VHF: Verdeckte Befestigung
Keramikplatten werden bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden (VHF) punktförmig an definierten Stellen mittels Halterungen befestigt. Dabei unterscheidet man die sichtbare und die verdeckte Befestigung.
Gallerie
Bei der verdeckten, rückseitigen Befestigung von Keramikplatten liegen die Befestigungspunkte in der Plattenfläche. Im Regelfall sind vier Punkte in einem Abstand vom Plattenrand angeordnet, der dem 0,1- / 0,2-fachen Betrag der jeweiligen Plattenbreite bzw. -höhe entspricht. Diese Befestigungsart bringt die Wertigkeit und Ästhetik einer keramischen Fassadenbekleidung am besten zur Geltung. Herstellerbezogen stehen verschiedene Systeme zur Verfügung: die Befestigung mit Hinterschnittankern, mit Verbundkörpern oder die Befestigung durch Kleben.
Hinterschnittanker
Die Befestigung mit Hinterschnittankern kommt am häufigsten zur Anwendung. Die Hinterschnittbohrungen müssen im Regelfall objektbezogen bereits werkseitig gebohrt werden, so dass dem Ausführenden ein hoher Grad an Vorfertigung zur Verfügung steht. Die Hinterschnittanker sorgen für eine formschlüssige und spreizdruckfreie Befestigung im konisch hinterschnittenen Bohrloch. Sie dienen der Befestigung sogenannter Agraffen, mit denen die keramische Platte in das waagerechte Tragprofil der Unterkonstruktion eingehängt, justiert und befestigt wird. Es sind nur Hinterschnittanker einzusetzen, die in der jeweiligen Zulassung des Keramikanbieters namentlich genannt sind.
Verbundkörper
Bei der Befestigung mit Verbundkörpern wird eine runde keramische Scheibe mit integrierter nichtrostender Schraube mittels eines Glaslotrings auf die Plattenrückseite aufgesintert. Auf der Schraube dieses Befestigungselementes wird dann mit einer selbsthemmenden Mutter die Agraffe befestigt. Bei beiden Befestigungsarten - Hinterschnittanker und Verbundkörper - zeigen sich in der Fassade offene Vertikal- und Horizontalfugen.
Verklebung
Mit Weiterentwicklung der Klebetechniken haben sich geklebte Fassadenplatten als Alternative zur mechanischen Befestigung etabliert. Sowohl der schweizerische Klebstoffhersteller Sika als auch der belgische Klebstoffhersteller Innotec haben ein System entwickelt, bei dem unter anderem sehr große, dünne keramische Platten auf eine vorgehängte Aluminium-Unterkonstruktion geklebt werden können. Durch die dauerelastischen Eigenschaften des Klebesystems in Kombination mit dem hohen Haftvermögen der Aluminium-Unterkonstruktion wird den unterschiedlich starken, temperaturbedingten Bewegungen der eingesetzten Fassadenplatten Rechnung getragen. Planenden und Gestaltenden bieten sowohl das SikaTack Panel-System als auch das Innotec Project-System eine Vielzahl an Vorteilen gegenüber vergleichbaren verdeckten, mechanischen VHF-Montagesystemen.
Für diese Art der Fassadenkonstruktion dürfen nur bestimmte Plattentypen verwendet werden, die in den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen in Verbindung mit dem jeweiligen Klebesystem aufgeführt sind. Zudem muss der montierende Betrieb über Baustellenfachpersonal mit besonderen Kenntnissen auf dem Gebiet der Oberflächenvorbereitung und der Verarbeitung von Klebstoffen verfügen. Der Nachweis der Qualifikation des Baustellenfachpersonals ist durch eine Bescheinigung einer anerkannten Prüfstelle zu führen (zum Beispiel durch Teilnahme an einer Schulung durch die Hersteller des Klebesystems und ggf. der Fassadenplatten mit anschließender Prüfung durch eine anerkannte Prüfstelle). Beide Systeme verfügen über eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik DIBt. Und für beide Systeme hat eine große Anzahl von Keramikherstellern ihre – insbesondere sechs Millimeter dünnen und bis zu 300 x 150 Zentimeter großen – Platten zertifizieren lassen.
Alle hier beschriebenen Befestigungen bedürfen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt). Dies betrifft auch die gegenüber der EN 14411: Keramische Fliesen und Platten - Begriffe, Klassifizierung, Gütermerkmale und Kennzeichnung gestellten höheren Qualitätsanforderungen an die Keramikplatten. Die Komponenten der bauaufsichtlich zugelassenen keramischen Fassadensysteme sind gezielt aufeinander abgestimmt, und ein optimales Tragverhalten ist nur dann zu erwarten, wenn die für die einzelnen Systeme gestellten Bedingungen auch eingehalten werden. Dies gilt sowohl bezüglich der Materialeigenschaften der verwendeten Einzelteile als auch bezüglich deren geometrischer Ausbildung, sowie der Einhaltung konstruktiver Anforderungen an die Unterkonstruktion und der Beachtung der Toleranzanforderungen bei der Montage.