Beyond the Family Kin Housing in Madrid
Fliesen für ein langes Leben
Im Alter aus dem Haus ausziehen zu müssen, das man womöglich seit Jahrzehnten bewohnt, ist für viele eine beängstigende Vorstellung. Im Idealfall sollten Wohnungen und Häuser daher mit ihren Bewohner*innen „mitwachsen“. Ein solches Haus haben Ignacio G Galán und OF Architects für ein älteres Paar aus Madrid entworfen.
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Mit seinem Sheddach und der himmelblauen Fliesenfassade sticht das Beyond the Family Kin Housing in der bürgerlichen Wohngegend hervor. Das Gebäude umfasst drei Geschosse inklusive Untergeschoss, wobei letzteres aufgrund des Gefälles gartenseitig frei liegt. Der Zugang zum Erdgeschoss erfolgt straßenseitig über eine kleine Rampe. Hier befindet sich der Bereich des Eigentümerpaares, bestehend aus einem zentralen offenen Wohnraum, einer separaten Küche und einem Schlafzimmer mit En-Suite-Bad.
Im Staffelgeschoss darüber sind zwei weitere Schlafzimmer mit jeweils eigenen Bädern untergebracht, die einen kleinen Wohnbereich flankieren. Derzeit ist diese Etage für die häufigen Gäste des Paares vorgesehen. Das Gartengeschoss ist als separate Einzimmerwohnung organisiert, die vermietet oder bei Bedarf einer Pflegekraft bereitgestellt werden kann.
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Aufgrund der Nähe des Wohnhauses zur Universität wurde bei dem Entwurf aber auch bereits die Möglichkeit mitgedacht, die Zimmer im Unter- und Obergeschoss an Studierende zu vermieten, die für eine günstige Miete kleinere Arbeiten für das ältere Paar erledigen. Die offene und barrierefreie Raumgestaltung erlaubt dabei, dass Rückzug und kollektives Miteinander gleichermaßen möglich sind.
Den Nachbarn zugewandt
Im Unterschied zu den meisten Einfamilienhäusern, die sich zur Straße hin verschlossen zeigen und einen nach hinten liegenden Garten haben, verfügt das Beyond the Family Kin Housing über eine vorderseitige Terrasse mit Pool. Ein weiterer gemeinsamer Außenbereich befindet sich auf dem Dach des Staffelgeschosses. Das Hauptgeschoss bildet straßenseitig ein Sheddach aus, welches in Kombination mit den silbrig glänzendem Wellblechfassaden dahinter dem Gebäude einen industriellen Akzent verleiht.
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Fliesen und Nachhaltigkeit
Mit ihren hellen Oberflächen sowie Einbauten und Deckenbekleidungen aus Holz muten die Innenräume fast skandinavisch an. Farbige Akzente setzen Leuchten und Türrahmen in Lindgrün. Typisch südeuropäisch ist hingegen der durchgehend geflieste Boden. Großformatige, quadratische Fliesen mit einem hellgrauen, dezenten Natursteindekor finden sich in allen Zimmern. Sie kamen nicht nur wegen des Kühleffekts in heißen Monaten zum Einsatz, sondern auch weil sie sich leicht reinigen und gut mit dem Rollstuhl befahren lassen. Darüber hinaus sind sie der ideale Partner für die Fußbodenheizung: Im Vergleich zu Parkett oder anderen Böden ermöglichen Fliesen eine schnellere und effizientere Wärmeübertragung.
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Zum Energiekonzept des Hauses gehören zudem die aufgeständerten Solarpaneele auf der Dachterrasse, die zugleich als Schattenspender dienen. Die beweglichen Fenster im Sheddach sind mit automatischen Jalousien gekoppelt, die den Wärmeeintrag und Lichteinfall steuern.
Zur Nachhaltigkeit des Hauses trägt nicht zuletzt die himmelblaue Keramikfassade bei. Auf Empfehlung der Architekt*innen entschied sich das Bauherrenpaar für eine vorgehängte hinterlüftete Ausführung. Damit ist die Fassade nicht nur robust und langlebig, sondern zugleich auch flexibel umbau- und vollständig rückbaubar. Die rechteckigen, matt glasierten Platten sind horizontal im Kreuzverband montiert. Besonders harmonisch wirkt die Fassadenfläche durch die verdeckte Befestigung ohne sichtbare Klammern. Die Platten konnten einfach in das Systemprofil eingehängt werden, sodass zur Montage kein zusätzliches Werkzeug nötig war.
Bautafel
Architektur: Ignacio G. Galán und OF Architects
Projektbeteiligte: Mecanismo Ingenieria, Madrid (Bauingenieur); Agrob Buchtal, Schwarzenfeld (Hersteller Fassadenfliesen; verwendetes Produkt: KeraTwin)
Bauherr*in: privat
Fertigstellung: 2023
Standort: Madrid, Spanien
Bildnachweis: Miguel de Guzmán (Fotos); Ignacio G. Galán und OF Architects (Pläne)