Neue Hülle nach altem Vorbild
Fassadentausch am Haus der Statistik in Berlin
Ab 1970 saßen die Mitarbeitenden der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik in den Büroetagen eines neun- bis elfgeschossigen Gebäudes am Berliner Alexanderplatz, dem Haus der Statistik. 2015 wandte sich eine Initiative gegen die Überlegungen, den Komplex abzureißen – mit Erfolg. Mittlerweile hat sich das Areal in eine Baustelle verwandelt: Das riesige Betonskelett erhält eine neue Hülle, die das Büro de+ architekten entwickelte.
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Sukzessive wird die Anlage mit ihrem großen Innenhof entkernt, umgebaut und nachverdichtet. Später soll es hier Räume für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung und bezahlbares Wohnen geben sowie ein neues Rathaus für den Bezirk Mitte. Im Februar 2018 lobte das Land Berlin, vertreten durch die landeseigene Gesellschaft BIM Berliner Immobilienmanagement, einen offenen zweiphasigen Wettbewerb für die Fassadengestaltung aus. Ausgewählt wurde der Entwurf des Berliner Büros de+ architekten ausgewählt. Die Idee: eine moderne Wiederherstellung der bauzeitlichen Fassade.
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Die ursprüngliche Gebäudehülle wurde durch eine wärmegedämmte hinterlüftete Fassade ersetzt. Zwei große Turmdrehkräne halfen bei der Demontage der alten, schadstoffbelasteten Fassadenelemente, zuerst an der Otto-Braun-Straße und anschließend am Haus A, dem zur Karl-Marx-Allee gelegenen Gebäudeteil. Seit dem Spätsommer 2023 steht ein dritter Turmdrehkran auf dem Gelände. Zwischenzeitlich glich das Haus der Statistik einem Parkhaus. Zunächst wurden die neuen Beton-Fertigteilbrüstungen eingesetzt. Dann wurden Fenster montiert und schwarz kaschierte Dämmplatten am Rohbau angedübelt, beginnend in den oberen Geschossen entlang der Otto-Braun-Straße.
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Die neuen Verbundfenster verfügen über einen inneren Flügel aus Holz und einen äußeren aus Aluminium. Innenseitig soll ein Zweifachglas mit Wärmeschutz und Sonnenschutzeigenschaften eingesetzt werden. Außenseitig, im Wartungsflügel, ist ein Monoglas aus Verbundsicherheitsglas (VSG) mit selektiver Sonnenschutzbeschichtung bzw. -folie vorgesehen. Der Wartungsflügel kann bei geöffnetem Fensterflügel entriegelt und seitlich aufgedreht werden. So lässt sich die elektromotorische, seilgeführte Jalousie im Flügelzwischenraum der Verbundenster warten und reinigen.
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Vor den Brüstungen und Decken hängen künftig Glasfaserbetonplatten im Regelformat von 360 x 180 cm. Rückseitig sind Hülsendübel eingegossen, sodass die Fassadenelemente verdeckt an der Edelstahl-Aluminium-Unterkonstruktion befestigt werden können. Auf diese Weise sind sie thermisch von den Brüstungen getrennt. Im Zwischenraum ist Platz für die 20 cm starken Mineralwolleplatten.
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Mit den weißen, schalungsglatten Oberflächen kommt die neue Hülle der historischen Erscheinung des Gebäudes sehr nahe. Zum Schutz vor Umwelteinflüssen und Verschmutzung soll der Weißbeton der Fassadenelemente eine farblose Hydrophobierung erhalten. Da sie im Laufe der Zeit ausgewaschen wird, ist es empfehlenswert, den Schutz in Abständen von ca. zehn Jahren zu erneuern.
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In einigen Bereichen verfügen die Glasfaserbetonplatten über Gewindehülsen für die verdeckte Befestigung von goldfarben eloxierten Blechkassetten. Die Elemente aus 3 mm starkem, gekantetem Aluminiumblech gibt es in zwei Größen: 460 x 1.280 mm und 1.260 x 1.280 mm. Sie werden die Ansichten der beiden Kopfbauten (Bauteile A und D) beleben, ähnlich wie bei der ursprünglichen Fassade.
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