Aus Vorhandenem geschöpft
Lehrhalle „Verschnitt“ in Bergrheinfeld
Eigentlich war die Lehrhalle der Baufirma Riedel Bau am Standort Bergrheinfeld schon fertig geplant und hätte nach den üblichen Standards gebaut werden können. Doch dann stellte man – angeregt von den Auszubildenden der Firma, die dort künftig lernen sollten – die bisherigen Pläne komplett infrage. Unter der Prämisse, ein möglichst nachhaltiges Bauwerk zu errichten, begann das Büro ASAP – Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur aus Würzburg von vorne. Im Mai 2024 wurde das Verschnitt getaufte Projekt fertiggestellt.
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Das Team von ASAP führte im Vorfeld intensive Diskussionen mit den Bauherren und den Auszubildenden und beteiligte Letztere als zukünftige Nutzer auch bei der Ausführung. Für die Neuplanung war eine Besichtigung des Betriebshofs ausschlaggebend, bei der die enormen Mengen potenziellen Baumaterials wie etwa verschnittene Schaltafeln, alte Dämmungen und aussortierte Schalungsträger ins Auge fielen. Man beschloss, diese nicht einfach zu schreddern und thermisch zu verwerten, sondern stattdessen beim Bau der neuen Halle einzusetzen.
Auf diese Weise entstand ein ganz anderes Gebäude als ursprünglich gedacht: Statt der anfangs vorgesehenen Kalksandsteinwände mit vorgesetztem WDVS aus EPS umgeben den Einraum eine mit Holzfasern gedämmte und ausrangierten Schaltafeln bekleidete Holzkonstruktion. Der Sockel besteht aus CO2-reduziertem Beton und ist mit XPS aus Baustellenrückläufen gegen das Erdreich gedämmt. Abgesehen vom Sockel sind alle Konstruktionen rückbaubar und können so später weiterverwendet werden.
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Mit seiner bunten Fassade hebt sich der Neubau deutlich von den anderen Industriebauten auf dem Werksgelände ab. Offen zeigt sich die Herkunft der Platten: Lange und kurze Abschnitte, Bohrlöcher, Nutzungsspuren sind bewusst sichtbar und sorgen für Lebendigkeit. Die Schraubverbindungen erlauben es zudem, im Schadensfall einzelne Elemente problemlos auszutauschen.
Hinter den schuppenartig angebrachten Brettern verbirgt sich der Holzskelettbau mit Holzweichfaserdämmung. Innen bekleiden Strohbauplatten die Wände. Das Gründach ist als hinterlüftete Konstruktion ausgeführt und ebenfalls mit Holzweichfasern gedämmt. Auf der Dachfläche befindet sich eine Photovoltaikanlage, die einen erheblichen Teil des Strombedarfs des Gebäudes deckt. Weiterhin wird das Regenwasser retendiert.
Das Projekt wurde gleich für mehrere Architekturpreise nominiert. Es ist auf der Shortlist des Heinze Architektur Awards 2024 und der Shortlist des BDA Bayern 2025 zu finden. Auch die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 zeigte sich beeindruckt.
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