des
Annäherns und Ankommens um. Zwischen den einzelnen Bereichen
schufen sie neue räumliche Zusammenhänge, bestehende Barrieren
mussten weichen, damit sich das gesamte Gelände dem Besucher
öffnet. Ein Verbindungsbauwerk zwischen Pfarrhof und Pfarrheim
wurde entfernt, so dass jeder Baukörper selbstbewusst für sich
steht und die Freiflächen gut nutzbar werden. Der Haupteingriff in
die bestehende Struktur bestand aus dem Neubau des Pfarrsaals mit
vorgelagertem Foyer. Beide wurden so im Hang situiert, dass sie von
oben räumlich nicht erscheinen und von unten eingeschossig wirksam
sind. Zur barrierefreien Nutzung der gesamten Anlage dient ein
Personenlift.
Einige respektlose Stimmen nennen das Pfarrheim nach seiner
Sanierung Blechdose. Doch angesichts der beiden renommierten
Umweltpreise, die der markante Bau errang, werden auch die
Skeptiker weniger. So verlieh die Jury des oberösterreichischen
Energiesparverbands dem Projekt den Energiestar 2009, zudem
erhielt es den österreichischen Klimaschutzpreis 2009, der
gemeinsam vom Lebensministerium und dem ORF vergeben wird.
Dach
Das Pfarrheim behielt seine ursprüngliche Dachgestaltung, ein
Walmdach. Dessen starke Geometrie wirkt jedoch
nach der Sanierung als homogener Körper, denn das Material der
Dachdeckung setzt sich an den Fassaden fort. Dafür wurde eine
hinterlüftete Zinkverkleidung gewählt. Über dreifach verglaste
Dachflächenfenster mit außen liegendem
Sonnenschutz wird das Dachgeschoss mit Licht versorgt.
Dachaufbau:
- Zink-Dachplatte 0,8 cm
- Strukturmatte 0,8 cm
- Schalung 2,4 cm
- Hinterlüftung 4 cm
- Unterdachbahn
- Schalung 2,4 cm
- Wärmedämmung/Sparren 22 cm
- OSB-Platte/Dampfbremse 1,5 cm
- Installationsebene/Dämmung 8 cm
- Gipskartonplatte 1,5 cm
Bautafel
Architekten: X Architekten, Linz, Wien
Projektbeteiligte: Strohhäusl & Partner, Linz (Statik); Günther Hendorfer, Hartkirchen (Bauphysik); Hentschläger & Stross, Langenstein (Baumeister, Zimmerei); Poschacher, Mauthausen (Dachdeckerei + Spenglerei)
Bauherr: Pfarre Mauthausen, Diözese Linz
Standort: Pfarrplatz 1, Mauthausen
Fertigstellung: 2009
Bildnachweis: X Architekten, Linz, Wien