Tegula-Villen in Heidelberg
Keramikplatten für Fassade und Dachflächen
Ein Abschied und ein Neuanfang: Die klamme Situation der evangelischen Kirche erlaubte es ihr nicht, ein Grundstück gegenüber der Johanneskirche im Heidelberger Stadtteil Neuenheim selbst zu bebauen. Stattdessen errichtete das Immobilienunternehmen Epple dort zwei Mehrfamilienhäuser in Erbpacht. Zuvor hatte sich dort das Pfarrhaus befunden, dessen Erhalt allerdings nicht mehr rentabel gewesen war. Die Neubauten wurden nach Plänen von Element A Architekten errichtet. In einem der beiden Gebäude konnte auch der obdachlos gewordene Pfarrer eine neue Wohnung beziehen.
Gallerie
Die beiden freistehenden Baukörper orientieren sich in Volumen und Kubatur an den umgebenden Gründerzeitvillen. Sie sind versetzt zueinander angeordnet, in der Geschossigkeit differenziert und nehmen die bestehenden Baufluchten auf. Auch die geschosshohen, ausgebauten Walmdächer mit geneigten Firstlinien sind eine Referenz an die historische Architektur der Nachbarschaft. Trotz dieser formalen Angleichung sind die Neubauten durch ihre Fassadenbekleidung aus rot-braunen Keramikplatten und die bodentiefen Fenster gestalterisch klar in der Gegenwart verankert. Der Gebäudehülle verdanken die beiden Bauten auch ihren Namen: Tegula-Villen – Tegula ist der lateinische Begriff für Ziegel.
Licht, Luft, Barrierefreiheit
Insgesamt beherbergen die drei- bis viergeschossigen Häuser neun Drei- bis Vierzimmerwohnungen mit bis zu 160 Quadratmetern Fläche, einige sind als Maisonetten ausgebildet. Erschlossen werden sie von Süden über ein gemeinsames Treppenhaus zwischen den Baukörpern. Im dritten Obergeschoss ist die Verbindung als gläserne Brücke ausgebildet. Darüber hinaus ermöglicht ein Aufzug aus der Tiefgarage die barrierefreie Erschließung.
Alle Wohneinheiten verfügen über offene Wohn-Essbereiche,
Tageslichtbäder und vom Fernwärmenetz gespeiste Fußbodenheizungen.
Große Holz-Alu-Fenster sorgen für viel Tageslicht in den
Innenräumen. Zu jeder Einheit gehört außerdem eine Außenfläche in
Form einer Terrasse, eines Balkons, einer Loggia oder einer
Dachterrasse. Im Treppenhaus treffen anthrazitfarbene Fliesen auf
Sichtbetondecken, die Wohnungen wurden mit hellen Parkettböden und
weiß verputzten Wänden ausgestattet.
Keramikplatten für Fassaden und Dachflächen
Die Fassadenbekleidung macht die Neubauten zum Blickfang an der Kreuzung Lutherstraße Ecke Mönchhofstraße. Die rot-braunen Platten bedecken nicht nur sämtliche Fassaden, sondern auch die Dachflächen. Eingesetzt wurden zwei Formate mit den Maßen 240 x 528 x 37 mm und 170 x 528 x 37 mm. Sie wurden in Handarbeit aus englischen und deutschen Tonerden hergestellt, in Holzformen geprägt und gebrannt. Aufgrund der Handfertigung variieren die Platten in Farbe und Textur und verleihen den beiden Baukörpern eine warme und zugleich lebendige Anmutung.
Material und Farbe der Keramik lassen an Ziegelmauerwerk denken, wie es im Stadtteil Neuenheim häufiger zu finden ist. Die meisten der direkten Nachbarhäuser sind allerdings verputzt, sodass man um diese Kontinuität schon wissen muss. Darüber hinaus erinnert die als vorgehängte hinterlüftete Fassade ausgeführte Gebäudehülle aufgrund von Format und Anordnung der Tonplatten eher an Holzschindeln.
Neben der Langlebigkeit des aus natürlichen Rohstoffen
bestehenden Materials trägt auch die Montage zur Nachhaltigkeit der
Keramik bei. Diese wird einfach auf Holzlatten geschraubt und kann
problemlos demontiert und anderweitig wiederverwendet werden.
-sas
Bautafel
Architekten: Element A Architekten, Heidelberg
Projektbeteiligte: Koppert Holzbau, Walldorf (Verarbeitung Keramikplatten); Petersen Tegl, Broager (Hersteller Keramikplatten)
Bauherrschaft: EppleProjekt Gesellschaft, Heidelberg
Fertigstellung: 2017
Standort: Mönchhofstraße 6, 69120 Heidelberg
Bildnachweis: Johannes Vogt, Mannheim