Sanierung: Wohnhaus in Lissabon
Dreidimensionale, zackige Fliesen lassen die Fassaden schillern
Über dem Lissabonner Stadtteil Restelo strahlt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Im Garten eines frisch sanierten, dreigeschossigen Wohnhauses aus den 1950er-Jahren in dem gehobenen Viertel planschen zwei Jungen im Pool. Das von der bewegten Wasseroberfläche reflektierte Sonnenlicht wird von den dreidimensionalen, tiefgrünen Fliesen der umgebenden Baukörper abermals gebrochen und zurückgeworfen.
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Das Büro João Tiago Aguiar Arquitectos gestaltete die siebzig Jahre alte Villa in ein luxuriöses Wohnhaus für eine Familie mit spektakulärem Blick auf den Tejo um. Raum, Licht und Funktionalität sind die den Entwurf prägenden Merkmale. Um die vielen kleinen Räume in ein großzügiges, offenes Raumkontinuum zu verwandeln, ließen die Architekturschaffenden mehrere Wände entfernen. Zudem sah ihr Entwurf die Vereinfachung der Fassadenöffnungen und die Umwandlung von Fenstern zu Fenstertüren vor, um auch den Außenbereich – die eigentliche Hauptattraktion der Sanierungsmaßnahmen – in die neue Raumfolge einzubeziehen.
Der Pool und die umgebenden Fassaden als Hauptattraktion des Entwurfs
Am südlichen Ende Gartens befindet sich ein rechteckiger Pool mit Wasserspiel, der an beiden Schmalseiten von unterschiedlich großen, quaderförmigen Baukörpern flankiert wird. Der größere von beiden beherbergt die Garage, einen kleinen Abstell- und einen Hauswirtschaftsraum. Im kleineren Volumen sind eine Dusche und ein Grillbereich. Die Gebäudehüllen aus dreidimensionalen, grünen Keramikfliesen, die Assoziationen an Drachenhaut aufkommen lassen, fassen die beiden Baukörper optisch zu einer Einheit zusammen. Auch der bereits bestehende eingeschossige Anbau, der aus dem Haupthaus heraus in den Garten ragt, wurde mit den Fliesen bekleidet. Er beherbergt das Hauptschlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank und En-Suite-Bad – und bietet über zwei Fenstertüren direkten Zugang zum Pool. Aufgrund des zum Garten hin abfallenden Grundstücks und dem darüberliegendem Hochparterre befindet sich der Anbau auf einer Ebene mit dem Souterrain. Hier sind darüber hinaus noch ein Mehrzweckzimmer sowie die Räume für die Haushälterin mit separatem Zugang untergebracht.
Darüber, im Hochparterre, befinden sich der großzügige
Wohnbereich, das Esszimmer und die schmale Küche mit Zugang zur
Terrasse auf dem Dach des Anbaus. Im obersten Geschoss gibt es vier
weitere Schlafzimmer, die jeweils über ein eigenes Bad verfügen.
Ungewaschen muss hier niemand bleiben.
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Dreidimensionale, zackige Fliesen lassen die Fassaden schillern
Die grüne, keramische „Drachenhaut“ der drei Volumina um den Pool setzt sich aus stark glänzend glasierten, dreidimensionalen Fliesen zusammen, die die Form einer unregelmäßigen Pyramide aufweisen. Ihre Grundfläche entspricht einem sogenannten Drachenviereck (angelehnt an das windbetriebene Spielgerät, nicht das Fabelwesen). Die Fliesen wurden jeweils abwechselnd mit dem spitzen oder mit dem flachen Winkel nach unten zeigend verklebt. Die Elemente haben die Maße 16 x 19 cm und eine Dicke von ungefähr 5 cm. Die grüne Glasur changiert von Gelbgrün bis Dunkelgrün und bricht das Sonnenlicht vielfach und unregelmäßig, wodurch die Fassaden geradezu schillern.
Ausgeführt ist die an eine stachelige Drachenhaut erinnernde
Gebäudehülle als WDVS-Fassade. Die Keramik wurde
direkt auf die Dämmplatte geklebt, die speziell für die Aufnahme
von schweren Fliesen (maximales Gewicht von 20 kg/m²) ausgelegt
ist. An der Dach- und der Bodenkante wechseln sich je eine
dreidimensionale und einer flache Fliese ab, um einen geraden
Abschluss zu erzeugen. Auch die Fliesen auf den Dachflächen der
beiden Bauten an den Pool-Schmalseiten sind flach – aber sie weisen
ebenfalls die Form eines Drachenvierecks auf.
Die Grundform des Drachenvierecks findet sich auch in den
metallenen Gittern, mit denen sich der Grillbereich verschließen
lässt, dem Eingangstor und den Absturzsicherungen der Dachterrasse.
All diese Elemente wurden in Weiß ausgeführt. Die dreidimensionalen
Fliesen kommen auch im Treppenhaus des Haupthauses zur Anwendung –
allerdings in strahlendem Reinweiß. -sas
Bautafel
Architektur: João Tiago Aguiar Arquitectos, Lissabon
Projektbeteiligte: Artesalana, Oeiras (Hersteller Fliesen)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2020
Standort: Restelo, Lissabon, Portugal
Bildnachweis: Fernando Guerra; João Tiago Aguiar Arquitectos, Lissabon