Aus Luft hergestellt
Fassadenwerkstoff auf Basis von Biokohle
Bis 2050 wird ein Bevölkerungszuwachs um zwei Milliarden Menschen erwartet. Woher sollen die Baumaterialien für den zu erwartenden zusätzlichen Wohnungsbedarf kommen? Und wie kann die exorbitante Menge an CO2-Emissionen verhindert werden, die damit emittiert werden würde? Diese Frage stellten sich 2016 die Architektin Allison Dring und Materialforscher Daniel Schwag. Ihre Berliner Firma Elegant Embellishments hat sich der Entwicklung von Fassadenwerkstoffen verschrieben, mit deren Hilfe städtische Luft aktiv gereinigt werden kann. Resultat einer zweijährigen Forschungstätigkeit ist eine Materialinnovation, die mehrfach nachhaltig sein soll: Made of Air (MOA) ist ein auf Biokohle basierendes Material, dass zu 90 Prozent aus Kohlenstoff besteht, der aus der Luft zurückgewonnen wurde. Das Ziel, so die Entwickler, ist kein geringeres, als mit Hilfe des neuen Materials den Klimawandel in den Griff zu bekommen.
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Bei dem Projekt handelt es sich um eine Negativemissionstechnologie: Am Ende aller Produktionsprozesse soll in jedem Fall mehr CO2 aus der Luft zurückgewonnen und gebunden worden sein, als emittiert. MOA besteht aus Biokohle, einer kohlenstoffreichen Substanz ähnlich der Holzkohle, die bei der Pyrolyse von Abfallbiomasse (Pflanzenreste aus der Forst- und Landwirtschaft) anfällt. Bei der Pyrolyse wird Biomasse in einer sauerstofffreien Umgebung verbrannt. Die dabei entstehende Hitze wird gespeichert oder zu elektrischer Energie konvertiert. Der bei der Photosynthese von der Pflanzensubstanz gebundene Kohlenstoff wird in der entstehenden Biokohle gebunden. Daher besteht MOA buchstäblich aus Kohlenstoff, der aus der Luft gewonnen wird.
Gebunden wird die Biokohle in einem Biopolymer-Bindemittel, das
frei von fossilen Brennstoffen ist und damit vollkommen ungiftig
und zudem recycelfähig sein soll. Als Thermoplast soll MOA beliebig
oft in jegliche Form gebracht werden können. Alternativ kann es am
Ende seiner Lebensspanne vergraben werden. Die Entwickler sehen das
Material vorwiegend zur Verwendung an Gebäudefassaden, in der
Möbelherstellung und für Innenausbauten, im Transportwesen und für
urbane Infrastrukturen. Nach der Entwicklung mehrerer Prototypen
wurde Ende 2019 die erste architektonische Verwendung als
Fassadenpaneel an der elektrischen Ladestation „e-tron“ des
Autoherstellers Audi am Münchner Flughafen realisiert.
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